Von der Klassik bis zu den Folkloren verschiedenster Länder, vom Jazz bis hin zur Kammermusik, vom Klang des europäischen Nordens zu jenem des Südens. „Der musikalischen Vielfalt einfach alle Tore öffnen“, dieses Motto macht das Wiener Trio COBARIO (HERWIG SCHAFFNER,GEORG AICHBERGER, JAKOB LACKNER) – wie man es auch auf dem aktuellen und mittlerweile fünften Album „10 Welten“ (Südpolentertainment) hören kann – in aufregender instrumentaler Weise zu seinem Programm. HERWIG SCHAFFNER und GEORG AICHBERGER sprachen mit Michael Ternai über die natürliche Entwicklung des eigenen Sounds, den Einfluss der vielen Reisen auf die Musik und die Straßenmusik als hilfreiche Schule.
Hört man sich durch Ihre Veröffentlichungen, speziell auch durch Ihr aktuelles Album „10 Welten“, bemerkt man sofort eine unglaubliche musikalische Vielfalt. Haben Sie diesen zu allen Seiten hin offenen Zugang bewusst gewählt?
Herwig Schaffner: Dass unsere Musik so vielfältig klingt, liegt vielleicht daran, dass sie eigentlich von uns dreien komponiert wird. Wenn drei Leute mit so unterschiedlichen musikalischen Backgrounds wie wir zusammenkommen und gemeinsam Stücke erarbeiten, dann entsteht auf ganz natürliche Weise etwas sehr Vielfältiges. Ich würde unsere Musik als Potpourri aus europäischen Einflüssen bezeichnen. Die einzige wirklich fixe Vorgabe, an der wir uns orientieren, ist die Instrumentierung unseres Trios.
Georg Aichberger: Wir kommen wirklich aus ganz unterschiedlichen Richtungen. Herwig kommt aus der Klassik, ich eher aus dem Jazz- und Pop-Bereich und Jakob, unser Gitarrist, aus der Fingerstyle-Akustik-Ecke. Durch unser Zusammenspiel und den Klang, den unsere drei Instrumente hergeben, hat sich unser Sound eigentlich relativ natürlich entwickelt. Einen wirklichen Plan, in welche Richtung wir uns musikalisch bewegen wollten, hatten wir eigentlich nie. Wir haben uns nie selbst die Vorgabe gegeben, so oder so klingen zu wollen. Es kommt einfach auf die Idee an und darauf, was wir aus ihr machen können.
Das Schöne an Ihrer Musik ist, dass sie trotz aller Vielfalt sehr homogen und immer unverkennbar nach der Band klingt. Wo liegt die Herausforderung, aus dieser Vielzahl an Einflüssen eine Einheit werden zu lassen?
Herwig Schaffner: Wir sind eine reine Instrumentalband. Sprich, bei uns gibt es keinen Gesang. Das heißt, die anderen Komponenten müssen umso interessanter sein. Uns ist es wichtig, ein Stück auf den Punkt zu bringen. Daher versuchen wir bewusst, auf alles Ausschweifende zu verzichten. Wenn wir merken, dass wir in einem Teil abschweifen, sondern wir diesen wieder aus.
„Was letztlich entscheidend ist, ist, dass uns die Sachen selbst gefallen.“
Georg Aichberger: Wir überlegen uns schon sehr genau, was die Aussage des Stückes sein soll, welches Gefühl es transportieren soll und wie wir dies instrumental erreichen können. Wir schreiben eigentlich nichts auf. Unser Kompositionsprozess sieht so aus, dass wir immer wieder Sachen aufnehmen und sie uns dann anhören. Dann entscheiden wir, ob wir die Idee weiterverfolgen oder sie verwerfen. Was letztlich entscheidend ist, ist, dass uns die Sachen selbst gefallen.
