Das Jahr 2021 im Rückblick

Mit einer kurzen Atempause im Sommer, war auch 2021 durch die anhaltende Pandemie ein herausforderndes Jahr für die österreichische Musiklandschaft, insbesondere für die Live-Branche. Mit unseren Services haben wir versucht, euch tatkräftig zu beraten und professionell zu unterstützen – persönlich im Gespräch, telefonisch oder online. Wir bedanken uns herzlich für Euer anhaltendes Vertrauen und die Unterstützung unserer Fördergeber, die es möglich machen, auch in diesen schwierigen Zeiten unsere Tätigkeiten auf Hochtouren auszuüben.

Die Einschränkungen durch Corona haben die Kunst- und Kulturszene verändert, auch unsere Arbeit reagiert darauf. Bei Bedarf wandern unsere Angebote kurzfristig in den digitalen Raum, seien es nun Beratungen, Workshops oder andere Veranstaltungen. Viele Musikfestivals und Konferenzen, bei denen wir mit Netzwerkveranstaltungen beteiligt sind, mussten mit der Planungsunsicherheit und den damit verbundenen Herausforderungen leben lernen und ihre Programme bis zur letzten Minute flexibel halten. Austrian Music Export war hier mit seinen internationalen Aktivitäten stark betroffen. Trotz Absagen und Verschiebungen konnten viele Events – vom Workshop über das Minuten-Konzert bis zur Preisverleihung – doch stattfinden, sei es live, virtuell oder hybrid. Gemeinsam wollen wir auf einige Highlights zurückblicken und das Beste für 2022 hoffen!

Workshops und Beratungen

Wir veranstalteten heuer 33 Workshops, an denen ca. 800 Personen teilgenommen haben. Da die Workshops – wie schon im Vorjahr – so gut wie ausnahmslos online abgehalten wurden, konnten auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Bundesländern teilnehmen. Die Ortsunabhängigkeit des digitalen Angebots sei hiermit als Vorteil klar benannt.

In Kooperationen mit den Musikuniversitäten wurden heuer viele berufspraktische Workshops organisiert. Dazu zählen beispielsweise die Webinare für das Career Center der mdw oder die KUG, die inhaltlich den durch die Corona-Krise befeuerten Boom des Livestreamens und damit verbundene Fragen widerspiegeln – seien sie technischer, rechtlicher oder monetärer Natur. Einige Titel: „Mein Konzert digital – Livestreaming, Einnahmen, technische Voraussetzungen“, „Wie in der digitalen Welt mit klassischer Musik Geld verdienen“ oder „Streaming & Musikdatenanalysedienste“.

Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Reihe „Around the World“ im Exportbereich. In Kooperation mit der Außenwirtschaft Austria wurden in Webinaren ausgewählte Musikmärkte in Südamerika, Afrika und Asien beleuchtet, globale Trends mit ausgewählten Experten diskutiert und die internationale Vernetzung gefördert.

Unsere Services sind gefragt: Die Anzahl der Beratungen bleibt nach dem coronabedingten Peak im Jahr 2020 hoch. Am stärksten nachgefragt werden Beratungen zu Musikverträgen, gefolgt von den Themen Förderung, Urheberrecht und Verwertungsgesellschaften. Stets abrufbar versammelt das Praxiswissen auf der mica-Webseite berufspraktische Informationen für Musikschaffende. Nach einer SEO-Überarbeitung sind diese nun noch leichter auffindbar. Auch die Informationen und Kontaktdaten zu den Bundesländern erfreuen sich großer Beliebtheit und wurden 2021 sehr oft aufgerufen.

Expertise und Diskussion

Music Career Check (c) Florian Voggeneder

Die Berufsbilder von Musikschaffenden haben sich in den vergangenen Jahren ständig verändert. Im Rahmen des diesjährigen Ars Electronica Festivals fand der Music Summit statt. In der Diskussionsrunde mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Bereichen Musikausbildung und Musikwirtschaft, wurden in Arbeitsgruppen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere junger Musikschaffender diskutiert und die Ergebnisse in einer Podiumsdiskussion präsentiert. Gemeinsam mit der Donau-Universität Krems präsentierte mica – music austria das Videoprojekt Music Career Check: Musikerinnen und Musiker erzählen in kurzen Videos von ihrem Berufsweg, von Stolpersteinen und persönlichen Erkenntnissen.

