JAKUBA machen nach eigenen Angaben „Kinderzimmer-Rap“ und „Alte-Männer-Sprechgesang“. In anderen Worten: Durchdachte Lyrics, die an Poetry Slam Texte erinnern, untermalt von angenehm entspannenden lofi-Beats. Das Tiroler Duo besteht aus Sänger JAKOB KÖHLE und Produzent ANDREAS STEINER aka KEEPLOVE. In einem Interview, das vor Liebe und gegenseitiger Wertschätzung nur so trieft, erzählen JAKUBA ITTA FRANCESCA IVELLIO-VELLIN von ihren anderen Bandprojekten, warum es keine Pressefotos von den Musikern gibt, und welche Vor- und Nachteile Genreeinteilung bietet.
Über euch gibt’s bisher noch nicht so viele Infos, stellt’s euch doch mal vor!
Andreas Steiner: Ja, also ich bin der Andreas und ich bin Musiker, Songwriter, Gitarrist und Sänger und wohne in Tirol, in Innsbruck. Eigentlich in Völs, aber ich sage immer Innsbruck, weil man Völs nicht kennt.
Jakob Köhle: Ich bin der Jakob und ich spiel Schlagzeug! Und ich mach oft Musik mit dem Andreas zusammen. Deshalb haben wir uns mal gedacht, warum wir nicht zu zweit ein Projekt starten, und etwas mit den Texten, die ich manchmal schreibe, machen. Der Andreas ist ja auch ein großartiger Produzent, er macht wundervolle lo-fi Beats. Das Ganze ist ja unheimlich viel Arbeit für ihn, und für mich nur ganz wenig [lacht].
Andreas Steiner: Es ist auch recht spannend, dass wir gerade über dieses Projekt mit dir sprechen dürfen.
Wieso?
Andreas Steiner: Naja, wir kennen uns jetzt schon sehr lange und machen in verschiedensten Projekten Musik miteinander. jakuba ist ja ein relativ neues Projekt.
In welchen anderen Projekten seid ihr noch aktiv?
Andreas Steiner: Bei 2seedsleft ist der Jakob unser Schlagzeuger seit vielen Jahren. Das ist eine Jazz/Pop-Band, die oft mit den Beatles verglichen wird. Und ich habe ein Soloprojekt, Tom Joseph, bei dem ich Singer/Songwriter-Sachen mache, da ist der Jakob auch von Anfang an ein großer Teil davon gewesen.
Jakob Köhle: Ich bin zusätzlich auch noch bei Saltbrennt dabei, das ist auch eine großartige Band. Das war ursprünglich Blues, mittlerweile hat es sich zu Alpin-Groove-Funk entwickelt. Alles selber gemacht, oft auch im Dialekt.
Wie habt ihr zwei euch kennengelernt?
Jakob Köhle: Wir haben zusammen Jazz in Innsbruck studiert.
„Jakobs Texte erinnern mich persönlich ein bisschen an Poetry Slam.“
Wo würdet ihr euch genretechnisch einordnen?
Andreas Steiner: Es ist ja kein klassischer Rap. Jakobs Texte erinnern mich persönlich ein bisschen an Poetry Slam.
Absolut, das war auch meine Assoziation. Ist das etwas, womit du dich identifizieren kannst, Jakob?
Jakob Köhle: Ich schätze das sehr. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich Poetry Slam nach einer gewissen Zeit immer ein wenig anstrengend finde, weil eben keine Musik dabei ist.
Schreibst du die Texte alleine? Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Jakob Köhle: Also bei den bisherigen Songs ist so gewesen, dass ich mir die Grundstruktur überlegt habe und die blöden zwei Akkorde, die da immer hin- und hergehen – kompositorisch gesehen ist ja nicht großartig was passiert – und dann bereite ich das mit meinem Halbwissen auf irgendeinem Programm vor und schick das dem Andreas. Er ist dann immer sehr nett und spendet mir seine Zeit, die wir dann in seinem Studio verbringen. Er buttert da Stunden hinein und dann nehmen wir das dann auf. Ich bin mit der ersten Fassung immer total zufrieden, aber er macht dann immer noch mehr und mehr. Aber ja, die Texte passieren vorher.
