Das Festival DE/SEMBLE geht vom 14. bis zum 16. November 2024 im Reaktor in Wien in seine nächste Runde.
DE/SEMBLE ist ein Festival für Jazz und experimentelle Musik, das in Wien stattfindet. Im Kern setzt sich DE/SEMBLE für faire Repräsentation ein, erfindet das Jazzkonzert neu und erkundet dynamische Schnittstellen zu multidisziplinären Künsten und Clubkultur.
Das abenteuerliche Programm von DE/SEMBLE spricht sowohl Jazz-Liebhaber:innen als auch neue Zuhörer:innen an. Die Veranstalter:innen glauben daran, ein breites Spektrum an Künstler:innen aus der ganzen Welt zu präsentieren und so einer Vielzahl von Stimmen im Jazz die Bühne zu geben, die sie verdienen.
Die Mission des Festivals ist es, Barrieren innerhalb des Genres aufzubrechen und einen Raum zu schaffen, in dem innovative Klänge und experimentelle Performances gedeihen.
Erlebt drei Tage voller musikalischer Entdeckungen mit grenzüberschreitenden Künstler:innen im Jazz und angrenzenden Stilen.
Artists 2024 – 3 Days, 9 Concerts
Donnerstag, 14 Nov 2024, Reaktor
Teresa Rotschopf Ensemble (AT)
Teresa Rotschopf ist eine österreichische Musikerin, Sängerin und Komponistin. Bekannt wurde sie als Leadsängerin der Band Bunny Lake, bevor sie sich einer erfolgreichen Solokarriere widmete und ihre musikalische Ausrichtung grundlegend veränderte. Intuition und Intimität spielen eine zentrale Rolle in Rotschopfs Ansatz, vielfältige und immersive Klangwelten zu schaffen, die sich den Grenzen herkömmlicher Kategorien entziehen. Ihre Musik zeichnet sich durch filigrane Instrumentierung, erdige Klangstrukturen und eine außergewöhnliche Stimme aus.
Mit ihrem ersten Soloalbum Messiah (2018, Comfortzone, produziert von Patrick Pulsinger) setzte Teresa Rotschopf neue Maßstäbe für zukünftige genreübergreifende musikalische Projekte und Klangexperimente. Ihre Musik ist oft von einer Dringlichkeit und Hingabe geprägt, die sich wie ein roter Faden durch ihre Werke zieht und zur Handlung aufruft.
Ihr aktuelles Album Currents & Orders ist ein Manifest dieser Vision. Es wurde in einer Tropfsteinhöhle in den österreichischen Wäldern aufgenommen und erweitert das Gefühl der Isolation zu einer tiefen Verbindung mit der klanglichen Welt der Natur. Rotschopf lädt ihre Zuhörer:innen ein, neue Wege des Umgangs mit Klang zu entdecken, indem sie ihnen eine völlig neue Tiefe und Textur des Klangs präsentiert.
So Sner (AT/DE)
The Well ist das zweite Album des Duos So Sner von Susanna Gartmayer (Bassklarinette) und Stefan Schneider (Electronics). Es wurde über einen Zeitraum von fast zwei Jahren in verschiedenen Studios und Räumen aufgenommen und spiegelt die umfangreichen Tourneeaktivitäten von So Sner durch Europa wider. Das von der Kritik gefeierte Debütalbum REIME (TAL26, 2022) wurde für seine innovative Fusion von Bassklarinette und elektronischen Klängen in unerwarteten und überraschenden Weisen gefeiert. Mit The Well erforscht das Duo sowohl fließende als auch dissonante Klanglandschaften und nimmt dabei unterschiedliche strukturelle und klangliche Herausforderungen an. Das Ergebnis ist eine ruhigere, introspektive Reihe von Kompositionen. Das Album ist ein Statement zweier selbstbewusster Kollaborateure, die komplexe, räumliche musikalische Momente auf ihre eigene, unverwechselbare Weise gestalten.
Susanna Gartmayer: bass clarinet, comp
Stefan Schneider: electronics, comp
Farida Amadou x Aquiles Navarro (BE/US)
Farida Amadou ist eine autodidaktische Bassistin aus Brüssel, Belgien. 2013 begann sie, verschiedene Musikrichtungen wie Blues, Jazz und Hip-Hop zu erkunden. Nach einem Jahr (2017) als Bassistin der belgischen Punkband Cocaine Piss entschied sich Farida, sich auf ihre Solo-Improvisationspraxis und Kollaborationen mit Musikern wie Steve Noble, Thurston Moore, Peter Brötzmann, Terrie Ex, Lukas König, Pat Thomas und Julien Desprez zu konzentrieren. Zu ihren Kooperationen zählen unter anderem Jerusalem in My Heart und Moor Mother.
