Die Blechbläser-Combo DA BLECHHAUF’N feierte 2019 ihr zwanzigjähriges Bestehen. Nur wenige österreichischer Formationen dieser Art haben die letzten beiden Dekaden so erfolgreich überstanden, wie es die im Burgenland gegründete Truppe getan hat. Zahlreiche Veröffentlichungen und internationale Tourneen haben DA BLECHHAUF’N zu einem der wichtigsten Vertreter der österreichischen Blasmusik werden lassen. Das Bandurgestein REINHOLD BIEBER sprach mit Michael Ternai über die Anfänge, die Wichtigkeit, sich musikalisch treu zu bleiben, und die unvergesslichen Erlebnisse auf der Bühne.
Ihr habt im letzten Jahr euer zwanzigjähriges Bühnenjubiläum gefeiert. In diesen zwanzig Jahren viel passiert. Da Blechhauf’n ist zu einer erfolgreichsten und international gefragtesten österreichischen Blechbläser-Combos geworden. Habt ihr euch am Anfang vorstellen können, wohin die Reise einmal gehen wird?
Reinhold Bieber: Nein, natürlich nicht. Was am Anfang im Vordergrund stand, war, wie man es so schön sagt, das freie und ungezwungene Musizieren. Wir von der Anfangsbesetzung haben uns alle vom Studium her gekannt. Und unser Ziel war, unsere ganz eigene Version von Volks- und Blasmusik-Stücken und Märschen zu spielen. Bevor es für uns überhaupt auf eine Bühne gegangen ist, haben wir Gaststätten und Heurigen rauf und runter bespielt. Und das auch eher in einfacher Form, mit Notenständern, ohne jede Choreografie und auch nicht wirklich mit einer großen Idee. Aber wir sind hier im Burgenland gut angekommen. Eigentlich war zunächst auch gar nicht geplant, den Blechhauf’n zu gründen beziehungsweise wir haben uns nie gesagt: „So, jetzt gründen wir eine Formation und starten groß durch und spielen in den großen Hallen.“ Es ist alles Schritt für Schritt passiert.
Der Name Blechhauf’n lag als Brass-Band quasi auf der Hand, oder?
Reinhold Bieber: Mit der Zeit sind die Auftritte immer mehr geworden und es wurde notwendig, einen Namen für unsere Gruppe zu finden. Wie wir zu unserem Namen gekommen sind, ist eine ganz witzige Geschichte. Wir haben einmal im Gasthaus in Neckenmarkt einen Wirtshausabend gespielt und wie es bei solchen Konzerten der Fall ist, macht man halt irgendwann einmal Pause. Und bei uns war es so, dass wir in dieser Pause unsere Instrumente in einem Raum alle auf einen Haufen gelegt haben, worauf der Wirt des Gasthauses gemeint hat: „Na, das schaut ja wie ein richtiger Blechhaufn aus.“ Somit mussten wir für unser erstes Konzert, das wir in der Nachbargemeinde selbst organisiert haben, nicht lange überlegen.
Mit dem Namen setzte zugleich auch die Mundpropaganda ein. Zudem haben wir auch begonnen, unsere Auftritte zu plakatieren, sodass bei unserem ersten richtigen Konzert unter dem Namen Blechhauf’n dann zweihundert bis dreihundert Leute anwesend waren.
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Wann ist es euch bewusst geworden, dass Da Blechhauf’n sich zu einer größeren Geschichte entwickelt?
Reinhold Bieber: Ich hatte eigentlich schon früh, so nach zwei, drei Jahren das Gefühl, dass da etwas in diese Richtung gehen könnte. Ganz einfach, weil wir doch etwas anderes gemacht haben als andere und ich gesehen habe, dass wir ankommen und wir unser Programm auch auf anderen Bühnen spielen können. Und dann kommt eben eins nach dem anderen. Zuerst spielt man ein wenig über die Region hinaus und versucht, das Ganze etwas professioneller aufzustellen. Wir haben uns zum Beispiel einen Choreografen engagiert. Mit der Zeit sind die Gigs dann immer mehr geworden, was auch dazu geführt hat, dass auch die Besetzung gewechselt hat, weil natürlich manche von uns beruflich anders gebunden waren. Nichtdestotrotz hat die ganze Geschichte irgendwann eine Dynamik gewonnen. Wir bauten uns eine Homepage und sind auch auf Facebook und Instagram aktiv geworden. Nachdem wir immer mehr Konzerte gespielt haben, ist dann auch die eine und andere Agentur an uns herangetreten, um mit uns etwas zu machen.
Wie sah eure musikalische Erfolgsformel aus?
