„Das Kitzeln, dass es irgendwann funktionieren könnte” – AYMZ im mica-Interview

Salzburg war für AYMZ nie ein besonders gutes Pflaster. In der Schule fand dei AYMZ kaum Anschluss und ihre Musik wurde lange belächelt, was die Singer-Songwriter*in jedoch nicht davon abhielt, unter ihrem früheren Namen “Amy Wald” trotzdem Bekanntheit zu erlangen. Ein Outing als nicht-binär und etliche so gute wie erfolgreiche Songs später hat AYMZ nun den renommierten Heimo Erbse Preis verliehen bekommen, was die Musiker*in mit besonderer Freude erfreut. Der Preis sei aber weniger Genugtuung als vielmehr Versöhnung, sagt AYMZ. „Es fühlt sich wie ein kleiner innerer Frieden an.” Mit Markus Deisenberger sprach die Musiker*in über das Sich-unverstanden-fühlen, die Breakdowns, warum man trotzdem weitermacht und was das alles mit der sexuellen Orientierung zu tun hat.

Was hat es dir bedeutet, den Heimo Erbs Preis verliehen zu bekommen?

AYMZ: Tatsächlich sehr viel. Es war für mich immer schwierig, in dieser Stadt aufzuwachsen und Musik zu machen, weil es nicht die richtige Stadt für mich war. Um Musik zu machen. Um anzufangen. Von der Größe ist Salzburg zwar ganz gut für Anfänge, weil du schnell auf dem Radar anderer Leute auftauchst, die auch Musik machen. Dadurch fällt aber auch viel schneller auf, wenn du Dinge anders machst als andere. Bei mir war es von Anfang an so, dass viele aus der Branche das Ding, das ich gemacht habe, nicht verstanden haben.Ich habe wenig Anschluss gehabt. Schon von der Schulzeit her hatte ich wenige Freunde.Ich war in einer naturwissenschaftlichen Schule, wollte Musik machen. Es gab in meiner Klasse niemanden, der in der Kreativbranche drin sein wollte oder Interesse hatte, mit mir gemeinsam einzusteigen. Die ganze Kindheit und Jugendzeit wurden mir also sehr stark gezeigt, dass ich da nicht reinpasse. Ich habe fünf Jahre lang intensiv Fußball gespielt. In Siezenheim, wo ich aufgewachsen bin, kam der Trainer der Jungs einmal zu mir und fragte, ob ich mitspielen will. „Ich soll mit deinen Jungs spielen? Die jagen mich vom Platz weg, weil sie meinen, Mädels können nicht spielen.” Das hat sich durch die Jahre, die ich dort war, durchgezogen. In der Musikbranche war es anfangs nicht anders.

Wie kamst du dann zu deinen Leuten? Zu Leuten, die zu dir passten und die gleichen Interessen hatten?

AYMZ: Später erst. Ich habe versucht, mir über Social Media meine eigene Welt aufzubauen und habe sehr früh angefangen mein Leben zu teilen. Auf Snapchat, Instagram und Facebook. Darüber haben sehr viele gelacht, weil sie es nicht verstanden haben. Aber das war mein Versuch, Anschluss zu finden. Heute macht das jeder, niemand lacht mehr drüber. Labels flehen dich vielmehr an, das zu tun. Ich hatte dann Glück, dass es in der Band Please Madame zwei Typen gibt, denen das scheißegal war: Dominik und Niklas, die bei mir in der Band spielen.

Wie kamst du zu den beiden?

AYMZ: Ich habe früher Promotion gemacht und fürs Bewerben des Events einmal eine Schnapsflasche mitbekommen. Ich war also in Salzburg unterwegs im Jänner, betrat mit der Schnapsflasche ein Lokal, in dem die beiden saßen. Wir tranken gemeinsam die Flasche aus. Am nächsten Tag bekamen sie den Heimo Erbse Preis verliehen, so wie ich vor wenigen Tagen, und hatten in der Früh Presskonferenz, zu der sie völlig verkatert erschienen. Das war der Beginn einer Freundschaft und der Beginn des Gefühls, dass in dieser Branche ja vielleicht doch Platz für mich ist. Leute zu finden, die das nicht komisch finden, was ich mache, war unheimlich wichtig für mich. Den Preis zu bekommen, nach all den Jahren, in denen ich dachte, ich würde der Stadt den Rücken kehren und nie wieder zurückkommen, fühlt sich wie ein kleiner innerer Frieden an. Als würden beide Seiten sagen: Wir können jetzt wieder miteinander. Der Preis bedeutet mir wirklich sehr viel. Mehr als der Preis eigentlich wert ist.