Im zweiten Teil des Konzerts wird Amadou vom in New York lebenden Trompeter, Komponisten und DJ Aquiles Navarro begleitet. Amadou und Navarro trafen sich bei Auftritten mit Moor Mother und setzten ihre Improvisationen und Aufnahmen im Sommer 2023 in New York fort.
Aquiles Navarro schöpft seine Klänge aus einer reichen Mischung aus folkloristischer Musik, Salsa, Reggae und den vielfältigen Einflüssen seiner Kindheit in Panama. Als Mitglied des Free-Jazz-Kollektivs Irreversible Entanglements hat Navarro in der Musikszene für viel Aufsehen gesorgt.
Freitag, 15 Nov 2024, Reaktor
Mamadou Diabaté (AT/BF)
Mamadou Diabaté wurde in eine traditionelle Musikerfamilie der Sambla in Burkina Faso (Westafrika) hineingeboren, die eine lange Tradition in der Ausübung von Geschichtenerzählen und Musikmachen pflegt. Bereits im Alter von fünf Jahren begann er seine professionelle Ausbildung bei seinem Vater Penegue Diabaté, der damals als der beste Balafon-Spieler weit über die Grenzen der Sambla-Kultur hinaus galt.
Heute lebt er in Österreich. Mit seiner Gruppe Percussion Mania gewann er 2011 den Austrian World Music Award und 2012 den Grand Prix des „Triangle du Balafon“-Wettbewerbs in Mali. Dort wurde er für seine Virtuosität auch mit dem „Prix Alkaly Camara de la virtuosité“ ausgezeichnet.
Das Konzert präsentiert traditionelle Stücke aus Burkina Faso, die in einer reichen Geschichte verwurzelt sind und über Generationen hinweg gespielt wurden, kombiniert mit Mamadous eigenen Kompositionen, die von seinen Erlebnissen in Europa inspiriert sind. Mit unglaublicher Virtuosität spielt er faszinierende Melodien, durchdrungen von rhythmischer Raffinesse, die wunderbar durch den Klang seiner Stimme ergänzt werden.
Mamadou Diabaté: Solo Balafon
Nabou Claerhout x Lynn Cassiers (BE)
Im Alter von neun Jahren entschied sich Nabou Claerhout mutig für die Posaune und legte damit den Grundstein für ihre heutige Karriere. Heute ist sie als eine der innovativsten Jazz-Posaunistinnen bekannt und hat sich fest in der zeitgenössischen Jazzszene etabliert.
Die in Brüssel ansässige Sängerin und Klangkünstlerin Lynn Cassiers bewegt sich mühelos durch verschiedene Musikstile, von Free Jazz und Pop über Rock, Noise und Filmmusik bis hin zu Folk und Ambient. Im Laufe der Jahre hat sie eine unverwechselbare Stimme entwickelt, indem sie Elektronik verwendet, um ihre Vocals zu manipulieren und abstrakte Klangtexturen zu schaffen, die sich über diese verschiedenen musikalischen Landschaften hinweg erstrecken.
In den letzten Jahren haben sich die künstlerischen Wege von Nabou und Lynn häufig gekreuzt. Ihre Zusammenarbeit zeigt immer wieder, wie aus der Summe ihrer beiden Talente etwas Großes entsteht.
Nabou Claerhout: trombone & fx
Lynn Cassiers: vocal & fx
DUMAMA Trio (SA/DE)
DUMAMA ist Artist in Residence der diesjährigen Ausgabe von DE/SEMBLE.
DUMAMA (geb. 1991, Südafrika) erforscht in ihrer künstlerischen Praxis Intersektionalität und lässt dabei Strukturen in ihrer Formlosigkeit einfach existieren. Ihre Arbeit befasst sich mit der bewussten Dekonstruktion veralteter Darstellungsweisen der südafrikanischen/afrikanischen Klang- und Performance-Kultur, während sie gleichzeitig Musik für sich und andere komponiert.
Als beeindruckende Geschichtenerzählerin und Texterin überbrückt sie mühelos die Kluft zwischen traditioneller südafrikanischer Erzählkultur, Jazz und futuristischer, global orientierter Poesie. Begleitet wird sie von Lukas Akintaya (Schlagzeug) und Szablocs Bognar (Keys).