Andreas Steiner: Unlängst habe ich aber ihm auch einfach einen Beat geschickt, ohne, dass ich einen Text vom Jakob vorher hatte, und das hat auch voll gut funktioniert. Also, wir sind offen für verschiedene Workflows.
Einer eurer Songs heißt „Macht der Gewohnheit“. Worum geht’s da?
Jakob Köhle: Da geht’s darum, dass sich vieles ändern sollte, man aber nichts dafür tut, weil man Dinge einfach aus Gewohnheit immer so macht, wie man’s macht. So Prokrastination, auch.
Was würdest du gerne anders machen, schaffst es aber nicht?
Jakob Köhle: Rauchen! Zum Beispiel, wenn man auf den Bus wartet. Da muss man fast eine Zigarette rauchen, weil dann kommt er. Ein Phänomen.
Von euch gibt es keine Pressefotos. Auf eurem Instagram-Account findet man auch ausschließlich Zeichnungen. Wie passen die zum Konzept?
Jakob Köhle: Findest du die Zeichnungen nicht gut?
Die Zeichnungen sind entzückend.
Jakob Köhle: Erkennst du uns wieder auf den Zeichnungen?
Sicher. Wer ist der Künstler von euch?
Andreas Steiner: Der Jakob.
Und wie kam’s?
Jakob Köhle: Weil’s einfach ist. Es ist so unkompliziert. Wir sind ja zwei Idioten, die das einfach machen, ohne irgendeinen Plan. Zum Glück kennen wir aber so Leute wie den Jo [Stöckholzer, Anm.], der dann so Leute wie dich kennt. Wir zwei machen ja nichts. Wir sitzen da in dem Studio und machen einfach. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Ich bin total froh, dass ich da den Andi hab, der das mit mir macht, weil ohne ihn würde gar nichts passieren. Und ich freue mich, wenn es Leuten gefällt, und wenn das Leuten nicht gefällt, wäre das auch total in Ordnung. Wir beide haben auch wenig Zeit und sind in so vielen Projekten involviert, da dann noch Energie in Pressefotos reinzustecken – da haben wir noch nicht einmal dran gedacht.
„Wir sind ja zwei Idioten, die das einfach machen, ohne irgendeinen Plan.“
Ganz besonders schön finde ich diese Wertschätzung, die zwischen euch herrscht.
Andreas Steiner: Ja, wir mögen uns einfach gern. Für mich ist der Jakob einer der besten und tollsten Musiker, die ich in meinem kurzen Leben kennenlernen durfte. Und mit ihm zu arbeiten ist einer der schönsten Sachen in meinem Leben.
Jakob Köhle: Mah, bist du nett. Das traust du dich aber auch nicht zu sagen, wenn ich im gleichen Raum sitz! [Anm.: Das Interview findet über Zoom statt.]
Ich bin ganz gerührt. Muss gleich weinen.
Jakob Köhle: Normalerweise beschimpfen wir uns ja auf’s Wüsteste. [lacht]
Andreas Steiner: [lacht]
Jakob Köhle: Ich finde auch, dass alles, was der Andi macht, großartig ist. Für mich ist er auch der beste Songwriter, den es gibt. Ich bin Fan der ersten Stunde, gleich nach Andis Papa.
jakuba kommt auf jeden Fall sehr gut an, es scheint also sehr gut zu funktionieren, was ihr zwei da macht. Seid ihr zufrieden?
Andreas Steiner: Total zufrieden. Und tatsächlich auch ein bissl überrascht.
„Wir mögen uns einfach gern.“
Ist jakuba dann einfach ein Herzensprojekt für euch? Ihr scheint damit ja jetzt keine kommerziellen Ambitionen zu haben.
Andreas Steiner: Im Idealfall ist jedes Projekt ein Herzensprojekt. Wir sind keine Industrieschreiber oder -produzenten. Also ja, jakuba kann man definitiv ein Herzensprojekt nennen. Der Jakob stellt sich aber auch schon mal recht gern unter den Scheffel. Er steckt da mehr Arbeit rein, als das hier vielleicht scheint, oder vielleicht, als er zugeben möchte. [lacht]
Ist es ein Novum, dass deine Stimme in einem Musikprojekt so im Fokus steht, Jakob?
Jakob Köhle: Also, ich singe schon zwischendurch in anderen Projekten, aber dieser Sprechgesang ist neu.
Hat das Überwindung gekostet?
