SIMON FRICK ist ein Geiger mit einer Vorliebe für rockige Energien, metallische Klänge und die Lautstärke. Auf seinem Instrument hat er eine klassisch geprägte Ausbildung erhalten, die man an seiner Bogentechnik und der vielgestaltigen Tongebung erkennt. Darauf aufbauend ging er in den vergangenen Jahren seinen eigenen Klangvorstellungen nach. Für sein Instrument kreierte er Stücke mit neuen und kraftvoll perkussiven Sounds.
In vielen unterschiedlichen Bands und Ensembles lebt Simon Frick seine musikalische Vielseitigkeit aus. Beim „CIA Seven Sins Ensemble“ rund um Peter Madsen ist er beteiligt, mit dem „Gnigler-Septett“ wurde im April ein Album produziert. Rein akustisch und mit präparierten Instrumenten improvisiert Simon Frick im „Strinquantet“. „Punches & Judies“ bietet Pop mit Streichquartett, im Max Brand Ensemble widmet er sich der zeitgenössischen Musik und ab Anfang nächsten Jahres startet das Metalprojekt „DEED“ mit eigenen Kompositionen. Weiters ist mit dem Duopartner David Helbock und seinem ehemaligen Lehrer Andreas Schreiber sowie dem Pianisten Dieter Glawischnig das Projekt „Cercle A Due – Frick/Helbock Doppelduo“ geplant.
Seit Jahren probiert und experimentiert Simon Frick mit speziellen Sounds, um auf seine individuelle Art die Geige zu spielen. Unterstützt wird er dabei von diversen Effektgeräten, die man bisher hauptsächlich mit der E-Gitarre assoziiert hat. Nun legt der in Wien lebende Musiker bei Boomslang Records seine erste CD vor, in der er als „Solo-Band“ zu erleben ist. Weil die Subventionen finanziell nur einen Teil der Kosten abdecken, hat er sich entschlossen, seine Cd mittels Crowdfunding auf die Beine zu stellen. Im Gespräch mit Silvia Thurner erzählt er unter anderem von seinen Klangschöpfungen und den Möglichkeiten, Geigenklänge für die eigene Musik nutzbar zu machen.
Gitarristisch Geige spielen
Du gehst in vielen deiner Stücke von der Klangcharakteristik der E-Gitarre aus. Warum greifst du nicht auch zu diesem Instrument?
Den Großteil der elektrischen Sounds, die ich aus der Geige heraushole, kennt man bereits von Gitarristen. Wenn ich diese Klänge auch auf der Gitarre erzeugen würde, wäre es nichts Besonderes mehr. Der Witz des Projektes liegt auch darin, dass die verzerrten und elektrischen Sounds, die man mit der E-Gitarre assoziiert, aus der Geige heraus kommen.
Außerdem wäre es aufwendiger auf der Bühne das Instrument zu wechseln, als nur den Effekt umzustellen und die Spielweise zu verändern. Insofern dient es dem musikalischen Fluss, alle Klänge auf demselben Instrument zu verwirklichen. Und mir fällt es wesentlich leichter gitarristisch Geige zu spielen, als zur Gitarre zu greifen.
Welches Potenzial siehst du darin, deine Art von Musik gerade auf der Geige beziehungsweise auf der E-Geige zu realisieren?
Ich denke, dass sich dadurch für Geigerinnen und Geiger neue Gefilde und Betätigungsfelder erschließen. Soweit ich weiß, ist bei dieser Art von Musik auf der Geige noch wenig passiert, deshalb gibt es da noch viel unberührtes Terrain zu begehen. Besonders durch die Verbindung mit Effekt-Geräten erweitern sich die Möglichkeiten immens. Dadurch wird ein Instrument quasi zu mehreren Instrumenten.
Soundeinstellungen mit anderen probieren
Arbeitest du als Klangtüftler, indem du probierst, aufnimmst und abhörst oder schaust du auch, ob sich deine Ideen im Zusammenspiel mit anderen bewähren?
Ich probiere unterschiedliche Effekt-Einstellungen aus und wende sie auch im Zusammenspiel mit anderen Musikern an. Im Bandsound merkt man sehr gut, ob eine Effekt-Einstellung funktioniert, da die Klänge und Lautstärken oft anders wirken als beim alleinigen ausprobieren. Durchs Aufnehmen habe ich auch sehr viel über Soundeinstellungen gelernt.
Im Live Kontext arbeite ich nur mit Effekt-Pedalen. Diese kann ich mit den Füßen bedienen, während meine beiden Hände mit dem Geigespielen beschäftigt sind. Mit einem Computer im Set-up wäre das nicht möglich. Ich möchte meine Effekte möglichst intuitiv bedienen können. Das funktioniert für mich mit Bodentretern im großen und ganzen sehr gut. Außerdem macht mein Computer im alltäglichen Gebrauch viel zu oft was er will. Darauf möchte ich mich auf der Bühne nicht einlassen.
Im Zentrum steht der Groove
Gibt es auch Vorbilder für die unterschiedlichen Spielweisen auf der Geige?
Es gibt eine im alternativen Streichersektor gängige perkussive Technik genannt „Chopping“, die ich viel verwende. Mit der Technik kann man Grooves spielen, indem man den Bogen nahe beim Frosch auf die Saiten schlägt. Die elektrischen Klänge, die ich auf der E-Geige in Verbindung mit meinem Effekt-Instrumentarium erzeuge, habe ich zum Großteil durch Probieren und Experimentieren herausgefunden. Da gibt es auch klangliche Vorbilder, diese bedienen in dem Fall jedoch meistens eine E-Gitarre.
Hast du Kontakt zu anderen Geigern, die ähnliche Interessen haben?
Die Szene in Wien ist überschaubar und da kenne ich die meisten Geiger, die im selben Segment tätig sind. Besonders mit meinem ehemaligen Lehrer Andreas Schreiber bin ich noch regelmäßig in Kontakt.
Inspirierende Partner
Du spielst in vielen unterschiedlichen Bands und bist viel mit deinem Duopartner David Helbock unterwegs. Inwiefern beeinflusst er dich bei deinen Soundkreationen?
David ist auf die Idee gekommen, dass ich das Alesis Air FX verwenden könnte. Bei diesem Gerät kann man den Klang ohne Berührung durch einen Infrarot-Sensor modulieren. Dadurch ist es auch mit dem Fuß bedienbar und ich kann es während des Spielens einsetzen. Außerdem hat mich seine beständige Suche nach neuen Klängen sicher auch darin bestärkt, die Möglichkeiten meines Instrumentariums auszuloten.
Danke für das Gespräch.
Dieses Interview ist zuerst in der Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft im Dezember 2014 erschienen.
Foto Simon Frick © Phoebe Violet
http://www.simonfrick.com/