Gugulethu Duma: vocals, fx
Lukas Akintaya: drums, fx
Szablocs Bognar: keys, fx
Samstag, 16 Nov 2024, Reaktor
Stemeseder/Lillinger/Ángeles (DE/PE/MX)
Elias Stemeseder und Christian Lillingers Zusammenarbeit ist eine dynamische Mischung aus Elektronik und Akustik, die sich ständig wandelt. Sie schaffen komplexe, mehrdimensionale Kompositionen, die Sampling, Serialismus und Anspielungen auf Volksmusik einbeziehen. Ihre Musik, die Schlagzeug, Klavier, Keyboards, Synthesizer und Sampler umfasst, entwickelt sich in unvorhersehbaren Rhythmen, die die Grenzen jedes Instruments ausloten.
Begleitet werden sie von Camilo Ángeles, einem Flötisten, Komponisten, Klangkünstler, Forscher und Pädagogen aus Arequipa, Peru, der in Mexiko-Stadt lebt. Seine Arbeit erforscht die Hybridisierung von Ästhetiken jenseits spezifischer Genres. Er wird von der klanglichen Neuerkundung der Flöte angetrieben, einem nicht traditionellen Ansatz, der durch seine persönliche Geschichte als Mensch, Immigrant und lateinamerikanischer Künstler geprägt ist. Durch die Verschmelzung von Improvisation und Komposition stellt er die Flöte mit erweiterten Techniken, mikrotonalen Texturen, elektronischer Verarbeitung und Hyper-Verstärkung neu dar und verwandelt subtile Luftbewegungen in kraftvolle Klangwellen.
Elias Stemeseder: keys, fx
Christian Lillinger: drums
Camilo Ángeles: flute,fx
Azu Tiwaline x Cinna Peyghamy (TN/FR/IR)
Die Zusammenarbeit von Azu Tiwaline und Cinna Peyghamy ist eine faszinierende Mischung aus tiefer, atmosphärischer elektronischer Musik und traditionellen Rhythmen. Azu Tiwaline, eine Produzentin mit tunesischen Wurzeln, lässt sich stark von den Landschaften und Kulturen der Sahara inspirieren und schafft immersive Klanglandschaften, die von Berber- und Sahraoui-Trance beeinflusst sind. Ihre Musik umfasst Genres wie Dub, Techno und Electronica und integriert häufig Feldaufnahmen aus der Wüste.
Cinna Peyghamy, ein in Iran geborener Percussionist, fügt eine weitere kulturelle Dimension hinzu, indem er die traditionelle Trommel Tombak einsetzt, die eine zentrale Rolle in der persischen Musik spielt. Diese Zusammenarbeit vereint Tiwalines weite, hypnotische elektronische Klangwelten mit Peyghamys komplexen, organischen Rhythmen, was zu einem einzigartigen hybriden Sound führt.
Cinna Peyghamy: tombak drum, fx
Azu Tiwaline: fx
GLAM (AT)
Treibende Beats, multiplizierte Pop-Stimme und elektro-experimentelle Klangkunst. GLAM bearbeitet die Schnittstelle zwischen Popmusik und Neuer Musik und untersucht die Intuition als musikalisches Werkzeug, um nun mit “The Color, The Dark” noch weiter unter die Hautschichten zu fahren. Das Debut-Album wurde gemeinsam mit den Bandkollegen Markus W. Schneider und Aras Levni Seyhan realisiert, die aus der experimentellen und elektro-akustischen Musikszene kommen und seit 2021 die Bühne mit Amesbauer teilen. Wer, vielleicht fehlgeleitet durch das mit Oberflächlichkeit konnotierte Pseudonym Glam, heitere Popmusik erwartet, ist fehl am Platz. Der Opening Track „Bookshelf“ leitet mit harten Strumming-Patterns an und zeigt im Text zärtliche Vulnerabilität: „all the cries, archived in no bookshelf“ singt Amesbauer. So fluide wie Glam, ist auch „The Color, The Dark“.
Gloria Amesbauer: vocals, fx
Markus W. Schneider: guitar, bass, fx
Aras Levni Seyhan: synth, electronics
14-16 Nov 2024, Reaktor
Visual Artist: Eyup Kuş
Eyup Kuş, ein vielseitiger Künstler, spezialisiert sich auf experimentelles Filmschaffen mit einem Hintergrund in Theater-, Film- und Medienwissenschaften.
Seine Arbeit erforscht unkonventionelle Erzählweisen durch eine dynamische Mischung aus Filmformaten, visuellen Effekten und dem Zusammenspiel von Licht und Ton. Kuş’ abstrakte Kurzfilme finden auf internationalen Filmfestivals Anerkennung. Neben dem Filmschaffen beteiligt er sich aktiv an Musikprojekten, darunter auch sein Solo-Projekt KARGA.
Im Bereich, in dem multimediale Kunst auf experimentelles Filmschaffen trifft, bietet Kuş einen frischen und unkonventionellen Ansatz des Erzählens, der das Publikum dazu einlädt, traditionelle Grenzen zu überschreiten.
++++