“One Thing The Blues Ain´t, Is Funny”: Andreas Dauböck, seines Zeichens Mastermind hinter der Wiener Melancholiker-Combo Morbidelli Brothers, verschlägt es als Hälfte des Duos Ash My Love ebenfalls in seelische Karstregionen. Gemeinsam mit Ursula Winterauer befleißigt er sich hier der Sprache und musikalischen Übersetzung des Blues – elementar, barmend, wie weiland die Ikonen aus dem Mississippi-Delta. Backbeat bat Andreas zum Gespräch. Bonjour tristesse! Von Martin Macho im Kooperation mit mica – music austria.
Wie entstand die Kollaboration mit Ursula Winterauer für Ash My Love?
Andreas Dauböck: Ursula kannte ich aufgrund gemeinsamer Freunde schon länger. Ich hatte damals bei einem Beastie Boys-Tribute Agent Cooper (Sphere-Electro-Bandprojekt von Ursula, Anm.) als Gastschlagzeuger begleitet, und da hatte es musikalisch gesehen ziemlich zwischen uns gefetzt. Viel später kam mir die Idee ein Soloalbum aufzunehmen, mit einigen ungebrauchten Songs, die sich für Morbidelli Brothers nicht eigneten. Ich hab Ursula gefragt ob sie nicht Lust hätte, mich bei diesem Album zu unterstützen. Das war dann eigentlich der Grundstein. Aus diesem geplanten Soloprojekt wurde unsere EP “Heart”.
Ihr kommt aus recht unterschiedlichen musikalischen Ecken. Hat das die gemeinsame Arbeit ausschließlich befeuert oder gelegentlich auch erschwert?
Andreas Dauböck: Ursula und ich wussten von Anfang an, wo das hingeht. Wir sind uns nie im Weg gestanden und haben immer am selben Strang gezogen.
Wie entwickelte sich die Idee, die Gitarre selbst mit Tamburin und Bass Drum zu begleiten?
Andreas Dauböck: Naja, sowas Neues ist das nicht. One Man Bands gibt es ja schon lange. Ich glaube, Jesse Fuller war die erste One Man Band die mit ähnlicher Instrumentierung arbeitete, irgendwann in den 40ern. Mein Setup habe ich aber Andreas Bogner, der auch die “Heart”-EP aufgenommen und produziert hat, zu verdanken. Er brachte mich auf die Idee, auf die Fußsnare noch ein Tamburin zu hängen.
Ist es eine Herausforderung, die spärliche Instrumentierung live klanglich interessant rüber zu bringen?
Andreas Dauböck: Es ist teilweise schwierig, da unser Sound schäbig und fett gleichzeitig sein muss. Wir haben meist John Norman als Live-Tontechniker, und der weiß, wie es zu klingen hat. Ich denke, dass vor allem unser Sound wichtig ist, diese gewählte Unangepasstheit und klangliche Rohheit, die den Liedern ihren Drive und auch die Ecken und Kanten verleihen.
Schon den Stones hat man seinerzeit bei der Transformierung des Blues vorgeworfen, bloß Ferien im Elend der Anderen zu machen. Siehst du die Gefahr einer oberflächlichen Pose auch?
Andreas Dauböck: Also ganz ehrlich, die Stones sind mir ziemlich wurscht. Man könnte das dann auch Jon Spencer, Jack White oder den ganzen Voodoo Rhythm-Bands vorwerfen. Außerdem hat sich der Blues ganz von selbst transformiert, so ist das halt mit der Musik, die entwickelt sich.
Wie wichtig ist für dich generell die Kultivierung früherer Musikformen?
Andreas Dauböck: Ich bin ein großer Fan der Musik vor den 50ern, vor allem von Delta Blues und Honky Tonk. Ich finde ständig alte Bluessongs, die später, neu interpretiert, zu gewaltigen Hits wurden. “Where Did You Sleep Last Night”, “House Of The Rising Sun”, “Black Betty” und viele andere haben sich von ganz alleine kultiviert, einfach großartige Songs.
Nenn mir die fünf Platten, die dich als Musiker am nachhaltigsten beeinflusst haben.
Andreas Dauböck: Sich auf fünf Platten zu beschränken ist schwer, es gibt soviel Gutes! Aber auf jeden Fall zählen zu meinen liebsten Tonträgern: “S/T” von The Moldy Peaches; “If I Had My Way, I´d Tear The Building Down” von Blind Willie Johnson; “Devil In The Flesh” von Billy Childish & Dan Melchior; “Music To Make Love To Your Old Lady By” von Lovage; “God Ween Satan” von Ween.
Wo hast du dir die Inspiration für die Songs eurer EP “Heart“ geholt?
Andreas Dauböck: Ich kann die Inspiration nicht auf eine EP reduzieren. Prinzipiell ist immer die jeweilige Stimmung des Tages dafür verantwortlich.
Entspringt das Morbide und leicht Desillusionierte der Lieder einer persönlichen Wesensart?
Andreas Dauböck: Ich mag keine fröhliche Musik, das sollen andere machen. Es schwingt immer eine gewisse Persönlichkeit mit, da kommt man nicht drum herum.
Apropos morbid: Wird von den Morbidelli Brothers wieder mal was zu hören sein?
Andreas Dauböck: Die Morbidellis arbeiten an einem neuen Album, wann dies erscheinen wird ist aber noch komplett unklar. Das letzte Jahr war hauptsächlich von der fantastischen Zusammenarbeit mit dem Aktionstheater geprägt. Gemeinsam haben wir das Stück “Werktagsrevolution” uraufgeführt. Die Morbidelli Brothers schrieben dafür auch die Musik. Ab Februar bzw. März haben wir dann wieder vor, Konzerte zu spielen.
Du betreibst mit The Vinyl Heart Club Records auch dein eigenes Label. Worauf hast du dich dabei spezialisiert?
Andreas Dauböck: The Vinyl Heart Club Records sind ein Kleinauflagen-7inch-Vinyl-Label. Eigentlich hab ich es nur für die “Heart”- EP gegründet. Es sprach sich danach anscheinend schnell herum, dass ich ein eigenes Label habe, so kam ich zu den anderen Releases von I Wanna Boogie With You, The Maybe Men und Snoww Crystal. Labelphilosophie ist einfach: 7inch, Kleinauflage, und es muss mir taugen.
Wie geht´s mit den diversen Dauböck´schen Aktivitäten in nächster Zeit weiter?
Andreas Dauböck: Mit Ash My Love haben wir eben ein neues Album aufgenommen, das wird sicher Anfang 2014 erscheinen. Ansonsten haben wir vor, eine kleine Türkei-Tournee zu machen. Im Sommer wird es eine etwas längere Tour durch Europa geben. Neue Morbidelli-Songs sind in Arbeit und auf The Vinyl Heart Club Records wird am 21.12. 2013 Snoww Crystal, und 2014 der letzte Teil der Triologie von I Wanna Boogie With You erscheinen. Es gibt auch schon Ideen für neue Releases 2014, aber die sind noch nicht spruchreif. Außerdem würde ich gerne Klüb Musik wieder aktivieren und mit James Sir Benson Mum ein paar Konzerte spielen.
Ash My Love © Mario Lanf
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