Mit „Es ist so unendlich still hier“ (Konkord Records) liefern David Lipp und seine Band Die Liebe den wohl perfekten Soundtrack für die verregneten und grauen Herbsttage ab. Wunderschöne melancholisch angehauchte und in deutscher Sprache gehaltene Popsongs, die verpackt in einem ungemein warmen Gesamtsound, einfach nur die Lust wecken, sich voll und ganz zurückfallen zu lassen. Wie sollte es anders sein, wird auf dem Album das Thema Liebe in all seinen Facetten abgearbeitet. Und das ganz ohne irgendein Klischee zu bedienen. Ein echtes Meisterstück zeitgemäßer Songwritingkunst.
Schon auf seinen ersten beiden Alben setzte sich David Lipp mit dem großen Thema Liebe auseinander. Stand das Debüt „In immer: Love“ (2005) noch ganz im Zeichen rosiger Verliebtheit, war auf „Die einsamen Häuser“ (2007) längst der Beziehungsalltag eingekehrt. Mit „Es ist so unendlich still hier“ bringt der Songwriter seine Trilogie nun zum Ende. Jetzt heißt es Abschied nehmen, und dieser klang schon lange nicht mehr so herzzerreißend und authentisch.
„Es ist so unendlich still hier“ ist eine hochemotionale Achterbahnfahrt, der man sich als HörerIn nur schwer entziehen kann. David Lipp zelebriert mit einfachen, aber umso wirkungsvolleren Mitteln die hohe Kunst des Songwritings. Fast problemlos, so scheint es, schüttelt der Liedermacher hier einen erstklassigen Song nach dem anderen aus seinem Ärmel. Zum überwiegenden Teil sehr sparsam arrangiert und von Thomas Binder-Reisinger (Gitarre), Katharina Grossmann (Gesang), Andrea Baumann (Klavier) und Hemma Grünbacher (Bass) musikalisch mit umgesetzt, sind insgesamt zehn Songs entstanden, in welchen der oft schwer zu meisternde Spagat zwischen einer gewissen Eingängigkeit und Tiefgang mit Bravour vollzogen wird.
Zu keiner Zeit laufen David Lipp und seine KollegInnen Gefahr, sich in den Untiefen der Popmusik zu verlieren. Dafür wandelt man musikalisch viel zu bewusst abseits herkömmlicher opulenter und mit Pathos erfüllter Mainstream-Entwürfe. Was hier geschaffen wird, ist eine atmosphärisch verdichtete und von der Minimal Music mit ihren ständig wiederholenden Mustern geprägte Klangsprache, die zumeist akustisch gehalten und nur durch vereinzelte dezent eingesetzte und immer wiederkehrende elektronische Spielereien untermalt, gerade durch ihre Einfachheit besticht.
Mit „Es ist so unendlich still hier“ beweisen David Lipp & Die Liebe auf eindrucksvolle Art und Weise, welch innovatives und spannendes Arbeiten im Bereich der Popmusik immer noch möglich ist. Bleibt zu hoffen, dass mit dem dritten Teil der Trilogie nicht auch das Bandprojekt sein Ende findet. Bei so viel kreativem Potential wäre es wirklich schade drum. (mt)