Das Jazzorchester Vorarlberg und Clemens Wenger präsentieren Morphing

Egal wo auch immer „Jazzorchester Vorarlberg“ drauf steht, musikalisch ist in solchen Fällen eigentlich immer das etwas Andere zu erwarten. Und wenn in gleichen Atemzug auch noch der Name Clemens Wenger genannt wird, nun, dann sollte man sich definitiv auf Ungewöhnliches gefasst machen. „Morphing“ (Jazzwerkstatt Records/Laub Records), so der Titel des Ergebnisses dieser vielversprechenden Zusammenarbeit, zeigt sich in quasi allen musikalisch Aspekten als etwas weit außerhalb des Traditionellen Angesiedeltes. Was geboten wird, ist eine große stilistische Vielfalt, fesselnde Spannung und viel, viel Innovation.

„MORPHING ist ein Versuch einen positiven Blick auf die Veränderungen unseres Lebens und die daraus resultierenden neuen Aufgaben zu werfen. Die Welt geht nicht unter, wir verändern sie nur!“ (Clemens Wenger 2012)

Wer meint, dass sich das Jazzorchester Vorarlberg bei der Umsetzung von Clemens Wengers Komposition auch nur für einen Moment im klassischen Jazz-Bigband-Sound verlieren könnte, dem sei gesagt, dass sich die ganze Geschichte genau gegenteilig verhält. Denn hier entspricht erfreulicherweise nichts auch nur im Geringsten den üblichen Mustern. Was musikalisch auf dem Programm steht, ist progressiver und moderner Jazz garniert mit Elementen aus dem Rock, Funk, HipHop, der Elektronik, Klangkunst und Elektroakustik sowie unzähligen anderen Spielformen und Genres. Von extrem groovig bis extremst experimentell, und zudem auch noch sehr bildhaft, ja fast schon filmmusikalisch agierend, lösen sich die Beteiligten in wirklich spannender Weise von so ziemlich allen herkömmlichen musikalischen Begrifflichkeiten. Vielmehr als sie nur im Geringsten irgendwelchen Gesetzmäßigkeiten folgen, schaffen sie sich ein geheimnisvolles und immens vielschichtiges Sounduniversum, in dem sich das Geschehen unaufhörlich in einem musikalischen Verwandlungsprozess befindet.

Es ist schon auch so, dass die mit viel, viel Atmosphäre aufgeladene und alles andere als auf Hochglanz getrimmte Musik einer gewissen Ordnung folgt, nur ist diese einzig dem Komponisten und seinem MusikerInnen-Kollektiv bekannt, alle anderen müssen sich überraschen lassen und sich mit dem Dargebotenen wirklich auseinandersetzen. Eine Herausforderung, der man sich mit dem Wissen um die herausragenden Qualitäten der Protagonisten gerne stellt. Wohin die musikalische Reise letztlich tatsächlich führt, dieses Geheimnis lüftet sich nach unzähligen spontanen Brüchen, Wendungen und sich immer wieder auf- und abbauenden Spannungsbögen erst mit fortlaufender Zeit.

Aus musikalischer Sicht stellt „Morphing“ einen bewussten Schritt auf ein unbekanntes Terrain dar, es handelt sich um ein Experiment mit einem nicht vorhersehbaren Ausgang. Weg von allem stur Vordefinierten wird einzig die künstlerische Freiheit, die in diesem Fall alle möglichen Formen annehmen kann, zelebriert. Wer sich soundtechnisch also wirklich einmal etwas geben will, der ist bei diesem Album definitiv an der richtigen Adresse. (mt)
Jazzorchester Vorarlberg Besetzung:
Clemens Wenger (comp & arr, concept, electronics)
Mieze Medusa (poetry-slam)
Andreas Harrer (live-videos)
Martin Eberle, Anton Meusburger, Thomas Liesinger (trp/flgh)
Jürgen Haider, Andreas Broger, Klaus Peter, Claus Karitnig (reeds)
Benny Omerzell (piano, rhodes, hammond, keys)
Philip Yaeger, Martin Ptak (trb)
Manuel Mayr (bass)
Christian Eberle (drums)

http://www.clemenswenger.com/
http://www.laubrecords.com/jazzorchester-vorarlberg/
http://www.jazzwerkstatt.at