Das Jazzwerkstatt Wien New Ensemble zu Gast im Blue Tomato

Wie innovativ, spannend und modern das, was unter dem Begriff Jazz zusammengefasst ist, tatsächlich erklingen kann, haben die Mitglieder der Jazzwerkstatt Wien in ihren verschiedenen Projekten in der Vergangenheit ja schon des Öfteren eindrucksvoll vorexerziert. 2011 fassten Clemens Salesny, Daniel Riegler, Peter Rom, Bernd Satzinger und Clemens Wenger den Entschluss, es in einer Formation nach längerer Zeit wieder einmal gemeinsam zu versuchen. Sie gründeten das Jazzwerkstatt Wien New Ensemble und machten sich einmal mehr daran, neues musikalisches Terrain zu bewandern und zu erkunden. Mit dem Ergebnis, dass sie, wie auch auf dem 2011 erschienenen und selbstbetitelten Album zu hören war, erneut mit so ziemlich allen traditionellen Begrifflichkeiten gebrochen und eine Form des musikalischen Ausdrucks entworfen haben, die mit Blick auf die Entwicklungen in Tendenzen dem Genre Jazz in den vergangenen Jahrzehnten, quasi als ein Versuch einer klanglichen Momentaufnahme dieses verstanden werden kann.  Am 12. Feber gastieren die fünf Musiker im Wiener Blue Tomato. Gespielt werden eigene Stücke, wie auch solche von Max Nagl.

Was immer Clemens Salesny (Altsaxophon, Klarinette und Bassklarinette), Daniel Riegler (Posaune), Bernd Satzinger (Kontrabass), Peter Rom (Elektrogitarre) und  Clemens Wenger (Keyboards, Electronics) in den vergangenen Jahren musikalisch auch auf den Weg gebracht haben, hatte stets Hand und Fuß. Auch das Jazzwerkstatt Wien New Ensemble tanzt da nicht aus der Reihe. Man kann das gemeinsame Projekt quasi als eine Momentaufnahme des Entwicklungstandes der fünf Musiker begreifen, haben sich seit der Gründung des Vereins vor nun schon fast 8 Jahren auch aufgrund vieler technischer Neuerungen doch die Strukturen und Inhalte von Musik und Klangkunst stetig verändert und erweitert. Unberührt von diesen Entwicklungen sind klarerweise auch Salesny, Riegler, Satzinger, Rom und Wenger nicht geblieben.

In diesem Sinne ist das Ergebnis der Zusammenarbeit der fünf Instrumentalisten zu verstehen. Was sie in diesem Ensemble versuchen, ist die Zusammenführung ihrer eigenen musikalischen Sprachen und Stile, die sich in der Vergangenheit unabhängig voneinander erwartungsgemäß unterschiedlich entwickelt und verschiedene Formen angenommen haben. Mit dem Fokus vor allem auf den kammermusikalischen Aspekt im Jazz betreibt man den Versuch einer Verschränkung von Musik und Elementen der Klangkunst. Irgendwo zwischen den Polen Jazz, Improvisation, Elektroakustik, Elektronik und Neue Musik agierend, entwirft das Quintett fast schon avantgardistisch anmutenden Gesamtsound, in dem vor allem ein experimentelle Charakter zum Ausdruck gebracht wird. Was sich hier zunächst sehr theoretisch anhört, funktioniert in der Umsetzung überraschenderweise fern jeglicher Kopflastigkeit. Die Musik des Fünfers hat trotz ihrers komplexen Anstrichs eine Seele, die vor allem durch die freien Improvisationen zum Leben erweckt wird.

Mit ihrem neuen Projekt versuchen Salesny, Riegler, Rom, Satzinger und Wenger einen Schritt weiter zu gehen und das klangliche Spektrum des Jazz um zusätzliche Facetten zu erweitern. Und genau das macht die ganze Sache auch so spannend. (mt)