David Helbock/Simon Frick – Diagonal

Eine überaus spannende, und höchst abwechslungsreiche und stimmungsvolle musikalische Reise durch die unterschiedlichsten Spielformen des Jazz ist es geworden, das Album „Diagonal“ (Traumton Records) von den beiden jungen, hochtalentierten Instrumentalisten David Helbock und Simon Frick. Frei von jeglichem Scheuklappendenken entwerfen die aus Vorarlberg stammenden Musiker eine ungemein vielschichtige und atmosphärische sehr dichte Klangsprache, in der komplexe Strukturen und weite variantenreiche Melodiebögen auf ganz wunderbare Art und Weise zueinanderfinden. Präsentiert wird das gute Stück am 23. September in der Wiener Sargfabrik.

Ganze zwei Jahre lang haben die beiden zu allen Seiten hin offenen und experimentierfreudigen Musiker David Helbock (Klavier, Perkussion, Electronics) und Simon Frick (Violine, Electronics) an der Realisierung ihrer eigenen musikalischen Vision gebastelt. Eine Schaffensphase, die, hört man sich durch die CD „Diagonal“ durch, sich mehr als ausgezahlt hat. Man merkt bei jedem Ton, dass hier zwei Instrumentalisten am Werken sind, die ihr Handwerk verstehen und sich zu keinem Zeitpunkt irgendwelchen einschränkenden Begrifflichkeiten unterwerfen. Was hier regiert, ist das Spiel mit den Möglichkeiten, der Wille, Wege zu beschreiten, die traditionellen Vorstellungen, wie denn Jazz nun zu erklingen hat, auf erfrischende Art widerlaufen. Für David Helbock ist es vor allem dieser „Drang, immer wieder neue Herausforderungen zu suchen, immer wieder den Versuch zu unternehmen, die Grenzen zu verschieben“, der ihn in seinen Schaffen antreibt. Zentral für die beiden Musiker ist auch das Experiment, durch welches „sich natürlich der eigene Horizont erweitert und somit auch die Möglichkeiten“, so sein Kollege Simon Frick weiter.

David Hellbock/Simon Frick – Tibetian Prayers by mica

Einer einzelnen Kategorie lassen sich die insgesamt zehn Stücke des Zweiergespanns jedenfalls nicht zuordnen. Dafür weisen diese einfach eine zu große klangliche wie auch stilistische Vielfalt auf. David Helbock und Simon Frick versuchen mit teils unkonventionellen Mitteln Brücken zu schlagen und herkömmliche Definitionsmuster außer Kraft zu setzen. „Ich habe immer die Musik gemacht, die ich liebe, die vor allem aber emotional berühren soll. Wenn ich etwas höre, was ein tiefes Gefühl auslöst, dann möchte ich genau das auschecken. Das ist manchmal jazzverwandt, manchmal geht es in Richtung afrikanische oder brasilianische Musik, dann wieder ist es die moderne Klassik. Egal, was mir gefällt, ich versuche es in meine Musik einfließen zu lassen“, so David Helbock. Simon Frick weiter: „Es geht auch darum, dass man keine Grenzen ziehen muss. Es gibt heute so viel Musik, egal welcher Richtung, die begeistern kann. Und Einflüsse dieser verarbeitet man dann natürlich auch in irgendeiner Art und Weise in den eigenen Stücken.“

Für die beiden Instrumentalisten, die sich schon seit der Schulzeit am Musikgymnasium in Feldkirch kennen, sind es aber nicht nur alleine die rein musikalischen Aspekte, welche die Klangsprache ihrer Musik bedingen. David Helbock zieht seine Inspiration vor allem aus den Dingen, die um ihn und die Menschen herum passieren. Überhaupt bedingen diese die Musik in hohem Maße.  „Letztlich geht es darum, wie leben die Leute in Brasilien, wie leben die Leute in Afrika,  und warum spielen sie gerade diese Musik? Eben weil sie so leben. Es geht nicht um die Noten oder den Rhythmus, sondern um das darüber“, so der Pianist. Dem stimmt auch der Geiger zu: „Was ich ganz besonders spannend finde ist, wie sich vom Ort oder Breitengrad her die Musik verändert. So hört man in den nordischen Sachen dann doch irgendwie die Dunkelheit und die Kälte, welcher die Leute dort im Winter lange ausgesetzt sind, durch. In der brasilianischen Musik ist es die Sonne und die immer milden Temperaturen. Ein Ort übt also stets einen bestimmten Einfluss aus.“ Und so verhält es sich klarerweise auch bei der eigenen.

„Diagonal“ ist schlicht ein ungemein berührendes und vielschichtiges Musikerlebnis, welchem man auf jeden Fall Gehör schenken sollte. Eines ist nämlich sicher: von diesem außergewöhnlichen Duo wird man in Zukunft nach einiges zu hören bekommen.
Michael Ternai

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