Mit dem Namen Allentsteig assoziieren vermutlich nicht wenige den tristen Truppenübungsplatz des österreichischen Bundesheers. Dass in der Gegend aber auch erstklassige Kultur stattgefunden hat, wissen nicht mehr so viele, obwohl mit dem Avalon, eine der spannendsten Kulturinitiativen des Landes ebendort angesiedelt war, und das sage und schreibe siebzehn Jahre lang. Ein Kunststück, bedenkt man die durchschnittliche Lebensdauer solcher Initiativen im ländlichen Raum. Nicht ohne Stolz blicken die Betreiber des Projekts in Form einer Doppel-DVD auf das Geleistete zurück, obwohl es für ein Happy End in diesem Fall leider dann doch nicht gereicht hat.
Eines können die beiden Betreiber Christian Rabl und René Loncsar mit Sicherheit sagen, Langeweile ist nie aufgekommen. Das Bestehen der 1992 ins Leben gerufenen und im Alten Kino in Allentsteig ansässigen Kulturinitiative glich einer Art Achterbahnfahrt. Auf Höhen folgten zumeist Tiefen, auf hochklassige Konzertevents in der Regel Stress mit den Behörden. Ähnlich dem Kampf Don Quijotes gegen die Windmühlen, rannten die beiden Köpfe des Vereins immer wieder gegen eine aus Bürokratie und Unverständnis bestehende Mauer.
Die Doppel DVD „Avalon – Ein Waldviertler Strom der Rebellion“ ist daher als eine Art zeitgeschichtliches Dokument zu betrachten, das vom Aufstieg und Fall des Avalon erzählt. Begonnen hat alles im Kleinen mit einer Underground-Kinoreihe. Doch aufgrund des immensen Publikumszuspruchs wuchs das Projekt binnen kürzester Zeit zu einem bestimmenden Faktor des kulturellen Leben im Waldviertel.
Christian Rabl und René Loncsar gelang es unter anderem internationale Stars und heimische Größen wie „Therapy“, „H-Blockx“, „Bauchklang“, „New Model Army“, „Guano Apes“, „Dog Eat Dog“ oder „Sportfreunde Stiller“ in die tiefste Provinz nach Allentsteig zu locken. Um die Idee weiter hinauszutragen, entschloss man sich in Krems mit dem Avalon-Exil und dem Avalon Anderswelt in Heidenreichstein zwei Ableger zu gründen.
Eigentlich sollte man glauben, dass die kulturelle Belebung der Region, ganz dem Sinne der Politik entsprach, leistete der Verein darüber hinaus auch ehrenamtlich wertvolle Jugendarbeit. Doch weit gefehlt. Ständige behördliche Schikanen nötigten den Verein seine Aktivitäten zurückzuschrauben, so lange bis auch das letzte Konzertlokal schlossen werden musste.
Die Dokumentation „Avalon – Ein Waldviertler Strom der Rebellion“ porträtiert in Form von hochinteressanten Interviews mit den Beteiligten, zahlreichen Konzertmitschnitten und bisher unveröffentlichtem Material das siebzehnjährige Geschehen rund um den ambitionierten Kulturverein. Was bleibt sind Erinnerungen an die wunderbaren Momente, welche stattgefunden haben, wie auch leider die Erkenntnis, dass Jugendkultur in der politischen Diskussion oftmals keinen Platz findet. (mt)
http://www.avalonweb.at