David Six, der Kennern der jungen österreichischen Jazzszene aufgrund seiner vielen Beteiligungen an verschiedenen Projekten (Mira Lu Kovacs/David Six, David Six’ s Matador, Laura Winkler´s Wabi Sabi Orchestra) eigentlich schon lange ein Begriff sein sollte, wandelt auf seinem nun erschienenen Soloalbum “In the Rosewood Forrest” (Freifeld Tonträger) auf dem Pfad der Klassik durch den Jazz, oder auch umgekehrt, von welcher Seite man es auch betrachten will. Der Komponist und Pianist spannt auf kunstvolle Weise einen Bogen zwischen diesen beiden musikalischen Welten, dies aber, ohne dabei irgendwie wirklich ganz eindeutig zu werden. Und genau in dieser gewissen Unschärfe liegt auch der besondere Reiz dieser Veröffentlichung.
Vielmehr als es in den Nummern von David Six um den Versuch irgendeiner schlichten stilistischen Etikettierung geht, stehen einzig und alleine die Musik als Ganzes und deren Wirkung im Vordergrund des Geschehens. Die außergewöhnlich lyrische Note seiner musikalischen Sprache, wie auch die seines vielschichtigen und gefühlvollen Spiels machen es ohnehin vollkommen unnötig, sich mit solchen Fragestellung länger zu beschäftigen. David Six erzählt ereignisreiche Geschichten und entwirft dabei Klanggemälde, die in ihrer Stimmung ein wirklich sehr breites emotionales Spektrum abdecken.
Im Stil von tief melancholisch, still und zurückhaltend bis hin zu fast schon aberwitzig verspielt agierend, gelingt es dem Pianisten immer wieder auch neue Fährten zu legen, solche, die überraschen und das Dargebotene zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar werden lassen. Und genau dieser Aspekt ist es auch, der den Spannungsgehalt seiner von Eleganz getragenen Musik vom ersten bis zum letzten Ton aufrecht erhält. Darüber hinaus beeindruckt zudem der Umstand, dass ihm all das mit den reduziertesten Mitteln, sprich alleine mit seinem Klavier gelingt. David Six zeigt sich als Experte darin, weite Räume zu schaffen, die jedem einzelnen Ton, jeder Melodie und auch jedem klanglichen Experiment fern jeder Verkopftheit tiefergehende Geltung verleihen.
„In the Rosewood Forrest“ ist ein Album geworden, das definitiv darauf abzielt, Bilder im Kopf des Hörers entstehen zu lassen. Was es auch in einer sehr sanften und eindringlichen Form tut. Ein wirklich schönes musikalisches Statement, das David Six hier abliefert.
Michael Ternai
David Six