Reinhold Bieber: Das Wichtigste war, dass wir unserem Stil, unserer Richtung immer treu geblieben sind. Es hat in diesen zwanzig Jahren neben den Hochs natürlich auch hin und wieder Tiefs gegeben. Aber wir konnten diese immer wieder überwinden. Andere Brass-Formationen sind neben uns immer wieder weggebrochen, weil sie nicht eigenständig genug gewesen waren und auch keine eigenen Sachen geschrieben hatten, wir es getan haben. Das hat uns sicher dabei geholfen, unseren eigenen Stil zu finden. Aber das ist nicht von heute auf morgen passiert. Das hat Jahre gedauert.
„Man wird einerseits gelassener, auf der anderen Seite bürdet man sich aber immer mehr Druck auf“
Das Besondere an eurer Musik ist ja, dass sie stilistisch über die Jahre sehr breit geworden ist. Es klingen neben dem Traditionellen immer wieder auch andere Richtungen wie Jazz und Rock durch. Auch habt ihr euch in eurer XXL-Formation um einen Schlagzeuger und einen Gitarristen erweitert. Ist diese musikalische Offenheit Teil eurer Erfolgsformel?
Reinhold Bieber: Ich glaube, man muss jeder Musikrichtung gegenüber offen sein. Und man muss sich auch trauen, das zu spielen. Modernes und auch Klassisches. Das Wichtigste ist, dass man dahintersteht und sein eigenes Ding aus der Nummer macht. Und das ist uns Gott sei Dank gelungen.
Am Anfang war es ja so, dass bei uns fast ausschließlich Albert Wieder die Stücke arrangiert hat. Mittlerweile sind wir fünf, die arrangieren. Und das bringt natürlich mit, dass sehr viele neue Ideen einfließen.
Es ist auch so, dass man nach so vielen Jahren einfach weiß, was man jedem Einzelnen hinschreiben kann und wo jeder seine Stärken und Schwächen hat. Und ich denke, das ist auch ein Teil unseres Erfolgsrezepts. Wir wissen, wir wie diese vielen neuen Einflüsse einarbeiten und trotzdem unseren Blechhauf’n-Stil bzw. -Sound beibehalten können. Das heißt natürlich auch, dass man viel experimentieren muss und Sachen, die dann eben nicht funktionieren, wieder verwerfen muss. Das erkennt man dann aber manchmal erst, wenn man auf der Bühne steht und vor Publikum spielt.
Aber da spielt nach zwanzig, einundzwanzig Jahren halt auch die Erfahrung eine Rolle. Man wird einerseits gelassener, auf der anderen Seite bürdet man sich aber immer mehr Druck auf, weil man etwas Neues machen will und auch muss, weil das Publikum das in irgendeiner Form erwartet.
„Wenn man sich dagegen ansieht, wie viele Gruppen es heute gibt, dann erkennt man, was sich in Laufe der Zeit getan hat.“
Ihr wart damals vor zwanzig Jahren eine der wenigen Blechbläser-Combos. Das hat sich ja geändert.
Reinhold Bieber: Auf jeden Fall. Vor zwanzig Jahren das gab es Mnozil Brass, den Blechhauf’n und vielleicht einige wenige andere Brass-Bands. Die Zahl war damals auf jeden Fall sehr überschaubar. Wenn man sich dagegen ansieht, wie viele Gruppen es heute gibt, dann erkennt man, was sich in Laufe der Zeit getan hat. Egal ob nun in Deutschland, in der Schweiz, in den Niederlanden oder in Österreich, Brass-Bands schießen überall aus dem Boden. Ich habe mich unlängst mit Simon Ertl, dem Erfinder des Festivals Woodstock der Blasmusik, unterhalten und der hat gemeint, dass er über hundert Bands in der Warteschleife hat, die auf dem Festival spielen wollen. Viele sogar unentgeltlich. Das hätte es vor zwanzig Jahren nicht gegeben.
Da Blechhauf’n ist eine Gruppe, die mittlerweile fast überall spielen kann. In kleineren Locations, auf großen Festivalbühnen und in großen namhaften Konzertsälen. Wie geht man mit so unterschiedlichem Publikum um?
Reinhold Bieber: Der Spagat ist schon groß, das stimmt. Und so etwas passiert auch nicht von heute auf morgen. Aber man muss sich treu bleiben und geduldig bleiben. Irgendwann zahlt es sich aus. Ich kann mich an ein Konzert im KKL in Luzern erinnern, wo wir im Rahmen unseres Wirtshausrunden-Programms gespielt haben. Und dieses Programm war sehr traditionell. Es ist zwar gut angekommen und beklatscht worden, dennoch habe ich vom Veranstalter die Rückmeldung erhalten, dass das Programm für das dortige Publikum dann doch etwas zu traditionell war. Was wir daraus gelernt haben, ist, dass das Publikum, je nachdem wo man spielt, verschieden ist und es manchmal auch wenig mehr Klassisches oder Jazziges haben will. Mittlerweile sind unsere Programme, was das betrifft, stilistisch doch um einiges vielfältiger. Und das erlaubt uns, jetzt auch Locations wie zum Beispiel das Wiener Konzerthaus zu bespielen. Wie gesagt, man muss Geduld haben. Dann eröffnen sich auch Auftrittsmöglichkeiten in Venues, die einem vorher verschlossen geblieben sind.