Im September 2021 blickten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fairness Symposiums auf eine intensive Start-Phase zurück: Seit 2020 arbeitet das BMKÖS gemeinsam mit den Bundesländern und dem Kulturrat Österreich an einer Fair Pay-Strategie. Auch für mica – music austria war Fair Pay ein wichtiges Thema, so wurde u.a. der Artikel „Mindesthonorarempfehlungen für den Musikbereich in Österreich“ auf unserer Webseite erweitert und mit ausführlichen Erläuterungen versehen. Beim Kick-Off zur Entwicklung der Kunst- und Kulturstrategie des BMKÖS war mica – music austria gleich mehrfach in verschiedenen Arbeitsgruppen vertreten, um seine Expertise in diese wichtige Initiative einzubringen.

Musikmagazin und News

Mit dem Musikmagazin versorgt mica – music austria die Öffentlichkeit das ganze Jahr über mit frischen Reviews, relevanten Fachartikeln und ausführlichen Interviews aus der Musikwelt. Das am häufigsten aufgerufene Interview wurde mit Gebenedeit – einer Bandformation rund um die österreichische Autorin und Mitglied der Burschenschaft Hysteria, Lydia Haider, geführt. Die nachfolgenden Plätze der „Interview-Charts“ belegen allesamt Interviews anlässlich von Debüts: Falter-Kolumnist und The Gap-Chefredakteur Sandro Nicolussi mit seiner EP „It’s Not Over Till You’re Under//Ground“, gefolgt von KEROSIN95, dem Soloprojekt von Kem und das Solodebüt „Brothers“ der Cellistin Sophie Abraham.

gebenedeit (c) Julien Segarra

Das Online-Magazin ist zudem ein wichtiger Kanal für Ausschreibungen und Wettbewerbe, die über unsere Newsletter und Social Media weiter verbreitet werden. Mit dem Musikmagazin ist man immer auf dem Laufenden. Wir freuen uns sehr über rege Leserschaft und das kontinuierliche Interesse an unserem Musikmagazin – sowohl seitens der Musikschaffenden, der Fachwelt und von Musikliebhaberinnen und -liebhabern. Für 2021 zeugen einige Kooperationen – u.a. mit The Gap, NÖN, BVZ, und der Mitgliederzeitschrift der AKM, der AKM ton davon.

Bild Kerosin95
Kerosin95 (c) Hanna Fasching

Vienna Club Commission

Nach 23 Monaten intensiver Arbeit endete mit 30.11.2021 das Pilotprojekt Vienna Club Commission. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Know How steht nun erstmals gebündelt bereit. Dazu zählen Leitfäden, Best Practice Interviews, eine Wissensdatenbank, sowie ein Open-Air-Guide, u.v.m.

Weite Teile der Szene wurden durch das Pilotprojekt Vienna Club Commission erstmals breit unterstützt. Die breite Auffassung des Themas Clubkultur durch die Stadt Wien und die daraus resultierende Finanzierung und Ausschreibung einer neuen Vienna Club Commission durch die Ressorts Wirtschaft, Jugend und Kultur ist sehr zu begrüßen.

Vienna Club Commission
Vienna Club Commission Team (c) Christoph Liebentritt

Musikvermittlung und Musikdatenbank

Unter dem Titel „Rethinking Classical Music Practice. Audience and Community Engagement in Classical Concert Life“ fand Ende November die fünfte Tagung der Plattform Musikvermittlung Österreich im virtuellen Raum statt. Die dreitägige Veranstaltung der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien wurde organisatorisch von mica – music austria unterstützt. Mit internationalen Blickwinkeln aus der Musikvermittlungspraxis und dem Fachgebiet Soziologie, wurden die Ansätze der Community-Arbeit im Kontext der Musikvermittlung ausgelotet.