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Er ist also die Bestätigung deines Weges?

AYMZ: Das kann man so sagen, ja. Ich bin die letzten Jahre nie freiwillig länger in Salzburg geblieben, bin immer wieder möglichst schnell nach Wien zurück. Jetzt habe ich Tag für Tag verlängert, weil ich das Gefühl hatte: Ich komme zur Ruhe. Denn auch wenn ich ein bisschen aus dem Rahmen fiel für eine so konservative Stadt, hat es mich schon sehr geärgert, dass ich so ignoriert und belächelt wurde.

Hat das Ignorieren auch etwas mit deiner sexuellen Orientierung zu tun?

AYMZ: Natürlich. Es fing an, als ich 2018 meinen Job kündigte, um nur noch Musik zu machen. Ein paar Monate vorher starb mein damaliger Gitarrist bei einem Motorradunfall. Das zeigte mir, es kann jederzeit aus sein, und ließ in mir die Überzeugung reifen: Wenn ich weiter Musik machen will, dann mache ich das zu 100% oder ich lasse es ganz. Ich hätte es nicht mehr ausgehalten, halbherzig herumzugurken. Also kündigte ich meinen Job, ging auf Straßenmusik-Tour quer durch Deutschland und Österreich und startete eine Crowdfunding-Kampagne für eine Akustik-EP mit den Songs, die ich auf der Straße geschrieben hatte. Eine der ersten Reaktionen von Leuten, die in Salzburg Musik machen, war, dass das doch wohl ein Witz sei. Ich bin froh, wenn ich neue Bands aus Salzburg sehe, wenn jemand versucht, Musik zu machen, weil die Stadt doch so klein ist.

Aber die Entmutigungsmaschinerie lief auf vollen Touren?

AYMZ: Zunächst einmal rät dir jeder davon ab, angeblich um dich zu beschützen, es nicht zu machen. Weil es so schwer ist, weile es die wenigsten schaffen, weil die Branche so hart, so versaut ist. Aber das sind alles Erfahrungen, die man selber machen muss, um beurteilen zu können, ob es tatsächlich so ist. In Wahrheit hofft jeder/jede, dass er/sie selber die Person ist, die es aus Salzburg raus schafft.

Du hast also wenig Unterstützung erfahren?

AYMZ: Außer von Please Madame nicht, nein.

Du hast in deiner Rede zur Preisverleihung gesagt, Musik habe dir zwei Mal das Leben gerettet. Keiner der anwesenden Journalisten hat nachgefragt, was ich bemerkenswert fand.

AYMZ: Das trauen sie sich nicht oder sie nehmen es nicht so ernst, weil es halt auch eine Floskel ist, die immer wieder mal ausgesprochen wird.

Bild AYMZ
AYMZ (c) Floorislava

Es klang nicht wie eine Floskel, und mich interessiert es.

AYMZ: Mir hat Musik zum ersten Mal 2012 das Leben gerettet. Ich ging damals für sieben Monate in England zur Schule und habe dort zum ersten Mal angefangen Musik zu machen, weil ich viel Freizeit hatte. Danach bin ich zurück nach Salzburg ins BRG, in diese Schule, und habe gemerkt, dass ich keine Ahnung habe, was ich mit meinem Leben machen möchte, und bin in eine starke Jugenddepression reingerutscht. Ich habe für mich einfach keinen Ausweg mehr gesehen und zu spät nach Hilfe gefragt, bin tagelang von Zuhause abgehauen. Meine Eltern haben mich dann, als ich mal nachhause kam, direkt in die Therapie gebracht. Da war ich ein paar Sekunden davor, die Entscheidung zu treffen, ob mein Weg nicht hier und jetzt zu Ende gehen sollte.

Was hat den Ausschlag gegeben weiterzumachen?

