HEARTS HEARTS sind eine der Bands, die sehr viel Vorarbeit in ihr Debütalbum gesteckt haben. „Young“ klingt demnach richtig gut ausbalanciert, reif und gleichzeitig unglaublich verspielt. Das ist den österreichischen Medien auch nicht verborgen geblieben, weswegen sie auch zum FM4-Soundpark-Acts des Monats Dezember ernannt wurden. Mit Anne-Marie Darok haben die vier Musiker über ihre Anfänge, ihre Inspirationen und ein oberösterreichisches Kloster gesprochen.
Zu Ihrem Bandnamen Hearts Hearts gibt es im Internet verschiedene Geschichten. In einem Artikel steht, dass der Name aus einem älteren Lied von Ihnen stammt. In einem anderen wiederum heißt es, dass Sie früher Ford Madox Ford geheißen haben. Wie lautet Ihre Version der Geschichte?
Johannes Mandorfer: Ich würde sagen, dass beide Versionen der Geschichte stimmen. Wir hatten uns vor etwa zwei Jahren, als die Frage nach einem Bandnamen immer aktueller wurde, für Ford Madox Ford entschieden, einen englischsprachigen Autor, der ursprünglich Ford Madox Huefner hieß. Die Identifikation mit einem Schriftsteller, von dem wir allesamt keine einzelne Zeile gelesen hatten, fanden wir dann aber doch irgendwie problematisch. Auf Hearts Hearts hatten wir uns danach recht schnell geeinigt. Es ist der Titel eines Songs, bei dem wir zum ersten Mal mit elektronischem Soundmaterial gearbeitet haben, was innerhalb des Band-Projekts sehr schnell zu einem neuen musikalisch-stilistischen Fokus geführt hat. Der Name Hearts Hearts steht somit für einen wichtigen Wandel innerhalb der Band-Biographie.
David Österle und Daniel Hämmerle, Sie haben sich ja schon 2010 zusammengetan, um gemeinsam Musik zu machen. Erzählen Sie ein bisschen von Ihren Anfängen und darüber, wie die Kollegen Johannes Mandorfer und Peter Paul Aufreiter dazugekommen sind.
David Österle: Daniel und ich hatten uns auf der Uni kennengelernt. Daniel hat sich meistens gleich meine Gitarre geschnappt und mir seine Version von „Hit Me Baby One More Time“ vorgespielt. Irgendwann hab ich ihm dann einen Song von mir vorgespielt. Er hat recht schnell dazu eine zweite Vocal- und Gitarren-Line gebastelt, und so hat das, was irgendwann später Hearts Hearts sein sollte, als Singer-Songerwriter-Duo seinen Anfang genommen. Wir hatten uns in den ersten zwei Jahren aber weniger als Band verstanden, uns nur sporadisch bei mir daheim getroffen. Johannes und Peter Paul hab ich dann 2012. Ich hab Johannes bald darauf eine erste recht rohe Aufnahme eines Songs von Daniel und mir zugesandt. Ein paar Monate später ist er dann als Drummer zur Band gestoßen – und bald darauf Peter Paul, der ursprünglich nur als Produzent mitwirken wollte.
Wie arbeiten Sie als Band zusammen? Gibt es da eine strenge Rollenverteilung zwischen Schreiben, Singen und Musizieren oder sind die Grenzen fließender?
Peter Paul Aufreiter: Die Songs sind in einem sehr produktiven Miteinander entstanden, sehr häufig beim wilden Herumprobieren und -experimentieren im Proberaum. Dabei ist jeder von uns zwar schon auf sein Instrument konzentriert – David zusätzlich für die Lead-Vocals und die Texte verantwortlich, und ich für die Produktion – doch eine strenge Rollenzuweisung gibt es bei uns nicht.
Aus einigen Artikeln habe ich herausgelesen, dass die Cello-Spielerin Christina Ruf eine besondere Rolle auf Ihrem Album „Young“ spielt. Wie ist sie zu Ihnen gestoßen?
Johannes Mandorfer: Ja, Christina spielt eine wichtige Rolle für die Band und unser Album. Ich kenne sie schon sehr lange aus Bad Hall, und hab sie einfach mal gefragt, ob sie bei Hearts Hearts mitmachen, für uns Streicher arrangieren und einspielen möchte. Und so hat sich über die Jahre eine sehr fruchtbare Kooperation ergeben. Gerade ihr unorthodoxer Zugang zum Cellospiel ist ein wichtiger Bestandteil des Soundgefüges auf „Young“. Das Lied „I Am In“ etwa wäre ohne Christina ein ganz anderes, die Stimmung des Songs hat sich durch das Cello nochmal ganz grundlegend gewandelt.
