Eine Band, viele Gesichter: DEAD END FRIENDS machen seit mehreren Jahren Musik, schwammen aber immer unter der Oberfläche mit. Nun sind sie nach mehreren EPs und Singles mit ihrem Debütalbum „Wrench“ (Numavi Records) aufgetaucht.
Der Titel „Wrench“ soll laut Eigenerklärung als „Verrenkung“ oder „heftiger Stoß“ gedeutet werden. Dabei könnte er genauso gut als „Schraubenschlüssel“ verstanden werden. Wahrscheinlich ist das Werkzeug deswegen auf dem Cover abgebildet, das mit seinem ausdrucksstarken Foto und der kräftigen Hintergrundfarbe besticht. Man ist sich nicht ganz sicher, ob man einem Kampf zwischen den beiden Händen zusieht oder ob es sich einfach um eine nette Geste handelt, weil die männliche Hand die weibliche stützt.
Auf jeden Fall kann man aus dem Cover ziemlich wenig über die Musik der Band rauslesen. Genauso wenig, wie man viele Informationen über die Gruppe selbst hat. Man weiß, dass die fünf Mitglieder aus Graz und Wien kommen. Schließlich kommt es auf die Musik und nicht auf eine besonders spannende Bandgeschichte an. Deswegen ab zum Album „Wrench“.
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Dieses eröffnet mit einem recht harten Song namens „Come Down“, der viel von einem Black-Metal-Lied hat, nur dass die Stimme des Sängers sehr menschlich und nicht wie die eines düsteren Dämons klingt. Und der Song hat auch seine weichen Seiten – so richtig zart wird er nicht, aber er verfällt dann doch ins Postrockige und endet zuletzt in einer Art Jamsession.
Man könnte meinen, dass der Song als Opener ansagen wird, wie das Album klingen wird, doch falsch gedacht. Das zweite Lied – „Cocaine“ – liebäugelt plötzlich sehr mit Rockabilly-Elementen und hat dabei eine Coolness à la Queens Of The Stone Age an sich. Genauer gesagt erinnert der Song irgendwie an ein bestimmtes Lied der oben genannten Queens, nämlich „Go With The Flow“. Das Video von „Cocaine” hat auch was von einem starken Musiker-Selbstbewusstsein, da die Bilder auf Schwarz-Weiß-Aufnahmen eines Bandauftritts basieren.
Starke Vorbilder, starke Songs
Und wer auf einem Album so viel und so intensiv jammt, hat wirklich Selbstbewusstsein. Die meisten Songs haben gleichermaßen einen desorientierten und sehr konzentrierten Touch. Das zeigen etwa die orientalischen Gitarrenklänge auf „Something Isn’t Right“, während das Lied wie ein wütender Tornado dahergerast kommt und so viel Elan wie der Sonic-Youth-Klassiker „Teen Age Riot“ hat. Und bei „Black Mental“ läuft im Hintergrund ein ziemlich dunkles Gitarrenriff, das fast haargenau wie die Melodie aus „One Hundred Years“ von The Cure klingt. Das soll jetzt kein Vorwurf des Abkupferns sein, aber leugnen können Death End Friends ihre Vorbildgeneration nicht.
„Wrench“ muss laut gehört werden, am besten mit einer guten Anlage oder – wenn man keine Angst vor einem Hörschäden hat – mit richtig gut abgedichteten Kopfhörern. Die Produktion ist rau, kratzig und erlaubt gleichzeitig viele Feinheiten. Aber dafür hatten Dead End Friends auch Profis an Bord, unter anderem den Tausendsassa Wolfgang Möstl. Dies ist ein gelungenes Debütalbum, bei dem man merkt, dass die Band nicht erst seit gestern Musik macht.
Anne-Marie Darok
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Dead End Friends