Der Internationale Frauentag und das österreichische Musikleben

Am 8. März wird alljährlich der Internationale Frauentag begangen. Es ist der Tag, an dem auf die immer noch existierende Benachteiligung von Frauen in der Berufswelt hingewiesen werden soll. Von einer echten Gleichstellung ist man leider nach wie vor so weit entfernt, wie die Menschheit von der Marslandung. Und das in nahezu allen Berufsfeldern. Auch der Musiksektor bildet da keine Ausnahme. Noch immer sind im Bereich des professionellen Musiklebens mehr Männer präsent als Frauen. In Institutionen im Musikbereich sind nur wenige Führungspositionen mit Frauen besetzt. Dem gegenüber ist der MusikerInnen-Nachwuchs zum größeren Teil weiblich – rund 60% der AbsolventInnen von österreichischen Musikhochschulen sind weiblich,  was sich aber am Anteil von Frauen in vielen bedeutenden Orchestern des Landes nicht ansatzweise niederschlägt.

Die Musikgeschichte ist eine von Männern geschriebene und dominierte. Zwar haben auch schon in früheren Zeiten Frauen komponiert, musiziert und über Musik geschrieben, doch die Anerkennung, die ihre männlichen Kollegen allerorts erfahren durften, blieb ihnen leider allzu lange verwehrt. Erst im 20. Jahrhundert begannen sich die Dinge langsam zu wandeln. Durch sich verändernde gesellschaftliche Rahmenbedingungen und dem damit einhergehenden Bruch mit allen Rollenbildern eröffneten sich den Frauen neue Möglichkeiten und Gelegenheiten, sich auch dem Parkett der Musik zu versuchen. Und wie sich heute zeigt, tun sie dies mehr als erfolgreich. Egal in welchen Bereichen und über alle Genres hinweg. Klarerweise auch in Österreich.

Man denke nur an eine Olga Neuwirth, die sich als bedeutende Komponistin der Neuen Musik weltweit höchste Anerkennung geniest, oder an Vertreterinnen der jüngeren Generation wie Julia Purgina, Manuela Kerer, Eva Reiter, Veronika Simor und Julia Unterpertinger, die in höchstem Maße mit daran beteiligt sind, Österreich als international bedeutendes Land für zeitgenössische Musik zu positionieren. Aber auch in anderen Musiksparten zeigen sich die weiblichen Musikschaffenden auf dem Vormarsch. Alleine, was in der heimischen Popmusiklandschaft abgeht, lässt optimistisch in die Zukunft blicken. Hier sind es vor allem die jungen Musikerinnen und Sängerinnen wie Soap&Skin, Saint Lu, Agnès Milewski, Marilies Jagsch, Gustav, Mika Vember, Clara Lucia, Paperbird – die Liste ließe sich noch mit vielen, vielen Namen weiterführen -, die es der österreichischen Elektronik-Pionierin Electric Indigo gleichtun und den Schritt in die weite Welt versuchen. Nicht anders verhält es sich in den Bereichen des Jazz, der Improvisierten Musik und der Weltmusik, wo Künstlerinnen wie Viola Falb, Maja Osojnik, Ángela Tröndle, Mia Zabelka, die Formation Netnakisum oder Angélica Castelló mit Blick auf den kreativen und innovativen Output längst in den Szenen längst mit den Ton angeben.

Mit Blick auf den künstlerischen Aspekt des musikalischen Schaffens sowie dessen Bedeutung, haben weibliche Musikschaffende mit ihren männlichen Kollegen längst gleichgezogen, sie stellen keine Ausnahmeerscheinungen mehr dar, sondern sind bestimmender Teil des aktuellen Musiklebens. Daher ist es auch eher unverständlich, warum in manch anderen Bereichen, einer solch positiven Entwicklung nicht Rechnung getragen wird. Die erwähnten Musikerinnen und Komponistinnen bilden trotz ihrer großen Zahl nur die sichtbare Spitze. Unter dieser ist eine noch größere Zahl an musikalisch höchst talentierten Frauen mit der Hoffnung am Werken, einmal etwa einen Platz in einem großen Orchester zu finden. Die Frage muss schon erlaubt sein, warum, trotz der in der Einleitung erwähnten hohen Zahl von Musikhochschulabsolventinnen, nur wenigen Instrumentalistinnen es vergönnt bleibt, aufgenommen zu werden.

Es gibt sie eben immer noch, die alten institutionalisierten verkrusteten Strukturen, gegen welche Frauen wie gegen Windmühlen zu kämpfen haben. Doch der stete Tropfen höhlt, in der Frage der Benachteiligung von Frauen in der Berufswelt hoffentlich wirklich bald, den Stein. (mt)