Zwei Bands, sechs Lieder, eine EP: Im Frühjahr diesen Jahres veröffentlichten LD SMASH und LUKAS ANTOS & DIE ANDEREN ihre gemeinsame Split-EP, die kürzlich im KRAMLADEN präsentiert wurde. Antonia Seierl traf SUSANNA HERMANN, LD SMASH und LUKAS ANTOS, um über Releases in Corona-Zeiten, Dreiecksbeziehungen und den Wiener Grant zu reden.
Wie erlebt ihr gerade die Corona-Zeit? Wie habt ihr den Lockdown verbracht, was waren eure Erfahrungen?
LD Smash: Ja, also ich muss sagen, dass es für mich ganz angenehm war. Was mir wirklich abgegangen ist, waren halt das Fortgehen und die Konzerte – die ersten Monate waren wirklich zach, weil es so eine neue Situation war, bei der man nicht wusste, ob das jetzt bleibt oder nicht. Aber als Musiker war das Ganze schon richtig zach. Die Einschränkungen bei den Veranstaltungen sowieso, und viele sind ja auch einfach nichts geworden …
Welchen Stellenwert haben eurem Gefühl nach Musikerinnen, Musiker und Musik im Allgemeinen in dieser Zeit?
Lukas Antos: Ich glaube schon, dass man die Möglichkeit hat, dass man Leuten irgendwie dieses Zeichen gibt von „Man macht ja trotzdem weiter“. Wir als Musikerinnen und Musiker sind halt schon die gewesen, denen es absolut nicht gut ging. Man hat von sehr vielen Seiten mitbekommen, dass die Leute trotzdem was machen. Sie nehmen auf oder schreiben daheim was und tragen das dann auch nach außen. Ein bisschen Mut machen in der Zeit.
LD Smash: Man hört halt extrem viel Musik, weil man nur daheim sitzt. Ich habe im Lockdown so viele Alben wie noch nie gehört. Für Musikerinnen und Musiker – das muss man halt einfach sagen – war es beschissen. Die ganzen Streams waren auch nicht das Wahre – ich habe mir kaum einen angesehen.
Susanna Hermann: Ich finde, dass trotzdem innovative Sachen dabei waren – wie DJ-Sets zum Beispiel, weil es eine geniale Idee ist! Wir haben als Band auch die Chance genutzt und sind während des Lockdowns kreativ geworden und haben neue Genres für uns entdeckt. Wir haben uns dem Battle-Rap hingegeben und uns gegenseitig „gebattelt“!
LD Smash: Das war mein Highlight im ganzen Lockdown. So ein Battle-Mania zwischen den WGs. Die WGs haben sich gegenseitig gedisst und jeden Donnerstag ist ein Musikvideo rausgekommen.
Das heißt, man darf bald auf eine Battle-Rap-Single von LD Smash hoffen! Ihr hattet euren EP-Release ja auch in dieser Zeit, oder?
Lukas Antos: Ja, genau. Da ist die EP eigentlich erschienen, aber das Konzert haben wir eben jetzt erst im September nachgeholt.
Die EP war wahrscheinlich schon länger davor geplant?
LD Smash: Also ich glaube, für die Split-EP haben wir uns vor einem Jahr entschieden, nachdem wir hier im mica waren – da hat unser Label „Strizzico“ wegen Förderungen nachgefragt. Sie sind draufgekommen, dass zwei Einzel-EPs nicht leistbar waren. So haben wir uns dann gesagt, dass wir das gemeinsam machen (lacht).
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„… wir passen einfach gut zusammen.“
Das heißt, die Split-EP war eine rein wirtschaftliche Entscheidung?
LD Smash: Als Ursprung, vielleicht (lacht). Nein, das ist natürlich nur Spaß, wir passen einfach gut zusammen. Wie wenn man in einer Schule zusammen in eine Klasse kommt, dann ist das halt mehr so passiert, aber dann, wenn man jemanden sehr gerne mag, entwickelt sich halt mehr.
Seid ihr schon gemeinsam zum Label „Strizzico“ gekommen oder wie lief das ab?
Lukas Antos: Unabhängig voneinander.
LD Smash: Wir waren ihre erste Band, glaub ich.
Lukas Antos: Ja, genau, die hatten ja ihr eigenes Projekt Witwer. Und dann, glaub ich, bist du, Daniel, dazugekommen.
LD Smash: Also mir haben sie während der Gründung des Labels gesagt: „He, willst du zu unserem Label, wir haben Lukas Antos.“ Und zu dir, Lukas, haben sie dasselbe gesagt (lacht).
Habt ihr neben LD Smash und Lukas Antos auch noch andere Band-Projekte?
