„Die Praxisnähe ist unser Steckenpferd“ – MARCUS RATKA (JAM MUSIC LAB) im mica-Interview

MARCUS RATKA, Gründungsrektor des JAM MUSIC LAB – PRIVATE UNIVERSITY FOR JAZZ AND POPULAR MUSIC VIENNA sprach mit Markus Deisenberger über das Prinzip Offenheit, künstlerische Steilpässe und den Wunsch nach einer Privatuniversität, die ihren Studierenden theoretisches und praktisches Rüstzeug mitgibt, aber auch selbst zur produzierenden Drehscheibe wird.

Können Sie von der Entstehungsgeschichte des Jam Music Lab erzählen? 

Marcus Ratka: Die Privatuniversität wurde im Februar 2017 vom Wissenschaftsministerium genehmigt. Das Jam Music Lab als Konservatorium mit Öffentlichkeitsrecht gibt es bereits seit 2011. Alleinstellungsmerkmal ist die Spezialisierung auf Jazz und Popularmusik. Wir sind ein Institut außerhalb der Klassik. Berührungspunkte haben wir freilich im Crossover-Bereich, aber ordentlich studieren kann man bei uns in den Stilen Jazz und Pop.

Sind Sie von Anfang an dabei? 

Marcus Ratka: Ja, ich bin von Anfang an dabei, bin Gründungmitglied der Schule und der Universität. Im Moment bin ich auch in der Geschäftsführung der GmbH tätig, die eben jetzt eine Universität und ein Musikkonservatorium betreibt.

Was gab den Anstoß zur Gründung?

Marcus Ratka: Um das Jahr 2010 herum hat sich ein Team von Lehrerenden, die sich schon lange kennen, um den Gedanken formiert, eine Schule betreiben zu wollen und dabei einiges anders zu machen, als man das in vielen Bereichen der Musikausbildung gekannt hat. Dann hat es mit einer biederen, kleinen Schulgründung begonnen, damals noch im Gebäude des ehemaligen Evangelischen Krankenhauses an der Rossauer Lände. Das heißt, anfangs hatten wir sechzig Schülerinnen und Schüler sowie ein paar Lehrende, mittlerweile aber sind wir bei etwa 350 Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden und zwischen 60 und 75 Lehrenden angelangt.

Was genau wollte man damals anders machen? Meistens geht es bei solch einer Neugründung doch um einen nicht gedeckten Bedarf, den man mit neuen Mitteln decken will, oder? 

Marcus Ratka: Absolut, ja. Da gibt es gleich ein paar Dinge, die zu nennen sind: Uns war immer der Praxisbezug wichtig. Wir sind alle durch diese Ausbildung gegangen und haben mitbekommen, wie an vielen exzellenten Instituten auch im öffentlichen Bereich eine musikalische Sache gut gelernt werden kann, aber im Zuge des Studiums das ganze Berufsfeld, das einen erwartet, unerwähnt gelassen wird. Zumindest war das zu meiner Zeit noch so. Mittlerweile gibt es zwar entsprechende Bestrebungen, aber die Einbindung der Praxis ist aus unserer Sicht nach wie vor nur unzureichend gegeben. Wir wollten daher von Anfang an eine Musikschule und jetzt eine Universität sein, die auf zwei Säulen steht: auf einer künstlerisch-handwerklichen und auf einer pädagogisch-wissenschaftlichen. Und diese beiden Säulen wollten wir so im Hier und Jetzt verankern, dass die Studierenden schon im Zuge des Studiums die Möglichkeit bekommen, ihren zukünftigen Beruf auch in die Tat umzusetzen. Da waren wir extrem aktiv in den vergangenen Jahren: Wie bauten Netzwerke auf, um den Studierenden schon während des Studiums die Möglichkeit zu geben, auch als Musikerinnen und Musiker oder Pädagoginnen und Pädagogen erfolgreich zu sein. Als Universität sind wir natürlich klar der Wissenschaft und Forschung verpflichtet und sind zuversichtlich, insbesondere im Bereich von Artistic Research und in einer gegenwartsrelevanten musikpädagogischen Forschung Beiträge leisten zu können, aber es ist eben auch integraler Bestandteil unserer Philosophie, unsere Studierenden in Hinblick auf einen erfolgreichen Berufseinstieg konkret Unterstützung zu geben.