Aber dennoch war dieses Konzert im KKL ein ganz besonderes Erlebnis. Das KKL fasst ja zweitausend Besucherinnen und Besucher und es war bei unserem Konzert voll. Vor allem die Akustik des Saales ist ein Wahnsinn. Wenn du auf der Bühne stehst und der volle Saal applaudiert, wirst du schon fast erdrückt. So etwas trägt dich natürlich durch das ganze Konzert. Das ist ein großartiges Feeling.
„Mir geben die kleinen Geschichten oft mehr, als die großen es manchmal tun.“
Wenn wir jetzt schon bei besonderen Erlebnissen sind, welche waren das in den letzten zwanzig Jahren?
Reinhold Bieber: Das Konzert im KKL zählt definitiv zu den Highlights. Aber auch die Auftritte beim Festival Woodstock der Blasmusik waren und sind immer etwas Besonderes. Dort spielen wir heuer zum zehnten Mal. Es ist einfach ein Wahnsinn, dort jedes Mal vor sieben- oder achttausend Leuten zu spielen, die mit deiner Musik mitgehen und dir zujubeln. Und ich will von unseren bisherigen Auftritten dort auch nicht wirklich einen hervorheben, weil es von der Stimmung her ganz einfach jedes Mal genial war. Wobei einer mir dann doch mehr in Erinnerung geblieben ist. Als wir vor ein paar Jahren dort gespielt haben, kam plötzlich eine Sturmwarnung herein. Und obwohl hinten zum Teil schon die aufgebauten Zelte weggeblasen worden waren, sind die Leute dennoch nicht von der Bühne weggegangen, sondern haben weiter mit uns mitgefeiert. Das ist schon etwas Besonderes, weil du merkst, dass der Funke einfach überspringt.
Bei all den großen Bühnen, auf denen wir gespielt haben, waren für mich persönlich aber auch immer die kleinen Locations ein Erlebnis, weil man dort mit dem Publikum sehr eng ist und einfach mitbekommt, was es fühlt und denkt. Mir geben die kleinen Geschichten oft mehr, als die großen es manchmal tun.
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Was steht in der nahen Zukunft auf dem Programm?
Reinhold Bieber: Worauf wir uns wirklich freuen, ist die gemeinsame Tour mit dem deutschen Trompeter Christoph Moschberger. Er spielt unter anderem bei den Egerländern, ist Mitglied bei Grosch’s Eleven, der Liveband der Musikfernsehsendung „Sing meinen Song”, und ist mit Gregor Meyle auf Tour mit BAP. Er ist ein ausgezeichneter junger Trompeter, den wir schon lange kennen. Christoph hat im vergangenen Jahr sein erstes Soloalbum veröffentlicht, das er gemeinsam mit uns aufgenommen hat. Und es ist für uns ein besonderes Anliegen, dieses Album jetzt gemeinsam mit ihm auf seiner Tour, die auch im Wiener Konzerthaus und im Linzer Musiktheater Station macht, den Leuten vorzustellen.
Darüber hinaus sind natürlich auch einige eigene Konzerte geplant. Wir werden unter anderem in Frankreich und in den Niederlanden spielen. Es ist auch angedacht, eine CD zu machen. Wie diese aussehen wird, dass wissen wir noch nicht. Vielleicht nehmen wir unser Deschawüh-Programm auf.
Was wir auf alle Fälle in Zukunft machen wollen, ist, vermehrt Gäste hinzuzunehmen. Wir haben ja mit der Sängerin Kristina Buconjic letztes Jahr in der XXL-Formation eine Weihnachtsnummer aufgenommen. Und das hat hervorragend funktioniert. Wir wollen sie auf jeden Fall bei uns als Sängerin einbauen. Ich denke, dass es, wenn man immer wieder einmal jemanden hinzunimmt, für das Publikum interessanter wird. Vorausgesetzt natürlich, dass der Style, der Wiedererkennungswert gleich bleiben.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Michael Ternai
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Da Blechhauf’n live
28.02. Kultur Kongress Zentrum, Eisenstadt
21.03. WinterWoodstock der Blasmusik, Kirchberg
26.03. 5. Blasmusikparty, Ottakringer Brauerei, Wien
03.04. KUGA, Großwarasdorf / mit Christoph Moschberger
05.04. PalmKlang Festival, Oberalm / mit Christoph Moschberger
19.04. Kulturzentrum, Güssing
26.04. SalzArt, Bürmoos
02.05. Galvanik Kulturzentrum, Zug (CH)
22.05. Veranstaltungszentrum, Sankt Kathrein an der Laming
08.06. Landestheater, Linz
13.06. Gymnasium Raymond Poulidor, Nazeslles-Negron (FRA)
26.06. Woodstock der Blasmusik, Ort im Innkreis
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