Lukas Antos: Ich habe noch zwei Sachen: Yokohomo und dann gibt’s noch Christina Kosik. Bei ihr spiele ich hauptsächlich in der Band und „songwriten“ tu ich auch ein bisserl.
Susanna Hermann: Ja, Daniel und ich haben noch die Band GHC gemeinsam. Mit der hat es eigentlich gestartet, dass wir gemeinsam Musik machen.
„Allein war es live dann einfach ein bisschen lame.“
LD Smash, mir ist aufgefallen, dass bei euren Studioaufnahmen nur Daniel singt, auf der Bühne aber Sue dabei ist. Ist das eine bewusste Entscheidung oder Zufall?
LD Smash: Allein war es live dann einfach ein bisschen lame. Vor allem wenn man wo spielt, wo die Leute zum Trinken hinkommen. Allein hat man da halt weniger Möglichkeit, dass sich die dann auf das Geschichtenerzählen und -anhören einlassen. Stimmlich ist dann zu zweit auch mehr los. Und dann ist eben auch noch die Geige live dabei.
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Susanna Hermann: Es ist auch einfach lustiger, wenn man nicht allein auf der Bühne steht. Wir proben meistens sehr wenig vor den Auftritten und die Auftritte sind dann meistens so, als ob wir im Wohnzimmer sitzen würden.
Ihr habt bei eurem Auftritt im Kramladen eine Story mit einem roten Faden erzählt, und zwar von einer Dame namens Jacqueline. Ich habe mich während des Konzerts ständig gefragt: „Gibt’s die wirklich? Und ist sie wirklich so oag?“
Susanna Hermann: Die Jacqueline gibt’s wirklich. Die kennen, glaube ich, auch sehr viele – vielleicht wissen es einige noch nicht, dass sie das ist. Und die ist entweder wirklich sehr schlimm oder die Zeit mit ihr ist einfach sehr schön. Oft stellt sich das erst im Nachhinein heraus.
LD Smash: Sue und ich hatten eine Zeit lang eine Dreiecksbeziehung mit Jacqueline gehabt.
Das heißt, die Geschichten, die ihr auf der Bühne erzählt, sind alle wahr und sind keine ausgedachten Metaphern?
LD Smash: Ich würde sagen, Metaphern sind nicht unbedingt unwahr. Aber ja, die Geschichten sind schon wahr.
Bei meiner Recherche bin ich auf die Bezeichnung „Austrostudentenpop“ für eure Musik gestoßen. LD Smash, findet ihr das passend?
LD Smash: Ich finde Austropop ist ein furchtbarer Begriff, den ich so gut wie immer vermeiden will. Austrostudentenpop? Was sagst du, Sue, passt das?
Susanna Hermann: Na ja, studieren tun wir nur mehr oder weniger eigentlich – das ist auch nicht so passend.
Aber ihr schreibt viele Lieder übers Studieren – „Morgen“ und „Ketamin in der Mensa“ zum Beispiel.
LD Smash: Ja, das ist halt zielgruppenorientiert (lacht).
Wenn ihr so zielgruppenorientiert arbeitet, wie läuft bei euch dann der Songwriting-Prozess ab?
LD Smash: Das Leben schreibt unsere Songs. Ich schreibe sie nieder, arrangiere ein wenig, und wenn ich ein Lied habe, treffen wir uns – dann proben wir das Lied.
Bei eurem Live-Auftritt habt ihr einige Lieder gespielt, die es noch nicht als Studioversion gibt. Kommt da bald ein Album?
Susanna Hermann: Wenn es gut geht, wollen wir im Herbst aufnehmen. Also ja, es ist ein Album in Planung! Aber wir sind immer sehr beschäftigt und vor allem mit Daniel und Michi ist es immer sehr schwierig, einen Termin zu finden, also mal sehen.
„… ich möchte ja nur spielen, ich muss nicht so unbedingt auftreten!“
Bei dir, Lukas, frage ich mich ein bisschen, warum dich noch keiner kennt. Der Falter schrieb über dich: „Wiener Songwriter …, den einerseits zwar noch kaum wer kennt …, der andererseits aber schon bei großen Wanda-Konzerten als Support-Act gebucht war.“ Und letztens hat der Nino aus Wien zu mir gesagt, dass er dich wirklich super findet. Warum kennen dich nur Musikerinnen und Musiker, aber sonst kaum wer?