Was ebenfalls auffällt, ist, dass jedes ihrer Alben immer anders klingt und andere musikalische Akzente setzt. Die musikalische Weiterentwicklung scheint für Sie entscheidend zu sein.
Herwig Schaffner: Natürlich, unser Ziel ist immer, uns weiterzuentwickeln. Wir wollen uns auf keinen Fall irgendwie wiederholen und quasi eine andere Version desselben Stückes abliefern. Ein Stück muss bei uns immer etwas Neues und Eigenständiges darstellen, etwas, was wir davor noch nicht gemacht haben. Zum Schreiben der Stücke nehmen wir uns auch bewusst Zeit. Wir ziehen uns immer für ein paar Tage gemeinsam zurück und schauen, dass wir ungestört etwas weiterbringen. Zuletzt waren wir gemeinsam ein paar Tage am Balaton in Ungarn, um an neuem Material zu feilen.
Sie sind in den letzten Jahren international viel herumgekommen. Inwieweit finden diese Reisen Eingang in Ihre Musik?
Herwig Schaffner: Man kann schon raushören, dass wir in den letzten Jahren viel auf Reisen waren. Wir lassen uns, wenn wir unterwegs sind, gerne inspirieren und nehmen schon viele Ideen mit nach Hause. Wir waren im vergangenen Jahr zum Beispiel in England, Schottland und Spanien, und die Aufenthalte in diesen Ländern haben musikalisch natürlich in gewisser Weise Eingang in einige unserer neuen Stücke gefunden.
Der Sound von Cobario klingt sehr international. Werden Sie, wenn Sie in anderen Ländern spielen, eigentlich als österreichischer Act wahrgenommen?
Herwig Schaffner: Wir sind vor drei Jahren von einem europäischen Unternehmen für ein Eröffnungsevent in Hongkong gebucht worden. Dieses Unternehmen eröffnete dort eine Zweigstelle und wollte für diese Veranstaltung einen musikalischen Act, der explizit europäisch klingt. Nur, was ist europäisch? Die Verantwortlichen überlegten kurz, ob sie nicht vielleicht einen Pop-Act nehmen sollten, entschieden sich dann aber doch dagegen, weil sie meinten, mit Popmusik würden die Leute in Hongkong eher etwas Amerikanisches assoziieren. So sind sie dann eben auf uns gekommen, weil sie meinten, wenn man unsere Musik hört, dann verbinde sie man sofort mit Europa. Unser Sound sei der Prototyp für Musik aus Europa. Ich denke, das beschreibt sehr gut, wie wir anderswo wahrgenommen werden.
Schön ist, dass unsere Musik wirklich fast überall sehr gut aufgenommen wird. Wir haben unter anderem in Deutschland, der Schweiz, in Italien, der Türkei, in Albanien, Kanada, im Iran und neulich in Usbekistan gespielt. Und egal wo wir auf der Bühne gestanden sind, wir sind überall sehr positiv und herzlich aufgenommen worden.
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„Die instrumentale Musik stellt einfach das dar, was uns ausmacht.“
Ist es für Sie eigentlich vorstellbar, in Zukunft bei manchen Stücken einmal auch einen Gesang hinzuzunehmen?
Herwig Schaffner: Das haben wir uns schon auch überlegt. Vielleicht einmal bei zwei, drei Stücken mit seiner Sängerin bzw. mit einem Sänger zusammenzuarbeiten. Grundsätzlich aber wollen wir schon auf der rein instrumentalen Ebene bleiben, weil eben genau das unser Markenzeichen geworden ist. Die instrumentale Musik stellt einfach das dar, was uns ausmacht.
Spannend liest sich auch die Bandgeschichte. Sie haben ja in Spanien quasi als Straßenmusikanten angefangen und bespielen heute bedeutende internationale Konzertsäle. Wie sind Sie eigentlich damals auf die Idee gekommen, sich als Band einmal auf den Straßen von Spanien zu versuchen?
