Die Freistunde präsentiert Dogs of Lust

Die allwöchentlich im mica stattfindende „Freistunde“ versteht sich als ein Ort der musikalischen Gratwanderung im Geiste des Experiments. Auch die am 9. Mai konzertierende und sich um den Bassklarinettisten Siegmar Brecher scharrende Formation Dogs of Lust sieht ihre Aufgabe vielmehr im Bruch mit dem sonst so im Jazz Praktizierten, als im dogmatischen Erfüllen irgendwelcher Erwartungen. Passieren kann alles und wird es vermutlich auch.

Der vor zwei Jahren von Graz nach Wien übersiedelte Siegmar Brecher, einer der Aktivposten der jungen heimischen Jazzszene, zeigt sich als ein Musiker, der sich in seinem Tun nicht beirren lässt, seinen ganz eigenen Weg zu verfolgen. Sich in seinen Projekten über alle Gesetzmäßigkeiten des traditionellen Jazz hinwegsetzend, definiert sich sein Ansatz vor allem als ein stilistisch offener und daher auch sehr vielschichtiger. Man liegt nicht wirklich falsch, schreibt man dem gebürtigen Steirer einen gewissen Hang zum musikalischen Grenzgängertum zu, spannt sich das Spektrum seines klanglichen Ausdrucks doch über die unterschiedlichsten Formen der Musik.

Mit dem Trio Edi Nulz zum Beispiel, die Brücke vom Jazz hin zum dynamischen Indierock schlagend, bewandert er in der Formation Eject das Feld der anspruchsvollen Popmusik mit Tiefgang. An den klassischen Jazzentwurf streift der Bassklarinettist am ehesten noch in der Band Mosaik von Angela Tröndle, deren Mitglied er der ersten Stunde ist, an, wiewohl man auch in diesem Fall aufgrund des hohen innovativen Anteils in der Musik dieses Fünfers nur bedingt von der Erfüllung der üblichen Standards sprechen kann.

Für sein neues Projekt Dogs of Lust hat der sich stets sehr experimentierfreudig zeigende Siegmar Brecher sich mit dem Bandleader der aktuellen Porgy & Bess Stageband „Synesthetic Septet“ und Klarinettisten Vincent Pongrácz, dem Bassisten Raphael Preuschl und dem Schlagzeuger Herbert Pirker drei Musiker an seine Seite geholt, die wie er selbst, sich in den verschiedensten stilistischen Kontexten beheimatet fühlen. Was von dem Quartett zur Programmatik erhoben wird, ist die Freiheit, das weite Feld der Musik ganz nach den eigenen Vorstellungen zu bearbeiten und alleine aus der Interaktion untereinander letztlich den Sound zu entwickeln. Ein Ansatz, der viel Raum für spontane und überraschende Wendungen bietet und der Vorhersehbarkeit des Dargebotenen quasi einen Riegel vorschiebt.

Einen Konzertabend im Zeichen der Verbeugung vor dem Traditionellen darf man daher mit großer Sicherheit nicht erwarten. Man wird sich schon überraschen lassen müssen, mit welchen Klängen, Improvisationen und aberwitzigen musikalischen Wendungen Siegmar Brecher und seine Kollegen das Publikum zu konfrontieren gedenken. Ein Umstand, der der ganzen Geschichte aber ihren besonderen Reiz verpasst. (mt)

Foto Siegmar Brecher: http://www.siegmar-brecher.com

 

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