Lukas Antos (lacht): Beim Nino ist es ganz einfach: Mit dem war ich in der Schule. Den Gitarristen von Wanda kannte ich auch schon vor der Matura. Irgendwann hat der mich mal angerufen und gesagt: „Hey, magst du bei uns im Vorprogramm spielen?“ Und ich habe halt zugesagt, obwohl ich eigentlich noch nix hatte, also keine Band und keine Aufnahmen oder so. Das war eine Hürde für mich, weil das waren so 1.600 Leute – also wirklich ein winziger Wanda-Gig –, aber für mich war es halt die Hölle. Wenn wer so sagt: „Schau mal durch den Vorhang, drei Minuten hast du noch.“ Da hab ich mir nur vorgenommen, dass ich mich auf der Bühne nicht anbrunze und nicht k. o. gehe. Das hab ich geschafft.
Letztens im Kramladen hast du ja vor etwas weniger als 1.600 Leuten gespielt – im Gegensatz zu LD Smash hast du aufs Geschichtenerzählen aus Zeitgründen verzichtet. Welche Geschichten hättest du mit mehr Zeit denn erzählt?
Lukas Antos: Ich erzähle eh keine! Es hat mir nur super in die Hände gespielt, dass wir vom Programm her eh recht eng gesteckt waren. Das ist das allergrößte Manko, das ich bei mir selbst sehe, was LD Smash so wunderbar können, nämlich Leute zwischen den Liedern unterhalten. Das kann ich gar nicht. Ich trink dann einen Schluck Bier und schaue verlegen irgendwohin. Vielleicht hat diese Unbeholfenheit etwas Sympathisches, aber ich komme mir da oben immer so verloren vor. Ich denke mir: „Ich möchte ja nur spielen, ich muss nicht so unbedingt auftreten!“
Wenn du jetzt prinzipiell keine richtige Storyline hast, die du mit den Liedern verbindest, was steckt dann hinter Liedern wie „Koriander“? Also, Lukas, wie kommst du den Texten?
Lukas Antos: Das ist eine gute Frage, meistens habe ich einen Gedanken in der Dusche oder am Klo oder so, an dem ich mich dann festbeiße. Ich versuche, dann irgendwie Bilder drumherum zu bauen, die das Ganze greifbar machen. Ich hoffe halt immer, dass das, was ich da sagen möchte, irgendwo ankommt. Aber ich höre oft Interpretationen, an die ich gar nicht gedacht habe. Aber ich glaube, das ist auch der Vorteil, wenn man so vage Texte ohne Aussage schreibt.
Ich finde den Ausdruck „die anderen“ im Bandnamen sehr witzig, weil das gleich mal negativ interpretiert werden kann. Da stellt man sich die Frage, ob die Benennung der Band aus künstlerischer Egozentrik oder Sarkasmus entstanden ist.
Lukas Antos [lacht]. Den Namen haben sie sich tatsächlich selbst ausgesucht! Es gab viele Vorschläge und sie haben gemeint, dass sie die „anderen“ sind. Ich hätte damals gesagt „Lukas Antos & die anderen Arschlöcher“, aber das wollten sie nicht. „Das geringere Übel“ wollte ich auch gern, das wäre eine coole Band.
„Lukas Antos & die anderen Arschlöcher“ wäre wirklich wienerisch gewesen! Du kommst ja aus dem 22. Bezirk und singst teilweise auf Wienerisch – was verbindest du mit Wien?
Lukas Antos: Das ist schwer zu beantworten, weil dort, wo ich aufgewachsen bin, das ist so ganz anders als die Wiener Innenstadt. Wenn ich durch den 7. Bezirk gehe, ist das eine ganz andere Welt, da sind die Leute auch so schön! Die sind alle jung, gebildet, schauen voll conscious aus alle. Und bei mir draußen ist es halt überhaupt nicht so. Das sind zwei verschiedene Dinge irgendwie.
Das heißt, du siehst das Stadt-Land-Gefälle der anderen Bundesländer quasi auch in Wien, nur halt mit Innen- und Außenbezirken?
Lukas Antos: Ja, schon ein bissl. Deine ursprüngliche Frage war ja, was ich mit Wien verbinde. Eine grantige Ehrlichkeit, einen täuschenden Optimismus, so irgendwas. Ich glaube, Wien ist immer etwas sehr Bipolares. Es ist toll, da warten wir den ganzen Winter auf den Sommer und beim ersten schönen Wetter sagen wir: „Die Sonne blendet ur.“ Das ist typisch wienerisch.
Wird es von dir, Lukas, eigentlich bald ein Album geben? Du hast live ja auch viel mehr Lieder gespielt, als auf der EP sind.
Lukas Antos: Ich habe das schon sehr lange vor. Ich möchte eigentlich noch dieses Jahr anfangen aufzunehmen. Geplant ist es für Herbst 2021.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Antonia Seierl
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