„Die Arbeit an „Young“ hat sich als sehr offener Ideenprozess gestaltet (..).“
Ich habe in Ihrer Musik viele Anleihen an Art-Rock à la Radiohead oder Alt-J herausgehört. Und natürlich irrsinnig viele Elemente, die keinem einfachen Genre zugeordnet werden können. Welche Bands oder Künstlerinnen und Künstler haben Sie inspiriert?
Daniel Hämmerle: Hm, ich glaube die Einflüsse kommen aus diversen Richtungen und sind eigentlich innerhalb der Band auch recht verschieden. Es gibt manches, das wir teilen. Die „Neon Golden“ von The Notwist war für uns alle ein wichtiges Musikerlebnis, wir haben allesamt sehr viel Sigur Rós gehört, manche von uns auch intensiv Flying Lotus, Portishead, Ghostpoet oder SBTRKT.
David, Ihre Stimme und Ihre Art zu singen erinnert wirklich stark an Thom Yorke. Können Sie mit dieser Aussage etwas anfangen oder habe ich mich da komplett verhört?
David Österle: Ich denk, dass für alle von uns Radiohead ein wichtiger Teil unserer musikalischen Sozialisation war. Das hat in meinem Fall auch mit Thom Yorkes spezifischer Art zu singen, zu tun, und der unverwechselbaren Klangfarbe seiner Stimme. Die Einflüsse und Inspirationen für die Vocals kommen aber aus gänzlich verschiedenen Richtungen. Generell mag ich recht hohen, etwas exaltierten Gesang sehr gern. Ich hab eine Zeit lang auch recht viel Patrick Watson gehört. Die Kopfstimme gibt den Songs manchmal eine intime und oft auch eine schrille und verwegene Note.
„Wir hatten über die letzten Monate aber auch einfach sehr viel Glück.“
Es ist immer wieder von einem oberösterreichischen Kloster die Rede, wo Sie einige Sessions gespielt haben. Welches Kloster war das und warum haben Sie sich dorthin zurückgezogen?
Daniel Hämmerle: Wir hatten uns damals ins Kloster im oberösterreichischen Kremsmünster zurückgezogen. Dies hatte weder religiös-spirituelle Gründe, noch wollten wir uns an der auratisch-meditativen Atmosphäre des Klosters berauschen. Es waren sehr pragmatische Gründe, die uns bewogen haben, uns für eine Zeit dorthin zurückzuziehen. Wir fanden dort schlicht und einfach die Möglichkeit vor, die ganze Nacht lang ungestört zu musizieren. Auch haben wir dort allerhand musikalischer Spielereien vorgefunden, einen Haufen Instrumente, diverse Effekt-Geräte und Vintage-Equipment, mit denen wir am Sound der Songs herumgetüftelt haben.
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Sie sind zwar schon einige Jahre beim Musikgeschehen dabei, aber „Young“ ist Ihr erstes Album. Was haben Sie bis jetzt für Erfahrungen mit dem österreichischen Musikbusiness gemacht?
Peter Paul Aufreiter: Eigentlich recht gute. Wir hatten über die letzten Monate aber auch einfach sehr viel Glück. FM4 hat sich für uns gerade im Dezember, als wir Soundpark-Act des Monats waren und über Interviews, diverse Features und die Aufnahme in die Rotation recht präsent waren, als sehr wichtig erwiesen. Wir sind dem Sender da sehr dankbar. Dass jetzt nach der Albumveröffentlichung noch einige sehr gute Album-Reviews dazugekommen sind, freut uns echt riesig. Aber auch der Auftritt beim Waves-Vienna hat der Band sehr gut getan.
„(..) Wir haben bereits begonnen, Ideen fürs neue Album zu sammeln.“
Was für Tipps können Sie anderen österreichischen Bands geben, die gerade in den Startlöchern stehen?
Daniel Hämmerle: Ich denke, es ist gut, sich bei allem, insbesondere bei der Produktion, Zeit zu lassen – Dinge einfach mal wachsen zu lassen. Ich glaube, man tendiert heute eher dazu, sehr schnell etwas der Öffentlichkeit zu präsentieren – weil man gerade sehr überzeugt von der vorläufigen Gestalt eines Songs ist, oder man im Wissen, dass das Musikbusiness ein recht schnelllebiges Geschäft darstellt, glaubt, der Song entspreche grad sehr dem Zeitgeist.
Was steht für Sie als Nächstes auf dem Plan?
Johannes Mandorfer: Die nächsten Wochen stehen noch diverse Vorbereitungen für den UK- und US-Release an, der am 21. Jänner stattfinden wird. Bald wird unser zweites Musikvideo erscheinen. Für die kommenden Monate sind dann schon ein paar Gigs in Österreich geplant – in Wien und anderswo. Und dann wollen wir einfach mal schauen, was der Sommer so bringt. Parallel dazu haben wir bereits begonnen, Ideen fürs neue Album zu sammeln.
Vielen Dank für das Interview.
Anne-Marie Darok