Das Salzburger Winterfest 2013

12. November 201929. November 2013

Seit nunmehr 12 Jahren gibt es nun das Salzburger Winterfest, dass sich mittlerweile auch zum grössten Festival für zeitgenössischen Circus in Österreich gemausert hat. Unter “zeitgenössischem Circus” ist dabei eine Zusammenführung der verschiedensten Kunstsparten zu verstehen. Die Bandbreite reicht von bildender Kunst über darstellende Kunst mit Tanz, Musik, Schauspiel, Akrobatik oder Puppentheater.

In den letzten 12 Jahren hat das Winterfest über die Grenzen Salzburgs hinaus ein Bewusstsein für zeitgenössischen Circus in der Bevölkerung geschaffen. Im 10. Jubiläumsjahr hat das Winterfest schließlich den Weg vom Fest zum Festival beschritten und seine bisher zwei Zelte auf drei Circuszelte und ein historisches Spiegelzelt ausgeweitet. Damit gehört es mittlerweile zum größten Festival für zeitgenössischen Circus im deutschsprachigen Raum. Mit zur Attraktivität hat dabei jedoch sicher auch die Wahl des Veranstaltungsortes beigetragen. Denn der Volksgarten in Salzburg ist seit 100 Jahren ein Ort des Vergnügens und der Begegnung, der durch die Zeltstadt des Winterfestes wieder belebt wird. Gerade die spezielle Veranstaltungsatmosphäre macht einen der vielen Reize des Winterfestes aus.

Dass es heuer ein ausgiebiges Musikprogramm gibt, hängt jedoch auch damit zusammen, dass nach drei Jahren das Spiegelzelt in den Volksgarten zurückkehrt.

Spiegelzelte waren schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die Prunkstücke eines jeden Jahrmarktes und ein beliebter Treffpunkt für Tagträumer und Nachtschwärmer. Ausgestattet mit einem Ambiente zwischen Wiener Kaffeehauskultur und Pariser Varieté-Kunst, fungiert das Spiegelzelt 2013 ebenso als Tanzkulisse für Tango- und Swingabende wie für Konzert- und Literatur-Abende. U.a. in Zusammenarbeit mit dem Jazzit wird es dabei vor allem um “schräg virtuose, instrumentale Grenzgänge” gehen, die durch “Wunschkonzerte” ergänzt werden, “wo Bühnengrößen zu noch nicht Gehörtem laden” und zusammen mit ausgewählten Gästen für ihre Abende im Spiegelzelt ein ganz persönliches Programm erarbeiten werden.

Los geht es am Dienstag, dem 03.12. mit den Merry Poppins. die an diesem Abend nicht nur ein Konzert spielen, sondern auch ihr aktuelles Roadmovie über ihre “Central Asia Tour 2013” präsentieren werden (nähere Infos dazu unter: https://www.musicaustria.at/magazin/weltmusik/artikel-berichte/merry-poppins).

Weiter geht es am Donnerstag (05.12.). Hier präsentiert (in Kooperation mit Jazzit Salzburg) der weltmuskalische Grenzgänger, Performer und Conferencier Stefan Sterzinger seinen neu formierten Sterzinger Experience All Star Rock’n Roll Circus – eine erneut hochkarätig besetzte Kombo aus altbewährten KollegInnen und neu entdeckten Genialitäten. Mit dabei sind, neben Stefan Sterzinger (Akkordeon, Gesang), Maria Craffonara (Kalimba, Gesang), Thomas Castaneda (Keyboard, Gesang), Franz Schaden (Bass, Gesang), Joerg Mikula (Cardboard beatbox, Gesang). “Ashanti Blue”, so der Titel des im im März 2014 erscheinenden neuen Albums, ist dann auch das programmatische Thema: groovig und schwungvoll gespielte Musik “mit afrikanischer Attitüde und einer Prise Jazz”.

“Analog-Digitale Avancen” gibt es dann am Freitag, 06.12. mit Sophie Hassfurther feat. Ride The Slide. Die aus Salzburg stammende Saxophonistin und Flötistin Sophie Hassfurther hat sich für das Wunschkonzert beim Winterfest die Band Ride The Slide von Mario Vavti (Posaune, Elektronik) eingeladen zu der neben Vavti auch noch Stefan Thaler (Bass) und Harry Tanschek (Schlagzeug) gehören. Das Repertoire des Trios ist, wie der Name schon erahnen lässt, eine musikalische Spielwiese. Die aktuelle CD “Get Up” konnte Kritiker im In- und Ausland überzeugen. Mit Sophie Hassfurther zum Quartett erweitert, eröffnen sich der Band nun neue Wege und Möglichkeiten, den musikalischen Spielplatz noch abwechslungsreicher zu gestalten.

