„Die Frage sollte eigentlich lauten, warum wir das erst jetzt machen“ – NADINE ABADO und STEFAN STÜRZER („WERK Music“) im mica-Interview

Das WERK ist als Konzert-Location aus Wien nicht mehr wegzudenken. Als beliebter Veranstaltungsort hat es sich zu einer wichtigen Anlaufstelle für viele Acts aus der Umgebung entwickelt. Nun soll mit der Gründung des eigenen Labels „WERK Music“ ein nächster Schritt getan werden, um die hiesige Szene zu unterstützen. Im Interview mit Michael Ternai sprachen der Geschäftsführer des WERKS, STEFAN STÜRZER, und die Musikerin NADINE ABADO über die Motive für die Labelgründung und die Ziele, die sie mit „WERK Music“ haben.

Warum seid ihr grundsätzlich auf die Idee gekommen, ein Label zu gründen? 

Nadine Abado: Das hatte eigentlich zwei Gründe. Auf der einen Seite bin ich selber Musikerin und habe wie viele andere den Gedanken gehabt, ein eigenes Label zu gründen. Auf der anderen Seite ist das WERK ein Kulturhaus, in dem viele Musikerinnen und Musiker ein und aus gehen und neben dem großen Clubbetrieb auch Konzerte veranstaltet. Es war für mich irgendwie naheliegend, hier einen Schritt weiterzudenken und im Sinne der Kulturarbeit für Musikerinnen und Musiker, die auch in unserem Haus spielen, eine erweiterte Plattform zu schaffen, die ihnen die Möglichkeit gibt, sich miteinander zu vernetzen und auf das Wissen zurückzugreifen, das wir im WERK sammeln konnten. Ein Vorteil besteht für uns auch darin, dass bereits eine Struktur vorhanden ist und wir nicht von null beginnen.

Stefan Stürzer: Wir lassen das Label über das WERK laufen und nennen es „WERK Music“. Wir haben schon immer viele Singer-Songwriter-Geschichten und andere kleinere Sachen gemacht. Bei diesen Veranstaltungen sind irrsinnig viele Künstlerinnen und Künstler ein und aus gegangen sind. Die Frage sollte eigentlich lauten, warum wir das erst jetzt machen. Es hätte durchaus auch Sinn gemacht, mit dem Label schon vor zehn Jahren zu starten. Zudem haben wir auch mitbekommen, dass viele Künstlerinnen und Künstler in Sachen Label auf der Suche sind und mit der trockenen administrativen Arbeit nicht wirklich etwas zu tun haben wollen. Ihnen genau hier etwas abzunehmen, fanden wir eine gute und sinnvolle Idee.

„Wir wollen unseren Acts in der Aufbauzeit zur Seite stehen und qualitativ hochwertige Musik veröffentlichen.“

Wie sahen eure ersten Schritte aus?

Stefan Stürzer: Unser erster Schritt war, uns zunächst einen Überblick darüber zu verschaffen, was Labelarbeit alles impliziert und wie wir unsere Ressourcen am besten aufteilen. Über das WERK kennen wir viele Leute, die selbst ein Label betreiben, wie zum Beispiel Nhoah, den Chef vom Berliner Label R.O.T, oder Julian Hruza vom Wiener Label JHruza. Wir haben uns von ihnen beraten lassen, wie wir das Label am besten aufstellen können, um typische Kinderkrankheiten einer Neugründung zu vermeiden. Wir wollen unseren Acts in der Aufbauzeit zur Seite stehen und qualitativ hochwertige Musik veröffentlichen.

Nadine Abado: Ein weiterer Gedanke ist natürlich auch, unsere Kontakte vom WERK zu nützen, um Auftragsmöglichkeiten für die Acts zu ermöglichen. Wir können dabei aber nicht die Arbeit einer Booking Agentur und eines Managements übernehmen.

Es ist naheliegend, dass ihr die Bands, die oft bei euch spielen, unter Vertrag nehmt bzw. unterstützt. Wie sieht es mit Bands aus, die euch zugetragen werden?

Nadine Abado: Ja, es ist naheliegend, dass wir mit Bands, die des Öfteren schon im WERK gespielt haben, zusammenarbeiten. Momentan konzentrieren wir uns auf drei Acts, mit denen wir die ersten Releases für dieses Jahr planen.

Stefan Stürzer: Aber wir sind da offen. Sprich, es wird nicht nur bei Bands bleiben, die bereits bei uns gespielt haben.

Bild Nadine Abado
Bild (c) Nadine Abado

Wollt ihr eure Acts auch woanders als im WERK spielen lassen?

