Die Strottern, die Meister und Erneuerer des Wienerlieds, die famosen Brückenbauer zwischen der Tradition und der Moderne, eine der begehrtesten Vertreter der Wiener Musikszene mit internationaler Bedeutung über die heimischen Grenzen hinaus, die Liste der Zuschreibungen, welche die Ausnahmestellung des Duos Klemens Lendl und David Müller herausstreichen soll, ließe sich noch seitenlang weiterführen. Das Zweiergespann zählt zu jener Gruppe von Formationen, die dem einst tot geglaubten Wienerlied neues Leben eingehaucht und es auch solchen Leuten näher gebracht hat, die bis dato nicht mit diesem anfangen haben können. Die Zahl der Anhänger weiter erhöhen dürfte wohl auch das neue Album „Wia Tanzn is“ (Cracked Anegg). Einmal mehr gelingt es den Strottern, sich in ihrem musikalischen Kosmos neu zu erfinden, ihrer Musik eine neue bislang ungehörte Note zu verleihen, welche vom ersten Ton an zu begeistern weiß. Kurz: Die höchste Kunst des Liedermachertums. Präsentiert wird das wunderbare Stück am 23. Mai im Wiener Stadtsaal.
Was die Strottern in ihren neuen, insgesamt zehn Liedern vollziehen, ist schlicht eine über alle Maße faszinierende Neudeutung und Horizonterweiterung des eigenen Schaffens. An dem Punkt, an welchem sich viele anderen MusikerInnen, Ensembles und Bands in Wiederholungen und im Zitieren des Altbekannten verlieren, genau an diesem holen die beiden Wiener nun zum nächsten großen Wurf aus. Offenbarte sich das klangliche Spektrum der Musik von Klemens Lendl (Gesang, Violine) und David Müller (Gesang, Gitarre, Harmonium) schon bislang als eine unverwechselbare und an Facetten sehr reiche, so zeigt sich dieses durch die instrumentale Erweiterung der Formation um eine Bläserfraktion bestehend aus Martin Eberle (Trompete, Flügelhorn) und Martin Ptak (Posaune, Harmonium) ein weiteres Mal um viele, viele Nuancen verfeinert.
Wiewohl das Wienerlied von den beiden immer noch in wunderbarer Weise gepflegt wird, entfernt sich das Duo dann doch hörbar von dessen Traditionen und Wurzeln. Mehr noch als zuvor finden auch stilfremde Spielformen wie Jazz oder kammermusikalische Elemente Eingang in die Kompositionen, was im Ergebnis die Musik im Gesamten nicht mehr eindeutig einer einzelnen Kategorie zuordenbar macht. Die Träger des Deutschen Weltmusikpreises 2012 lassen Stücke voller Poesie und mit Tiefgang entstehen, die ruhig, melancholisch und zum Teil sehr zerbrechlich im Charakter eine magische Anziehungskraft ausstrahlen und vom ersten Ton an zu fesseln wissen. Das dem so ist, hat mit Sicherheit auch mit dem ungemein gefühlvollen Beitrag der beiden Bläser Eberle und Ptak zu tun, die den Strotterschen Klangkosmos durch ihr dezentes, jedoch sehr vielfältiges Spiel in ganz neue Höhen zu führen wissen. Textlich geht es, und das ist vielleicht das wirklich typisch Wienerische an diesem Album, um den Alltag und die Liebe, das Leben und den Tod, wiewohl, und das zeichnet Lendl und Müller ein weiteres Mal aus, jede Art von Klischeehaftigkeit oder Weinseligkeit tunlichst vermieden wird.
Mit „Wia Tanzn is“ legen die Strottern einmal mehr ein echtes Meisterwerk vor, eines, mit dem die Wiener Combo erneut viele Fans für sich gewinnen wird können. (mt)
Foto Die Strottern & Blech: Reiner Riedler
Die Strottern