Können Sie Beispiele nennen? Welche Möglichkeiten gibt es? 

Marcus Ratka: Wir haben gerade eine Agentur in Gründung, die nennt sich Jam Music Lab Artists. Im Wesentlichen wird die Agentur das tun, was ich in den vergangenen Jahren pro bono und aus persönlicher Überzeugung gemacht habe, nämlich Studierenden Jobs zu verschaffen. Sie kennen sicher die Palazzo-Show, eine seit zwei Jahren wieder regelmäßig stattfindende Varieté-Show, die kulinarische Konzepte mit Varieté-Kunst verknüpft. Die haben hundert Konzerte pro Show. Im zweiten Jahr sind da Studierende von uns stark vertreten. Wir haben auch Kooperationen mit Werbeagenturen, wo unsere Medienklassen auch professionell engagiert werden, und wir haben ein dichtes Netzwerk an Auftraggeberinnen und Auftraggebern im Konzertbereich, die unsere Studierenden buchen: von kleinen privaten Feiern und Events bis zu herzeigbaren großen Projekten, die eine Herausforderung darstellen und wirklich Quantensprünge zulassen. Für unsere angehenden PädagogInnen gibt es Kooperationen zu vielen Schulen und Sozialorganisationen, in denen Studierende vorerst Praktika und nachfolgend die Chance auf einen Job bekommen können.

„Die Eigentümer haben daher umstrukturiert und kamen zu der Idee, einen Schwerpunkt auf Musik und Kreativtätigkeiten im weitesten Sinne zu legen.“

Wann ist die Schule bzw. Universität in die Gasometer übersiedelt?

Marcus Ratka: Im Winter 2012. Die Gasometer haben ja eine wechselhafte Entwicklung hinter sich, angefangen bei der Revitalisierung vor etwa zwanzig Jahren. Circa 2006 wollte man dann eine Shopping-Mall installieren, die aber nicht wirklich funktionierte. Die Eigentümer haben daher umstrukturiert und kamen zu der Idee, einen Schwerpunkt auf Musik und Kreativtätigkeiten im weitesten Sinne zu legen.

Hat es funktioniert? 

Marcus Ratka: Ja, das hat es. Es war aber – natürlich auch durch den Umstand bedingt, dass die öffentliche Wahrnehmung der Gasometer negativ besetzt war – schon ein langer Weg. Heute ist in drei von vier Gasometern Kreatives und vor allem Musikalisches am Werken.

Welche sonstigen musikalischen Player gibt es hier?  

Marcus Ratka: Die Johann Sebastian Bach Musikschule, das Musikgeschäft Klangfarbe, die Bank Austria Halle als riesigen Veranstalter, eigene Studentenheime, die Sofasessions, ein Start-up-Unternehmen, das auf internetbasierter Musikkommunikation aufbaut, und uns als großen Mieter, der sowohl eine Schule als auch eine Universität am Standort betreibt.

Empfinden Sie den Standort als Vorteil? 

Marcus Ratka: Unbedingt, als einen großen sogar. Der Standort wirkt durch die Größe und Anbindung international. Man hat das Studierendenheim im Haus, man hat die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, immerhin eine hauseigene U-bahnstation und die Möglichkeit, das Stadtzentrum in wenigen Minuten zu erreichen.

Entstehen auch Wechselwirkungen, befruchtet man sich gegenseitig?

Marcus Ratka: Unbedingt. Das war auch von Anfang an das Ziel, hier Synergien zu bewirken. Wir haben etwa mit der Johann Sebastian Bach Musikschule eine ganz enge Kooperation. Vom Stil und von der Altersstruktur her ist das eine optimale Ergänzung zu uns.

Wie stark voneinander getrennt sind Universität und Schule?

Marcus Ratka: Formal stark, denn das eine ist eine Universität mit allen formalrechtlichen Rahmenbedingungen, das andere eine Schule. Natürlich gibt es Überschneidungsmöglichkeiten, aber grundsätzlich sind das zwei völlig voneinander getrennte Regelkreise. Das eine ist eine akademische Ausbildung mit Bachelor und Master, das andere ist eine schulische Ausbildung mit Diplomstudiengängen ohne akademische Grade.

Ich kann also für die gleichen Instrumente auch Lehrgänge buchen, ohne gleich ein Studium absolvieren zu müssen? 