Herwig Schaffner: Wir sind damals nach Spanien gegangen, um einfach zu sehen, ob es überhaupt funktioniert. Und das hat es sogar ausgesprochen gut. Wir sind in eine Stadt hineingefahren, haben dort unsere Zelte aufgeschlagen und gespielt. Nach ein paar Tagen ist es dann weitergegangen in die nächste Stadt. Diese Zeit war für uns eine sehr gute Schule. Vor allem deswegen, weil man als Band unmittelbar Feedback bekommt. Gefällt die Musik jemandem, bleibt er stehen, gefällt sie ihm nicht, geht er weiter. Wir haben viel Nützliches aus dieser Zeit gezogen und wissen heute, wie man ein Publikum – egal ob nun auf der Straße oder von einer Konzertbühne aus – unterhält.
Georg Aichberger: Wenn du auf der Straße spielst, lernst du einfach, mit Überraschungen umzugehen. Es bringen dich manche Sachen, die schieflaufen, einfach nicht mehr so leicht aus der Fassung. Zudem ist der Umgang mit dem Publikum ein anderer. Das kommt ja nicht wegen dir. Du musst es für dich gewinnen und sein Interesse wecken. Spielst du in einem Konzertsaal, ist das anders. Da kommen die Leute wegen dir.
Wie sind Sie eigentlich in der österreichischen Musikszene verortet? Gibt es einen Kreis, dem sie besonders nahestehen?
Herwig Schaffner: Da wir eigentlich von Anfang an eher international unterwegs waren, eigentlich nicht. Das Interessante ist, dass wir in anderen Ländern, insbesondere in Deutschland, wahrscheinlich viel bekannter sind als hierzulande.
Georg Aichberger: Wir haben uns eigentlich von Anfang an in einem eigenen Fahrwasser bewegt. Wir haben wenig mit einer Szene zu tun gehabt und haben uns unser Publikum wirklich selbst erarbeitet. Wirklich einen Austausch mit anderen hat es eigentlich kaum gegeben.
Zum Abschluss: Was ist in Ihrer Musik noch möglich? Gibt es etwas, was nie in Ihre Stücke einfließen wird?
Herwig Schaffner: Also ausschließen würde ich gar nichts. In unserer Musik findet alles Platz, was uns gefällt. Alles ist möglich. Die einzige Einschränkung ist, dass wir es für gut befinden müssen.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Michael Ternai
Cobario live
18.11.2017 Cholechäller, Lenzburg (Schweiz)
24.11.2017 Kulturbühne „live im Antik“, Nittenau (Deutschland)
25.11.2017 Schloss, Bönninghein, Bönningheim (Deutschland) – ausverkauft
26.11.2017 Lambertuskirche, Treuchtlingen (Deutschland) – ausverkauft
30.11.2017 Riad (Saudi Arabien)
02.12.2017 Istanbul (Türkei)
04.12.2017 Aschgabat (Turkmenistan)
09.12.2017 Musiktheater, Linz (Österreich)
06.01.2018 Stadtsaal, Kaufbeuren (Deutschland)
29.01.-01.02.2018 Konzerte in Aserbaidschan
07.02.2018 Linnenschmidt, Venne (Deutschland)
08.02.2018 Volksdorf/Kunstkante, Hamburg (Deutschland)
09.02.2018 Küsters Hof, Wunstorf (Deutschland)
10.02.2018 Kulturscheune, Salzgitter (Deutschland)
11.02.2018 Elias-Kuppelsaal, Berlin (Deutschland)
16.02.2018 Haus Dacherböden, Erfurt (Deutschland)
17.02.2018 Horns Erben, Leipzig (Deutschland)
23.02.2018 Eventhalle am Westpark, Ingolstadt (Deutschland)
24.02.2018 Rathaus/Prunksaal, Landshut (Deutschland)
28.02.2018 Gasteig/Carl-Orff-Saal, München (Deutschland)