Als „Tabasco Rock“ beschreibt das burgenländische Trio HOTSAWCE seine Musik, als raffiniert-scharfen Cocktail aus Post Punk, Grunge und Stoner Rock. Gut gebrüllt, denn: Michél Wimmer (voc, g), Michael Tischler (bg, voc) und Michael Weiss (dr, voc) liefern unbestreitbar ganz heiße Ware. Letzterer sprach über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Band. Von Martin Macho
Ihr CD-Erstling „It Is Served“ stammt aus dem Jahr 2013. Wie schaut´s mit einem Nachfolgealbum aus?
Michael Weiss: Wir arbeiten gerade eifrig daran. Im Zuge dessen übrigens auch an einem neuen Musikvideo für einen Song, den wir bereits im letzten Jahr aufgenommen haben. Im Moment läuft gerade eine intensive Ideenfindungs-Phase, weil wir nicht eines dieser 08/15-Perfomance-Videos machen wollen so wie jeder. Ich schätze, noch im Juli oder spätestens August wird die Arbeit daran beginnen. Gleichzeitig sollen die restlichen Lieder für das neue Album eingespielt werden.
Was können Sie mir über die neue Scheibe schon verraten?
Michael Weiss: Musikalisch geht es sicher so weiter, wie es beim ersten Album begonnen hat. Die ersten paar Songs sind wieder etwas härter, es kann aber durchaus sein, das wir die mit ruhigeren Nummern kombinieren, genauso wie bei „It Is Served“. Drei der Songs für die neue CD sind überdies auf einer EP drauf, die wir gemeinsam mit der US-Band Lord Bishop Rocks gemacht haben. Die werden aber wahrscheinlich im Studio noch mal neu aufgenommen und damit etwas besser produziert sein.
Von wem lassen Sie sich bei der Arbeit am neuen Album musikalisch beeinflussen?
Michael Weiss: Michél hat generelle Vorbilder: The Cure, Brand New, Nirvana oder Archers Of Loaf. Unser Bassist ist mehr im Ska zuhause, seine Lieblingsbands sind Streetlight Manifesto, Less Than Jake und Real Big Fish. Uns gefallen ganz verschiedene Sachen, da wollen wir uns nicht auf einen bestimmten Stil beschränken. Wir beeinflussen uns aber auch gegenseitig sehr. Musikalische Bezugspunkte sind somit immer die eigenen Bandkollegen.
Ist diese Vielschichtigkeit konkrete Zielsetzung von Hotsawce?
Michael Weiss: Nein, da gibt es keine Festlegung. Wir machen und spielen die Lieder einfach so, wie sie uns gefallen. In der Kreativphase geben wir uns gegenseitig immer wieder Feedback, was uns gefällt oder nicht. Dieses Teamwork rennt solange, bis die jeweilige Nummer wirklich für alle passt. Erst wenn es wirklich gut klingt, wird sie für Live-Shows herangezogen. Es existieren eine ganze Reihe von Songs, die nur im Proberaum gespielt werden, aber dann nicht den Weg auf die Bühne finden.
Mit Lord Bishop Rocks waren Sie sowohl auf US-Tour, als auch auf einer Euro-Tour, die Sie durch Lettland, Litauen und Finnland geführt hat. Welche Erfahrungen konnten Sie da hinsichtlich des Umgangs mit Musik und des Zugangs des Publikums machen? Gab es jeweils Unterschiede im Vergleich zu uns?
Michael Weiss: Ja, auf alle Fälle. So gut es mir gefällt, in Österreich zu spielen – das amerikanische Publikum ist einfach ganz grundsätzlich viel, viel offener für Musik. Erstaunlich war für mich, dass die wochentags fortgehen. Wir haben ja meistens von Mittwoch bis Sonntag gespielt, und auch bei Konzerten unter der Woche sind eine Menge Leute hingegangen! In den USA ist der Zugang zur Musik einfach ein anderer. In Lettland und Litauen war es eher wie bei uns, in Finnland ist die Mentalität interessanterweise wiederum eine ganz andere. Dort eine Rockshow zu machen, ist mitunter eines der coolsten Dinge. Da gibt es sehr viele Leute, die immer noch fest in der Rock- und Metalschiene daheim sind. Hier stimmen die Vorurteile: Die Finnen sind ziemlich wild drauf und gehen bei Konzerten auch wirklich ab.
Sind österreichische Rockmusiker demnach im falschen Land geboren?
Michael Weiss: Muss nicht sein. Es liegt halt sehr viel an der Eigenverantwortung, wie man sich selbst vermarktet. Bei uns geht es ganz stark darum, den Willen dafür aufzubringen, Musik professionell und so gut wie möglich zu machen. Wenn das der Fall ist, kann das Geschäft ähnlich leiwand sein wie im Ausland.
Ist der Weg in die Professionalität derjenige, den Hotsawce gehen wollen bzw. vielleicht teilweise schon gegangen sind?
Michael Weiss: Wir haben das im Kopf schon mehrfach durchgespielt. Aber es ist ein wirklich schwerer Weg. Nicht unbedingt, weil wir aus Österreich sind, sondern weil es heutzutage generell sehr schwer ist. Die heutigen Popstars sind in Wahrheit die Youtube-Stars, das muss man schon so sagen. Ständig verändert sich etwas, egal ob das Aufnahmetechniken, den Vertrieb oder die Promotion-Arbeit betrifft. Da musst du halt dranbleiben. Sehr viel geht über Beziehungen und Referenzen, wie bei jeder anderen Arbeit. Wenn du einer Firma eine Bewerbung ohne dementsprechende Referenzen schickst, wirst du den Job auch nicht bekommen.
Kann man in diesem Metier überhaupt nach Popularität streben, ohne seine musikalische Identität dabei aufgeben zu müssen?
Michael Weiss: Ich finde schon. Wir haben uns bis jetzt von niemandem vorschreiben lassen, wie wir zu klingen haben und würden sicher nie etwas machen, nur um anderen zu gefallen. Eine Teilnahme an Castingshows käme für uns zum Beispiel nicht in Frage. Das hat so einen völligen Sell Out-Charakter.
Wie wollen es Hotsawce dann anlegen?
Michael Weiss: Das wird sich herausstellen. Wir wollen weiter auf der Schiene unterwegs sein, auf der wir bis jetzt unterwegs waren: so viel wie möglich selbst machen, so wenig wie möglich fremdbestimmt sein, keine Leute mit ins Boot holen, die wenig Ahnung von der Sache haben. Das erste Album haben wir gänzlich selbst geschrieben, arrangiert, aufgenommen, gemischt und gemastert. Der Vertrieb ist vor allem über unsere Webseite, Facebook und die Konzerte geschehen. So wird das auch beibehalten. Je länger man spielt, desto größer wird auch die Fanbase werden. Ich sehe das bei Lord Bishop Rocks, die touren jetzt schon jahrelang durch die ganze Welt. Die Gruppe hat in jedem Land Leute, auf die sie vertrauen kann und macht mit ihrer Musik wirklich gutes Geld. Daran sieht man, dass sich der Einsatz langfristig bezahlt machen wird.
Martin Macho
Nächste Live-Show:
25.07. Lake of Charity 2015 – Saalbach Hinterglemm
Fotos © Hotsawce