AYMZ: Dieser kurze Wunsch, gerne zu wissen, wie es mit der Musik weitergeht und ob es nicht eines Tages klappen könnte. Vor einem Jahr im September 2022, als das neue Album rauskam, war es ähnlich: Da ging es mir wieder extrem schlecht. Finanzielle Sorgen, Stress wegen der Album-Produktion. Es war sehr viel auf einmal. Es fing an, dass ich leichte Psychosen und Breakdowns hatte, wo einfach nichts mehr ging und ich Hilfe von meinen Freund*innen und meinem Team brauchte, um wieder ansprechbar zu sein. Auch da gab es mehrfach den Gedanken, ob es nicht besser wäre, einfach zu gehen. Aber ich war zu stolz, das Album aufzunehmen und aufzugeben. Deshalb habe ich es durchgedrückt. D.h. es war zweimal ein verzweifelter aber auch hoffnungsvoller Wunsch herauszufinden, ob es nicht doch klappen, eines Tages funktionieren könnte. Ich war zwei Mal knapp davor, wollte aber nicht aufgeben. Alles andere, mich selber, meine Gesundheit hatte ich zu dem Zeitpunkt schon längst aufgegeben, nur die Musik nicht.

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AYMZ (c) Jessie Way

Eine Nummer von dir lautet “Who the fuck is AYMZ”? Die Frage möchte ich zurückgeben: Who the fuck is AYMZ?

AYMZ: [lacht] Für mich ist AYMZ ein kleiner Zufluchtsort. Zu einem Großteil bin ich das, zum Teil ist es privater als es mir recht ist, zum großen Teil ist es ein Gefühl, da sich über die Jahre entwickelt hat. Der Wunsch nach Anschluss, der Wunsch nach einer Bestätigung, nach einer Zugehörigkeit, Respekt, irgendwo aufgenommen zu werden. Das habe ich als junger Mensch nur in der Musik gefunden, bin jahrelang als Fan Bands nachgereist. Und es war immer ein großer Wunsch von mir, das in irgendeiner Weise irgendwann zurückzugeben. AYMZ ist ein Ort, wo viele Leute hinkommen sollen, die irgendwo in ihrem Leben Schwierigkeiten haben, in ihrem Alltag.

D.h. das Zugehörigkeitsgefühl, das du bei anderen Bands erlebt hast, willst du zurückzugeben?

AYMZ: Als ich keine*n Freund*in in der Schule hatte, habe ich über Konzerte zu einer Gemeinsamkeit gefunden. Dass man Fan einer Band ist, gemeinsam zu Konzerten fährt und die Band supportet, hat mir viel gegeben. Es hat mir sehr durch schwierige Zeiten in Salzburg geholfen, was ich von Anfang an zurückgeben wollte. Und es funktioniert: Es bilden sich gerade schöne Freundschaften über das Projekt AYMZ bei Konzerten.
Weißt du, es ist ein bisschen wie ein Seriencharakter: Das Vorstadtkind, das aus den familiären Strukturen auszubrechen versucht, mit seiner Musik aneckt, aber mit dem Potenzial viel mehr zu erzählen als nur das Persönliche, weil viele andere Input liefern. Ob das ein Domi ist, ein Joni oder die Leute, die zu den Konzerten kommen, Leute, mit denen ich arbeite. Ein Seriencharakter, der Einfluss von außen bekommt und versucht daraus Geschichten zu basteln…

Du hast früher als Amy Wald Musik gemacht und u.a. im Song „Liebesleben” schon das Queer-Sein thematisiert.

AYMZ: [lacht] Mein Hit.

Der Song hat auf Youtube weit über eine Million Streams. Eine ganze Menge.

AYMZ: Es war verrückt: Aus der Queer-Bubble kannte den Song echt jeder, er ging viral. Außerhalb der Bubble aber hat das niemanden wirklich gejuckt. Heute hättest du damit einen Major-Deal.

Worauf ich hinauswollte, ist: Auch in dieser Nummer schon hast du Geschlechter-Identitäten thematisiert bzw. persönliche Geschichten erzählt. Warum hat die Persona Amy Wald irgendwann nicht mehr gereicht? Warum hat es den Wechsel zu AYMZ gebraucht?