Jakob Köhle: Ich schreibe schon sehr lange solche Texte, weil ich diese Art von Musik einfach super gerne mag. Als Jugendlicher habe ich viel Fettes Brot und Fanta4 gehört, Dendemanns Das Schweigen Dilemma. Diese ganze Deutsch-Rap-Geschichte, die inzwischen passiert ist, ist an mir ein bissl vorübergegangen. Das, was wir machen, ist ja mittlerweile so Alte-Männer-Sprechgesang, das ist ja nicht hip. Das ist Kinderzimmer-Rap. Ohne Schimpfwörter.
90er-Deutsch-Rap, bestes. Apropos Fettes Brot: Am Anfang von eurem Song „Schade Schokolade“ kommt ein Fettes-Brot-Zitat – wie kam’s?
Jakob Köhle: Weil’s stimmt.
Auf der Website eures Labels unserallereins werdet ihr mit Edgar Wasser, Fatoni und Käptn Peng verglichen.
Jakob Köhle: Ja, also ich würde mich nie mit irgendjemandem vergleichen.
Warum? Weil du es für größenwahnsinnig hältst, dich mit jemandem wie Edgar Wasser zu vergleichen, oder weil du findest, ihr seid einfach einzigartig und unvergleichlich?
Jakob Köhle: Ersteres! Wenn ich ein Lied mach, dann finde ich, steht es mir selbst gar nicht zu, zu beurteilen, ob das gut ist, oder nicht. Ich mach das halt nach bestem Wissen und Gewissen und andere finden das dann gut oder nicht. In dem Zuge finde ich es auch nicht angebracht, sich mit anderen zu vergleichen.
Andreas Steiner: Das ist ja auch die Sache mit dem Vergleichen und der Genreeinteilung, überhaupt. Für die Künstler*innen ist das ein Schmarrn und oft auch eine Einschränkung. Die Musikindustrie ist aber halt so, dass sie ein Angebot hinstellt, und man sich da einordnen muss, damit jemand, der*die sich das noch nie angehört hat, weiß, was ihn*sie erwartet. Da sind dann solche Vergleiche okay, aber ich bin dankbar, dass wir diese Vergleiche nicht aufstellen müssen.
„Ich würde mich nie mit irgendjemandem vergleichen.“
Menschen wollen immer alles kategorisieren und einordnen können, damit sie darüber sprechen und nachdenken können.
Andreas Steiner: Ja, das ist auch legitim. Ich meinte in erster Linie, dass ich froh bin, dass wir diese Einordnung nicht machen müssen. Und, dass wir jetzt nicht so arbeiten, dass wir ein Genre, das jetzt gerade hip ist, bedienen, sondern einfach das machen, was uns gefällt.
Ansonsten gäbe es ja auch immer nur die gleiche Musik.
Andreas Steiner: Genau! Und zwar von anderen besser gemacht. Ich kann ja auch nicht jemanden eins zu eins kopieren und erwarten, dass das besser wird als das Original. Wenn man sich in einem Genre bewegt, ist es immer am besten, über den Tellerrand zu schauen, ansonsten macht man einfach etwas, was es eh schon gibt.
Trotzdem ist es auch so, dass viele Musiker*innen einfach von Musik, die gerade modern ist, inspiriert werden und deshalb ähnliche Musik machen.
Andreas Steiner: Sowieso. Ich will jetzt auch niemandem etwas unterstellen. Aber es gibt Produzent*innen, die nun mal so denken, und nur das bedienen, was gerade kommerziell erfolgreich ist. Natürlich nicht alle, sonst gäbe es nur eine Art von Musik, wie du gesagt hast.
Dann würden alle Schlager machen. Im Schlager liegt die Kohle!
Jakob Köhle: Bis halt die ganze Schlager-Kohle bei uns liegt und wir stinkreich sind. [lacht]
Wann kommt die nächste Single?
Jakob Köhle: Am 7. April kommt rechtzeitig zum Karfreitag das Lied „Sonnenseite“ raus, wo es um ungewollte Veränderung geht, die retrospektiv dann gar nicht mal so schlecht sein muss, und, dass es Sonnenseiten eben nur gibt, wenn woanders grade Schatten ist.
Wir freuen uns drauf!
Herzlichen Dank für das schöne Gespräch.
Itta Francesca Ivellio-Vellin
++++