OLYMPIQUE zählen ohne Zweifel zu jenen Bands des heimischen Musikzirkus, die in den letzten Jahren den meisten Staub aufgewirbelt haben. Und das nicht nur hierzulande, sondern auch international. Vor allem in Deutschland ist es der Band gelungen, erfolgreich Fuß zu fassen. Zwei Jahre nach dem hochgelobten Debüt „Crystal Palace“ holen OLYMPIQUE mit ihrem neuen Album „Chron“ (Karmarama/Sony) zum nächsten großen Wurf aus. FABIAN WOSCHNAGG und NINO EBNER, die beiden Köpfe hinter der Salzburger Rock-Formation, sprachen mit Michael Ternai.
Ihr Debüt „Crystal Palace“ ist ja richtig durch die Decke gegangen und hat Ihnen auch die Tore nach Deutschland weit aufgestoßen. Inwieweit haben Sie dieses Mal einen gewissen Druck verspürt, mit Ihrem zweiten Album genauso erfolgreich sein zu müssen und die hohen Erwartungshaltungen zu erfüllen?
Nino Ebner: Einen Druck von außen haben wir eigentlich nicht verspürt. Den haben wir uns eher selbst gemacht. Wir haben uns bei diesem Album sehr stark vorgenommen, uns weiterzuentwickeln, und haben unseren Fokus daher genau darauf gelegt. Wir waren mit unserem letzten Album schon zufrieden, haben aber im Nachhinein doch gemerkt, dass wir manche Dinge etwas besser hätten machen können und dass da schon noch einiges an Luft nach oben da ist.
Die Weiterentwicklung ist deutlich hörbar. War Ihnen eigentlich schnell klar, wohin es musikalisch gehen soll?
Fabian Woschnagg: Was wir auf keinen Fall wollten, war, uns in irgendeiner Form zu wiederholen. Wir haben uns daher bewusst viel Zeit genommen, was – hört man sich jetzt das neue Album an – die genau richtige Entscheidung war. Die Arbeiten an diesem Album waren für uns ein echter Genuss. Es war eine wunderbare Erfahrung, einmal wirklich die Möglichkeit zu haben, sich für eine Weile in ein Studio einzumieten und intensiv an den Dingen zu arbeiten. Wir konnten viel ausprobieren, uns den Details widmen und manches, was uns im Ergebnis nicht überzeugt hat, einfach auch wieder verwerfen. Diese entschleunigte Arbeitsmethode war in der Vergangenheit nicht möglich. Damals mussten wir das Material einfach in weniger als zwei Wochen aufgenommen haben. Da kommt man einfach nicht dazu, wirklich an den Details zu arbeiten.
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„Dass wir uns dem Mainstream zuwenden, kam für uns nicht eine Sekunde infrage.“
Stellt man sich nach einem Erfolg, wie Sie ihn mit Ihrem Debüt erlebt haben, nicht doch auch die Frage, ob man sich nicht vielleicht dem Mainstream annähern soll?
Nino Ebner: Als Band steht man, nachdem man einen ersten Erfolg gefeiert hat, immer vor der Entscheidung, ob man nun in eine poppigere Richtung geht oder ob man sich seine künstlerische Freiheit bewahrt. Wir haben uns für die künstlerische Freiheit entschieden. Dass wir uns dem Mainstream zuwenden, kam für uns nicht eine Sekunde infrage. Wir machen das, was uns taugt, und das geht einfach nicht einher damit, dass wir unseren Sound an ein gewisses Erfolg versprechendes Schema anpassen.
Man hört den Songs auf „Chron“ an, dass viel an ihnen herumgefeilt wurde und viel Arbeit hinter jedem Ton steckt. Das Schöne an dem Album ist, dass alle Nummern wirklich ihre eigene Geschichte erzählen, dazu stilistisch sehr vielfältig klingen und einen wunderbaren zeitlosen Charakter haben.
Fabian Woschnagg: Uns war von Anfang an klar, dass wir ein sehr genaues Album machen wollen. Wir sind mit dem Vorsatz ins Studio gegangen, wirklich intensiv an den einzelnen Details zu arbeiten. Schon allein auch deswegen, weil wir der aktuellen Entwicklung in der Musikwelt, in der vieles ohne echte Nachhaltigkeit und einfach so auf die Schnelle produziert wird, ein wenig entgegenwirken wollten. Es kommt vieles auf den Markt, was schon nach kurzer Zeit wieder vergessen ist.