Nadine Abado: Ja, unbedingt. Das Label ist nicht exklusiv an das Haus gebunden.

Stefan Stürzer: Genau. Wir planen, auch im Erdgeschoss, im Grill X und auch in anderen Venues zu veranstalten. Es soll nicht alles nur im WERK stattfinden. Wir setzten hier auf Kooperationen mit anderen Locations und Veranstaltern.

„Da wir das Label gerade erst gegründet haben, befinden wir uns selber noch in einem Lernprozess […]“

Habt ihr bereits irgendwelche Partner?  

Nadine Abado: Wir sind derzeit genau in dieser sogenannten Aufbauphase und sind im Austausch mit Locations, Labels, Agenturen, Veranstalterinnen und Veranstaltern sowie Künstlerinnen und Künstlern. Da wir das Label gerade erst gegründet haben, befinden wir uns selber noch in einem Lernprozess, was unseren Acts auch bewusst ist.

Stefan Stürzer: Ich werde hier meine Kontakte nutzen, die ich in den letzten 17 Jahren aufgebaut habe. Mal schaun wohin die Reise geht.

Wie sieht es mit der finanziellen Seite aus?

Stefan Stürzer: Wir haben beide jetzt nicht den Ansatz, dass wir mit dieser Geschichte Geld verdienen.

Nadine Abado: Das ist eigentlich Kulturarbeit im klassischen Sinne. Uns geht es nicht darum, ein finanzielles Standbein aufzubauen. Wir wollen unterschiedliche Leute zusammenzubringen, die sich untereinander austauschen und vernetzen können. Jeder hat seine eigenen Erfahrungen und Kontakte gesammelt und wir wollen eine Plattform für genau diesen Austausch zur Verfügung stellen. Der Urgedanke ist, ein starkes Netzwerk zu bilden.

Stefan Stürzer: Und es gibt die Förderung von der MA7 für den Kulturverein WERK die uns ebenfalls ermöglicht, unsere Acts bei Releases finanziell zu unterstützen.

Nadine Abado: Das kann zum Beispiel in Form von Gagen für Releasekonzerte passieren. 

Das heißt, die Acts produzieren das Album und ein Teil des Geldes soll über das Release-Konzert wieder reinkommen? 

Stefan Stürzer: Genau, jeder weiß, dass ein Release Kosten verursacht. Mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln wollen wir unsere Acts dabei finanziell unterstützen.

Wie sieht es mit dem Vertrieb aus?

Stefan Stürzer: Der beste Vertrieb sind die Konzerte selbst. Aber natürlich werden wir auch einen Online-Shop auf der WERK Music Webseite installieren.

Nadine Abado: Dazu bestücken wir natürlich auch alle Online-Plattformen und Streamingdienste. Das sind die derzeitigen Möglichkeiten.

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Welche Acts machen bei euch den Anfang?

Nadine Abado: Also den Anfang macht Werckmeister, eine Formation rund um den in Wien lebenden Schweizer Musiker David Howald. Mit der EP „Großmutter Wolf“ hatten wir am 26. März den ersten Release. Leider ohne dem dazugehörigen Releasekonzert aufgrund der derzeitigen Coronakrise.

Stefan Stürzer: Er ist ein Wahnsinns-Sänger, eine Art Reinkarnation von Jeff Buckley. Zudem ist er ein super Songwriter. Er hat uns schon vor Jahren mit seinem ersten Konzert im WERK begeistert. Und auch Nadine wird heuer über das Label releasen.

Bild Jana und die Piraten
Jana und die Piraten (c) Karo Pernegger

Nadine Abado: Dann haben wir noch Jana & die Piraten, die ebenfalls einen Release für heuer planen. Ein Trio mit Akkordeon, Geige und Gitarre das sich zwischen Seemannspunk und Irrenhauspop wiederfindet.

Stefan Stürzer: Es wird sich also dieses Jahr noch einiges abspielen.

Wie sehen eure Erwartungen und Ziele aus?

Nadine Abado: Ziel ist es, die Sichtbarkeit der Acts zu erhöhen, sie bei ihren Releases zu unterstützen und eine Schnittstelle zwischen Künstlerinnen und Künstler, Veranstalterinnen und Veranstalter und Locations zu sein.

Stefan Stürzer: Ich möchte den Begriff „Label“ neu definieren. Die Idee ist, dass die Musikerinnen und Musiker auch intern mehr zusammenarbeiten und das es untereinander einen regen Austausch gibt. Dadurch soll ein solides und starkes Labelnetzwerk rund um das WERK entstehen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Michael Ternai

 

Links:
Werk Music
Das WERK Wien
Werckmeister (Facebook)
Jana & die Piraten (Facebook)