Am Donnerstag, 10.12. laden dann The Helmut Bergers zum “White Winter Crash” ein. Über die wohl bekannteste “Electro-Indie”- Band aus Salzburg muss wohl nicht mehr all zu viel gesagt werden. Allein mit ihrem kühlen, lasziven und sexy Style stechen sie aus der Salzburger Musikszene heraus. Mit knackigen Beats bringen The Helmut Bergers frischen Wind in die Stadt und mixen dabei schroffe Indie-Gitarren mit Synth-Pop-Sounds. Mit ein wenig Glam, Keyboard und verrückten Effekten erzeugen sie genau den Sound, der hervorragend zum Leben des Namenspaten passt: zügellos, unkonventionell und kompromisslos. Mit dem Programm “White Winter Crash” will die fünf-köpfigen Elektrock ’n’ Roll-Partie das Spiegelzelt in einen winterlichen Tanzpalast verwandeln.

Eine weitere Zusammenarbeit mit dem Jazzit steht hingegen genau eine Woche später (Donnerstag, 19.12.) auf dem Programm des Winterfest 2013. Hier spielen Catch-Pop String-Strong im Danspalais Musik “von Bach bis Brecht”. Mit ihrer einzigartigen Bühnenpräsenz, überraschenden Vokalvolten und komödiantischen Einlagen stellen die serbische Bratschistin/Sängerin Jelena Popržan und die Cellistin Rina Kaçinari aus dem Kosovo eine erfrischende Ausnahme in der österreichischen Musiklandschaft dar. Ihr Repertoire unter dem Motto “Wuchtiger Groove trifft Streichinstrument” reicht dabei von Balkan-Folk über eigenwillig arrangierte Klassik und Improvisation bis hin zu Interpretationen von Kurt Weill und Bert Brecht. Das Herz ihrer Darbietungen aber stellen ihre Eigenkompositionen dar, bei denen der Einfallsreichtum der beiden Ausnahmeartistinnen in vollen Zügen bestaunt und bewundert werden kann.

“Between the Beats” heisst es dann am Freitag, 20.12., wenn Wolfgang Muthspiel & Rune Arnesen im Spiegelzelt auftreten werden. Wolfgang Muthspiel (Gesang, Gitarre, Beats), der gerade mit seiner Tournee “Vienna, World” weltweit unterwegs ist, wird an diesem Abend ein neues Gedankenspiel aus dem seinem Songlabor in die Tat umgesetzt. Reduziert auf Stimme, Gitarre und Beats vereint er sich für das Konzert im Spiegelzelt mit seinem Wunschgast aus der Ferne: Rune Arnesen. Der norwegische Schlagzeuger hat den Sound vieler Bands geprägt, nicht zuletzt den der Band des Trompeters Nils Petter Molvaer. Als Duo treffen die beiden Musiker im Spiegelzelt zum ersten Mal aufeinander. Unterstützt vom Schlagzeug wird Muthspiel sowohl an der Gitarre als auch als Sänger eine neue Facette seines Songzyklus ausloten.

Unter dem Titel “Zwei Winterreisen” präsentieren zwei Tage später (Sonntag, 22.12.) das oenm, Wolfgang Bankl und Bertl Mütter Franz Schuberts weltberühmte “Winterreise” in neuen, aufregenden Versionen. Wolfgang Bankl, Mitglied der Wiener Staatsoper, singt den romantisch-melancholischen Liedkreis durch frostige Seelenlandschaften in einer neuen Fassung (“winter.reise.bilder”). Begleitet wird er dabei von den oenm-Mitgliedern Jutas Javorka (Viola), Peter Sigl, (Violoncello) und Michael Seifried (Kontrabass). Anschliessend wird unter dem Motto “schubert:winterreise:mütter” der Multiinstrumentalist Bertl Mütter (Posaune, Stimme, Muschelhorn, NachKomposition) seine “Destillation der Schubert’schen Winterreise” in durchaus schrägen Versionen präsentieren. Mütter dazu: “Ich werde euch einen Zyklus schauerlicher Lieder vorsingen. Sie haben mich mehr angegriffen, als dies bei anderen der Fall war. Mir gefallen diese Lieder mehr als alle, und sie werden euch auch gefallen.”

Zum Ausklang gibt es dann am Montag, 30.12. eine Unplugged-Konzert der Salzburger Band Been Obscene. Die hat speziell für das Spiegelzelt “ein musikalisches Erlebnis der anderen Art” einstudiert. So zeigen sie, dass ihre modernen, psychedelisch-rockigen Kompositionen auch als Unplugged-Versionen zur musikalischen Höchstform auflaufen können. Geschickt kombinieren sie dabei ihr magisches Feingefühl mit der für sie typischen Dynamik. Nicht umsonst beschrieb das Münchner Magazin Kulturvollzug die Salzburger Band ja einmal so: “Sie wiederholen und insistieren, als ginge es um ein Kamasutra der Klänge, nur um das Ganze wieder aufzutrennen und es schließlich in die Luft zu jagen.” Beim Winterfest 2013 werden sie zeigen, dass sie auch ohne verzerrte Gitarrenklänge überzeugen können.