Marcus Ratka (c) Jam Music Lab

Marcus Ratka: Genau. Wir bieten alle Instrumente an, die es in der Jazz- und Popmusik gibt. Die kann man als Einzelfächer studieren. Wir haben aber auch ein paar ausgefallenere Instrumente, Fächer wie Komposition und Musiktheorie, eine Klasse für Medien-, d. h. Film- und Werbemusik, Audiobranding und Sounddesign. Und wir bieten immer eine künstlerische und eine pädagogische Ausrichtung an. Gerade das Pädagogische ist in den letzten Jahren in der Wertigkeit enorm gestiegen.

Weshalb? 

Marcus Ratka: Weil man als Musiklehrerin bzw. Musiklehrer heute eigentlich fast keine Chance mehr hat, wenn man nicht eine formale pädagogische Ausbildung vorweisen kann.

Die Branche hat sich in den letzten zehn bis zwanzig Jahren dramatisch verändert. Stichwort Web 2.0. Haben Sie auch spezielle Kurse, was den Vertrieb von Musik oder das Selbstmanagement von Musikerinnen und Musikern betrifft, im Programm, die den angehenden Musikerinnen und Musikern den Rücken in Sachen Business stärken? 

Marcus Ratka: Unbedingt. Die Praxisnähe ist unser Steckenpferd. Wenn man sich die Studienpläne durchsieht, die auf der Homepage veröffentlicht sind, fällt sofort die Modulstruktur auf, die geschaffen wurde, und die in Berufsbildorientierung und Professionalisierung einteilt. Einerseits wird also ein theoretisches Wissen vermittelt, andererseits aber immer auch der Praxisbezug hergestellt. Das hat sich bewährt. Wir hatten zum Beispiel mit dem Unternehmen Wein & Co eine Kooperation, in deren Rahmen unsere Studierenden größere Konzertreihen spielen konnten. Über das Spielen hinaus mussten die Studierenden hier aber auch alles andere leisten, was in Zusammenhang mit einem Gig zu leisten ist: von der Erstellung eines Technical Riders über eine Honorarnote und die Anfertigung der Liste für die AKM bis hin zum Führen von Telefonaten, zum Verwalten und Betreuen von E-Mail-Kontakten etc. Sie mussten das so machen, dass das Konzert professionell und reibungslos abläuft. Alle Absolventinnen und Absolventen haben im Nachhinein immer wieder betont, wie wichtig das für sie war. Das von A bis Z durchzuspielen … Wir haben aber auch immer wieder Gastvortragende, die sehr viel zu dem Thema zu sagen haben; im kommenden Dezember haben wir etwa Jeff Levenson vom renommierten Monk Institute of Jazz in Washington zu Gast, ebenso die Komponisten Gernot Wolfgang und John Beasley, die beide von Los Angeles aus in ihren Bereichen sehr erfolgreich agieren, der eine als Medienkomponist der andere im Jazz.

„Jazz und Pop sind ab einem gewissen Niveau von Haus aus nur international möglich.“

Was auffällt, ist, dass Sie wirklich hochkarätige Leute haben: Grammy-Nominierte, internationale Hochkaräter. War diese internationale Ausrichtung von Anfang an ein Ziel oder hat sich das so entwickelt? 

Marcus Ratka: Die Schule und auch die Universität sind für die internationale Community konzipiert. Unterrichtssprachen sind Englisch und Deutsch, die Reise geht allerdings schwer in Richtung Englisch. Ich habe selbst international gearbeitet und weiß, wie sehr eine bestmögliche Vorbereitung auf die Karriere als Musikerin bzw. Musiker in einem internationalen Licht zu sehen ist und sich den Herausforderungen daher auch auf internationalem Niveau stellen muss. Jazz und Pop sind ab einem gewissen Niveau von Haus aus nur international möglich. Das heißt nicht, dass man auf den lokalen Markt vergessen muss, ganz im Gegenteil. Wir haben auch einige der besten heimischen Musiker, wie etwa den Trompeter Thomas Gansch, unter unseren Lehrenden und der Großteil unserer Studierenden kommt aus Österreich. Aber es ist alles in einem internationalen Kontext zu setzen.

Woher kommen die Mittel?