AYMZ: Ich hatte damals keine Ahnung von der Musikbranche. Deshalb war es notwendig, dass andere Leute für mich kreative und wirtschaftliche Entscheidungen treffen. Ich habe versucht, mit Händen und Beinen zu erklären, was ich möchte, aber es ging insgesamt in eine poppige, zugängliche Richtung. Der Versuch, aus Amy Wald einen mainstream-tauglichen Artist zu basteln und zu schauen, wie weit kommt man, war da.
Ja, es gab das Queer-Thema, aber das kann man heute auch schon ganz gut im Mainstream platzieren. Das alles passte auch für eine Zeit ganz gut, aber meine musikalischen Ursprünge liegen halt im Rock, und die sind mir in dem Projekt stark abgegangen. Mir hat aber die technische Sprache gefehlt, um im Studio mehr Einfluss zu nehmen. Über die Jahre habe ich den Leuten dann über die Schulter geschaut und gelernt, mich mit den Programmen besser auszukennen. Wie Musik funktioniert und wie man mit Musik arbeitet, um Ziele zu erreichen.
Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich einen Punkt erreicht hatte, an dem ich genauer sagen konnte, was ich machen möchte. Dann war die Überlegung da, einfach einen musikalischen Switch zu machen, aber den Namen zu lassen. Aber es kam hinzu, dass meine sexuelle Selbstfindungsreise nach meinem queeren Outing als lesbisch nicht zu Ende war, sondern es weiter ging, dass es auch meine Identität betraf, und für mich klar wurde: Ich bin nicht-binär und fühle mich mit dem Namen “Amy” nicht mehr wohl. Als Amy auf der Bühne zu stehen, begann sich schlecht anzufühlen, nach einer Weile tat es sogar weh. Da wurde für mich klar: Ich muss beides kombinieren. Der musikalische Change muss auch mit einem Namenswechsel einhergehen.

Du veröffentlichst auf deinem eigenen Label, hast zu Selbständigkeit und Eigenständigkeit gefunden. Dennoch steht ein Major-Deal im Raum. Wie ließe sich solch ein Deal mit dem starken Drang nach Autarkie vereinbaren?

AYMZ: Wir redeten in den letzten Jahren regelmäßig mir Major-Labels, hatten Kontakt zu Leuten, waren im Austausch, bekamen Deals zugeschickt, haben sie gelesen…

…und wieder zurückgeschickt?

AYMZ: Und wieder zurückgeschickt. Für mich ist es wichtig, ehrlich zu mir selbst zu sein. Wenn ich den Schritt mache und zu einem Major-Label gehe, dann muss klar sein, wofür dieser Schritt gesetzt wird. Wenn du bei einem Major nicht Priorität bist, wirst du dort komplett untergehen und es kann sein, dass diese Entscheidung eine der schlechtesten deiner musikalischen Laufbahn war. Ich bin nicht an dem Punkt angelangt, den Hebel so umzulegen, um mit deutschen Majors zu verhandeln. Mit österreichischen geht das, aber die haben große Schwierigkeiten, einen österreichischen Act im deutschsprachigen Raum zu platzieren, was für mich der immer größere Markt war. Deshalb ist es notwendig, nach Deutschland zu gehen. Das alles hat dazu geführt, dass wir lange in Kauf genommen haben, finanziell echt bescheiden aufgestellt und auf Förderungen angewiesen zu sein, die wir einreichen und hoffentlich bekommen. Zusammengefasst bin ich derzeit noch zu klein und irrelevant, um einen guten Deal zu bekommen.

Aber wie realistisch ist es einen Deal zu bekommen, der gewährleistet, dich als prioritären Act im Portfolio eines großen Labels zu behandeln?

AYMZ: Ich glaube, es ist tatsächlich eine 50:50 Chance. Es hängt davon ab, ob die Person, die mit uns redet, Bock auf uns hat oder nicht.

Du spielst deine Nummern, so gut sie auf dem Album produziert sein mögen, auch immer wieder nur mit der Gitarre solo. Ist das eine Voraussetzung deiner Songs? Dass sie auch so, runtergebrochen auf das Elementare, funktionieren müssen?

AYMZ: Das ist der Ursprung der Nummern. So entstehen sie. Dann werden sie produziert, aber funktionieren müssen sie auch so.

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AYMZ (c) Floorislava

War der Abend, an dem du vor ein paar Jahren im Salzburger Rockhouse Support für Lola Marsh spieltest, ein Meilenstein deiner Karriere?