Und das sollte bei uns unter keinen Umständen der Fall sein. Wir wollten etwas Zeitloses schaffen, etwas, was man in zehn Jahren noch genauso hören kann wie jetzt. Das besitzt für mich viel mehr Wert als der schnelle kommerzielle Erfolg.
Deswegen auch die Verweigerung des aktuell musikalisch Angesagten.
Fabian Woschnagg: Man muss sich zum Beispiel nur eine Platte von Jimi Hendrix aus dem Jahr 1966 anhören. Die ist voller faszinierender lyrischer und musikalischer Momente, die einen heute noch packen. Deswegen hat es bei uns dieses Mal auch länger gedauert. Wir verwendeten viel Zeit darauf, die einzelnen Elemente wirklich auszuarbeiten. Da ist es schon vorgekommen, dass wir uns einen ganzen Abend lang allein einer einzelnen Gesangsline gewidmet haben. Die Hörerin bzw. der Hörer soll genau wissen, was wir meinen.
„Wir lassen einen Song oft über Monate reifen […]“
Birgt dieser Hang zur Perfektion nicht auch die Gefahr, dass viel vom spontanen Charakter verloren geht?
Nino Ebner: Die Spontaneität findet bei uns beim Entstehen der Songs statt. Aus einer ersten Idee entwickelt sich bei uns in der Regel relativ schnell ein Song. Wirklich fertig ist er dann aber noch lange nicht. Wir lassen einen Song oft über Monate reifen, verändern mal hier etwas, mal dort eine Kleinigkeit. Wir versuchen, seine Stärken herauszuheben und genau die Note zu finden, die ihn spannend macht.
Wie gestaltet sich eigentlich Ihre Zusammenarbeit? Sind Sie manchmal auch unterschiedlicher Meinung?
Fabian Woschnagg: Natürlich kann das vorkommen. Aber generell kann man sagen, dass wir beide immer dasselbe Ziel vor Augen haben. Und zwar einen Song so groß wie möglich zu machen. Manchmal gehen halt die Vorstellungen darüber, wie das passieren soll, auseinander, aber genau das ist ja das Spannende an der ganzen Sache.
Was für Themen behandeln Sie auf Ihrem Album? Inwieweit gehen die Texte auch über das Persönliche hinaus?
Fabian Woschnagg: Natürlich ist in den Texten immer ein persönlicher Filter dabei. Ich bin ja derjenige, der sie schreibt. Und ich habe meine bestimmten Erlebnisse und Erfahrungen. Aber natürlich geht mein Radius über zwei Meter hinaus. Es passiert so viel um uns herum und das geht natürlich auch nicht spurlos an einem vorbei. Man kann sich von den Gedanken vor einer Studiotür nicht so einfach lösen und so tun, als ob nichts wäre.
Kurz nach dem Release geht es ja gleich wieder auf eine ausgedehnte Tour. Was dürfen sich die Fans von Ihnen erwarten?
Fabian Woschnagg: Wir wollen unseren Fans auf jeden Fall eine fette Liveshow bieten. Das ist uns extrem wichtig. Ich selbst erwarte mir persönlich ja, etwas geboten zu bekommen, etwas zu erleben und emotional berührt zu werden. Manchmal sehe ich Bands auf der Bühne stehen, die musikalisch wirklich etwas draufhaben, ich mir bei der Show aber denke: „Schade, daraus könnte man viel mehr machen.“ Wir haben daher bewusst einiges in unsere Show investiert, unter anderem in die Lichtshow, damit wir wirklich etwas Besonders abliefern können.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Michael Ternai
Olympique live
09.11.17 Dornbirn (AT), Conrad Sohm
10.11.17 Innsbruck (AT), Hafen
11.11.17 Linz (AT), Posthof
25.11.17 Graz (AT), PPC
28.11.17 Salzburg (AT), Rockhouse
29.11.17 Wien (AT), Wuk
30.01.18 Frankfurt (DE), Nachtleben
31.01.18 München (DE), Backstage Club
01.02.18 Nürnberg (DE), Club Stereo
03.02.18 Köln (DE), Underground
04.02.18 Hamburg (DE), Prinzenbar
05.02.18 Berlin (DE), Cassiopeia
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