Marcus Ratka: Wir haben zwei Quellen. Das eine sind die Studiengebühren, das andere ist Fundraising. Es war und wird immer so sein, dass wir aus eigener Kraft existieren können.

In Zahlen bedeutet das? 

Marcus Ratka: Es gibt die Studiengebühren, die zwischen 7.000 und 10.000 Euro im Jahr liegen. Beim Konservatorium liegen sie bei ca. 3.000 Euro im Jahr. Das sind die groben Richtwerte. Wir vergeben aber auch Begabtenstipendien. Da haben Studierende die Möglichkeit, bis zu 100 % der Gebühren ersetzt zu bekommen.

Wie ist es mit der Beliebtheit der Fächer? Ich nehme an, es ist sehr unterschiedlich, für welche Instrumente sich viele und für welche sich nur wenige bewerben? 

Marcus Ratka: Natürlich ist es instrumentenspezifisch unterschiedlich. Es gibt die stark nachgefragten Fächer wie Gesang, Gitarre und Klavier, und die weniger starken wie z. B. Posaune. Beim Blech ist noch viel Luft nach oben. Aber wir verstehen uns als Anbieter. Trotzdem werden wir niemanden ermutigen, in eine professionelle Karriere zu investieren, wenn es gar keinen Sinn macht. Wenn kein Talent vorhanden ist, macht ein Studium keinen Sinn. Um Fähigkeiten außerhalb eines ordentlichen Studiums zu entwickeln, bieten wir Kurse an. Musikmachen lässt sich ja auch hobbymäßig auf einem tollen Niveau betreiben.

Sie bieten auch Lectures an, die man als Externe bzw. Externer besuchen kann. 

Marcus Ratka: Es gibt im Curriculum Pflichtfächer, Wahlfächer und ein jährlich aktualisiertes Veranstaltungsprogramm mit Gastvorträgen. Die Lectures kann man selbstverständlich als Externe bzw. Externer auch besuchen. Wir betrachten uns als offene Universität. In der Popularmusik muss man schon tagesaktuell sein, und das kann man nur, wenn man sich den Dingen öffnet. So sind auch die Symposien öffentlich zugänglich, aber man muss sich anmelden, damit wir planen können. Musikinteressierte sind also hochwillkommen. Aktuell – das möchte ich noch erwähnen – haben wir auch mit zwei Radiosendern eine Kooperation laufen. Mit Radio Superfly und mit Ö1. Ö1 wird mit uns gemeinsam die Stipendienstruktur ausbauen. Mit Superfly werden wir einmal im Monat ein Sendeformat aus den Gasometern on air schicken. Jeden ersten Sonntag des Monats von 21 bis 22 Uhr. Dabei geht es darum, den Studierenden und Lehrenden eine Plattform zu geben.

Wie kann man sich das Format vorstellen?

Marcus Ratka: Wir haben Gäste da, deren Musik vorgestellt wird. Es gibt Gesprächsrunden und Livemitschnitte. Das ist eine große Herausforderung, was die technische Umsetzung betrifft. Der Plan, Live on air zu gehen ist auch musikalisch eine riesige Herausforderung. Aber auch die sprachliche Präsentation ist fordernd. In die Situation, das wirklich professionell zu bedienen, wollen wir die Studierenden bringen. Da brauchen sie alle Unterstützung, die wir ihnen geben können. Aber wenn das gelingt, ist es eine riesige Chance für die Studierenden.

Was hat es mit dem Thelonius-Monk-Preis auf sich?

Marcus Ratka: Das ist eines der großen Projekte. Schon vor drei, vier Jahren ist mir aufgefallen, dass diese Zäsur, der hundertste Geburtstag, kommen wird, und als Monk-Verehrer hat es mich gereizt, eine Aktion zu starten. Die Grundidee war, einen Wettbewerb zu generieren. Wie genau er über die Bühne gehen kann, war anfangs noch im Unklaren. Aber ich habe dann bald mit dem Chef des Radio-Symphonieorchesters die Möglichkeit bekommen, das zu diskutieren. Und: Die Idee wurde angenommen, das RSO ist jetzt unser Kooperationspartner.

Wie ist der Stand der Dinge? 

Marcus Ratka: Der Wettbewerb ist schon im geschlossenen Modus. Das heißt, das Auswahlverfahren hat bereits stattgefunden, die Finalrunde ist im Gange. Im Dezember wird dann entschieden.

