Ab in die Luns! Wer der Aufforderung noch nicht nachgekommen ist, also noch nicht im Bett liegt, spricht wahrscheinlich keinen Rotwelsch-Soziolekt. Und wem dieser Begriff noch mehr Fragezeichen in den Kopf treibt, sollte sich innerlich dafür öffnen, nicht alles sofort zu verstehen, was DAS LUNSENTRIO so macht. Aber ihre neue Single “Pressefest” (Problembär Records) geht trotzdem ab.
Bevor es jedoch um die Musik geht, sollen erst einmal alle Fragen beantwortet werden, die sich bis jetzt aufgetan haben: Der Rotwelsch-Soziolekt ist eine Art Geheimsprache der fahrenden Völker und Ganoven in deutschen Sprachbereich. “Luns” wiederum bedeutet “Bett”. Das Lunsentrio hat sich aber nicht sehr ruhiger Musik verschrieben, die einen ermüdet zurücklassen würde, sondern die drei Musiker sind ziemliche Rocker.
Nick McCarthy, Seb-I Kellig und Hank Schmidt in der Beek haben sich zusammengetan um Spaß zu haben – so scheint es zumindest, wenn man sich näher mit ihrer Arbeit beschäftigt. Es ist ein Ausgleich zu der durchaus klassischeren Band-Tätigkeit, die sowohl McCarthy (Gitarrist von Franz Ferdinand) und Kellig (Dub-Produzent unter anderem für LaBrassBanda) sonst betreiben. Gut, das soll nicht bedeuten, dass Das Lunsentrio kein ernstzunehmendes Projekt ist, sondern einfach nur, dass sie sich abseits des ausgetretenen Pfade bewegen.
Drei Mitglieder, eine Luns!
Denn der Dritte im Bunde, der Federnführende sozusagen, ist Hank Schmidt in der Beek. Der Münchner Künstler erlangte vor allem mit seinen Fotografien Aufmerksamkeit auf denen er sich als klassischer Landschaftsmaler präsentiert, der aber nicht die wunderschöne Aussicht malt, sondern die Karos seinen eigenen Hemdes. Der Humor zieht sich auch durch seine lyrische Kunst, wie etwa auf dem ersten Album des Lunsentrios “Sebastian Kellig, Nick McCarthy und Hank Schmidt in der Beek singen und spielen den LUNSENRING”.
Diese Platte, kurz Der Lunsenring genannt, ist eigentlich eine Rockoper, die sogar schon auf mehreren kleinen Bühnen aufgeführt wurde. Hier verarbeitete die Band Hank Schmidt in der Beeks Gedichtband “Lunsengedichte”. Und auch der Text der neuen Single “Pressefest” hat etwas sehr poetisch an sich. Gleichzeitig spielt der Humor, das Ironische, wieder eine große Rolle, wenn etwa die Zeile “Bekanntlich sind die stärksten Fäuste die haushoch Erhobenen. Und es sind die schönsten Blusen die hauchdünn Gewobenen” erklingt.
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Musikalisch wird das Ganze von einer Melodie untermalt, die direkt aus 1985 sein könnte. Es ist ein Song, wie aus der Neuen Deutschen Welle: Er ist rockig, leicht zum Mitsingen und so ein bisschen aufmüpfig performt. Es ist Punk, aber nicht in voller Montur. Dabei sehen die drei Herren ebenfalls aus, als wären sie einer Zeitmaschine entstiegen. Sie tragen Denim zu Blue Jeans und auf ihren Köpfen prangen Baskenmütze, Cowboyhut und Biker-Käppi. Das Lunsentrio hat sich Second Hand gegönnt um ihre Musik mit den perfekten Requisiten zu umrahmen.
Im Herbst 2017 soll ihre zweite Platte erscheinen, die aber weder nur mit NDW-Songs gespickt sein wird, noch eine zweite Rockoper ist. Es wird ein Album voll eigenständiger Lieder werden, denen es sicherlich nicht an Geist und Spaß mangeln wird.
Anne-Marie Darok
Lunsentrio live
29.09.2017, Wien @ Waves Festival
Links:
Lunsentrio
Problembär Records