AYMZ: Das war damals ziemlich cool. Würde ich dir Fotos von damals zeigen, würdest du mich aber nicht wiedererkennen, sondern glauben, dass das zwei verschiedene Menschen sind: Ich damals und ich heute, so wie ich jetzt vor dir sitze.
Mit der Sängerin von Lola Marsh war ich schon vorher über soziale Medien in Kontakt. Sie hat normalerweise immer Blumen auf dem Mikroständer. Dieses Mal hatte das jemand vergessen. Also sind wir, nachdem wir gespielt haben, in der Umbauphase zum Baumarkt gefahren und haben ihr Plastikblumen gekauft.
Bei den Salzburger Gigs hatte ich immer das Gefühl, ich kann etwas ausprobieren und es ist auch okay, wenn Fehler passieren. Im Mai gehe ich mit Yaenniver auf Tour und spiele in Berlin im Huxleys vor 1.500 Leuten. Da darf dir nicht mehr viel passieren. Da muss es passen. Die Support-Geschichten waren wichtig, um sich zu finden.

Du bist auch im Artist Förderprogramm des Online-Instrumenten-Händlers Thomann. was hat es damit auf sich?

AYMZ: Wir versuchen seit zwei Jahren, mit ihnen zu arbeiten, aber es hat sich nie ergeben, weil nicht klar war, in welchem Rahmen die Kooperation stattfinden wird. Am Reeperbahn Festival haben sie dann einen Tag gestaltet, d.h. Thomann hat einen Klub gemietet und ein Programm zusammengestellt, bei dem wir dabei waren. Das hat super funktioniert. Der nächste Schritt ist eine Doku, bei der sie geholfen haben, sie zu finanzieren. Dass eine so riesengroße Firma wie Thomann mit der kleinen AYMZ arbeiten will, ist etwas, das ich sonst in der Branche vermisse.

Es wird also eine Doku über dich?

AYMZ: Es wird eine Doku über die Schwierigkeiten eines jungen Artists, der Musik machen möchte. Einsingen, Homerecordings, Interviews, Live-Footage, die ganze Geschichte. Die Doku soll Einblick in die Branche bieten.

Und sie soll nicht entmutigen, nehme ich an?

AYMZ: Nein, sie soll zeigen, dass bei allen ein Kitzeln da ist, weil alle das Gefühl haben, dass es irgendwann funktionieren könnte

Du hast vorhin von Bands erzählt, denen du nachgereist bist. Welche waren das?

AYMZ: Jennifer Rostock. Das war meine große Jugendliebe. Ich war auf zig Konzerten und habe Fan-Aktionen organisiert, weil ich etwas zurückgeben wollte. Mit einer Aktion haben wir auch einen Weltrekord gebrochen. Wir haben die meisten Fan-Grüße an eine Band generiert. Mit offizieller Urkunde vom deutschen Rekord-Institut. Vor den Konzerten haben wir oft stundenlang gewartet. Irgendwann habe ich begonnen, meine Gitarre mitzunehmen und für die Leute während des Wartes zu spielen, anfangs nur Rostock-Songs, dann auch meine eigenen. Die Band hat das mitbekommen und, nachdem ich meinen Job gekündigt hatte, bei ihren Konzerten die Leute zu meinen Konzerten geschickt.
Viele meiner Fans sind alte Jennifer Rostock-Fans. Das war die erste Runde, die mir die Sicherheit und die Anerkennung gegeben hat, die mir in Salzburg immer gefehlt hat.

Ist die Musikbranche hetero-normativ?

AYMZ: Ja. Ich werde angefragt als Headliner für Events, die Frauentagsfest heißen. Ich werde zum feministischen Kampftag angefragt. Wenn sich herausstellt, dass ich nicht-binär bin, steht das sofort auf den Flyern. Wenn du in die Chefetagen schaust und dir ansiehst, mit wem ich in Kontakt bin, um Vertriebswege, Finanzen und dergleichen zu besprechen, dann sind das fast ausschließlich Männer. Am ehesten findet man noch im Marketing Frauen. In den meisten Fällen ist es sehr weiß, sehr männlich, sehr CIS, sehr hetero. Ich habe das Gefühl, ich bin oft das Feigenblatt, um sich den Anschein zu geben, man sei offen. Das Aushängschild für einen Tag.

Vielen Dank für das Gespräch.

Markus Deisenberger

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