Was war die Zielsetzung? 

Marcus Ratka: Monk als einen der innovativsten und einzigartigen Künstler des Jazz, der in der Lage war, den Jazz in seiner damaligen Zeit eine Etappe weiter zu bringen, zu feiern, diesen Spirit aufzunehmen und im Hier und Jetzt mit einem großen Orchester und mit Jazz-Solistinnen und -Solisten in Form einer Komposition umzusetzen. Aus künstlerischer Sicht ist das natürlich ein Steilpass, aber den haben offensichtlich viele angenommen, denn wir haben ungefähr hundert Einsendungen aus der ganzen Welt bekommen. Auch namhafte Komponistinnen und Komponisten haben sich beworben. Wir waren wirklich überrascht, wie groß das Echo war.

Was musste eine Komposition aufweisen, um in die engere Auswahl zu kommen?  

Marcus Ratka: Wir haben in der Ausschreibung vieles offen gelassen, nur den radikalen Innovationsgedanken, der der Musik von Monk inhärent war, haben wir betont. Der muss sich widerspiegeln.

Wie beurteilt man das Vorhandensein eines radikalen Innovationsgeistes in einer Komposition? Das stelle ich mir außerordentlich schwierig vor.  

Marcus Ratka: Es ist nicht ganz leicht, zugegeben, aber wir haben in der Jury ein paar der besten Leute sitzen, z. B. Bill Dobbins, Larry Appelbaum und Christoph Becher. Viel hochkarätiger und aussagestärker kann man solch eine Jury nicht besetzen. Letztendlich war aber auch die Umsetzbarkeit mit dem Radio-Symphonieorchester ein Kriterium. Das Siegerstück wird im Sommer 2018 im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins vom RSO unter Cornelius Meister uraufgeführt. Und Ö1 wird das Konzert übertragen.

„WIR SITZEN NICHT NUR IM KÄMMERCHEN UND schaffen Kunst und Wissenschaft für den Elfenbeinturm, wir wollen für die Öffentlichkeit sichtbar und hörbar sein […]“

Wird es eine Fortsetzung geben? 

Marcus Ratka: Nicht mit Monk natürlich, aber wir planen, an diese Aktion auch künftig anzuknüpfen, sodass wir zu einer produzierenden Drehscheibe werden. Das wäre mein persönlicher Wunsch. Denn wichtig ist, den Prozess des Musikschaffens in Gang zu halten, und das mit möglichst starken Playern. Das ist die Ambition. Wir sitzen nicht nur im Kämmerchen und schaffen Kunst und Wissenschaft für den Elfenbeinturm, wir wollen für sichtbar und hörbar sein, bei uns finden konkrete Aktionen statt, an denen die Öffentlichkeit teilnehmen kann.

Was bringt die Zukunft? 

Marcus Ratka: Wir sind glücklich, in der Lage zu sein, etwas entwickeln zu können. Im Vergleich zu anderen sind wir sehr, sehr klein und hochspezialisiert. Wir sehen uns im internationalen Kontext. Die Basis ist sehr gut, aber es gibt noch unendlich viel zu entwickeln – sowohl im künstlerischen als auch im pädagogischen Bereich und auch in der Systemvernetzung mit der Medienmusik. Jetzt gilt es, ein noch klareres Forschungs- und Ausbildungsprofil zu entwickeln. Das heißt, der erste Schritt ist glücklich gelungen, wir haben viele Projekte in der Pipeline. Aber es gibt noch wahnsinnig viel zu tun.

Also langweilig wird Ihnen nicht? 

Marcus Ratka: Nein, sicher nicht. In der Musikausbildung muss man ständig offen für aktuelle Entwicklungen bleiben. Gerade die pädagogische Komponente ist eine sehr wichtige. Und im Künstlerischen geht es sehr stark darum, Freiräume zu öffnen. Jede Generation junger Musikerinnen und Musiker hat ihre eigene Auffassung von Musik. Eine Universität wie die unsere kann ein Bereich dafür sein, Räume zu öffnen und Leute arbeiten zu lassen, damit sie sich und andere finden.

Herzlichen Dank für das Gespräch. 

Markus Deisenberger

Links:
Jam Music Lab – Private University for Jazz and Popular Music Vienna
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