Auch im Bereich der Musikvermittlung hat die Pandemie ihre Spuren hinterlassen und prekäre Arbeitsverhältnisse aufgezeigt. Deshalb unterstützt die Plattform Musikvermittlung Österreich auch in diesem Bereich maßgeblich die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Darüber hinaus wurden Workshops zur Weiterbildung im Rahmen einer Reihe in Kooperation mit dem OeAD wie auch mit dem Institut für musikpädagogische Forschung, Musikdidaktik und Elementares Musizieren der mdw und auf:takt Kultur online angeboten.

Die Musikdatenbank fungiert als ständig wachsendes Lexikon von Werken und Komponistinnen und Komponisten der Neuen Musik in Österreich. Seit ihrem Relaunch im Jahr 2020 kann zielgerichtet nach Kompositionen und deren Urheberinnen und Urheber oder Interpretinnen und Interpreten gesucht werden. Auf unserer Facebook Seite mica contemporary weisen wir regelmäßig auf besondere Einträge und amüsante Fakten aus der Datenbank hin.

EMX (Implementing Steps to Develop and Promote European Music)

Mit dem Projekt EMX (Implementing Steps to Develop and Promote European Music) führt mica – music austria / Austrian Music Export ein Konsortium Europäischer Organisationen an. 2021 konnten bereits zahlreiche Vorhaben umgesetzt werden: im Rahmen der Ausbildungsprogramme fanden für 45 Teilnehmende aus 19 Ländern im Herbst Workshops in Amsterdam sowie Online Module statt. Eine einwöchige digitale Trade Mission nach Kanada mit dem Fokus auf Hip Hop und Rap fand Anfang Dezember statt, ebenso wie eine Fact-Finding Mission nach Mexiko. Die Studie zu den Auswirkungen von COVID-19 auf den Europäischen Musikexport wurde der Europäischen Kommission übermittelt.

Das Projekt Waves Central Europe wurde nach einer Ausschreibung für eine International Delegates Tour ausgewählt, und wird im April 2022 Musikfachkräfte von außerhalb Europas mit Kolleginnen und Kollegen aus Wien, Brno, Bratislava, Maribor und Budapest vernetzen.

MEWEM Europa

Zum ersten Mal hat sich Österreich in diesem Jahr gemeinsam mit fünf anderen Ländern an den europäischen Bemühungen zur Förderung von FLINTA* in der Musikbranche beteiligt. Mit dem Mentoring Programm MEWEM Europa sollen strukturelle Ungleichheiten in der Besetzung von Führungsposition in der Musikwelt systematisch aufgebrochen werden. Die Ziele reichen vom Umgang mit einer erfolgreichen und professionellen Albumveröffentlichung über den Ausbau von Netzwerken und die Orientierung in der Musikszene bis hin zur selbstbewussten Präsentation. Als Mentorinnen konnten u.a. Monika Eigensperger (ORF), Eva Fischer (sound:frame), Annemarie Reisinger-Treiber (Parramatta) und Angelika Schopper (NÖ Kulturlandeshauptstadt St. Pölten GmbH) gewonnen werden.

MEWEM Gruppenfoto (c) Gerlinde Gorla
MEWEM Gruppenfoto (c) Gerlinde Gorla

Wir freuen uns, dass bereits jetzt greifbare Ergebnisse für zahlreiche Mentees und Mentorinnen verzeichnet werden können. Von internationaler Vernetzung bis hin zu Praktika – Mentoring wirkt.

Austrian Music Export

Förderungen und Highlights

Durch die Förderung „Focus Acts“ haben das BMKÖS und das BMEIA wieder zahlreiche Künstlerinnen und Künstler bei ihren internationalen Auftritten und Tourneen unterstützt. Die „Focus Acts 2021” waren: Bernhard Eder, Bilderbuch, Cari Cari, Manu Delago, Marina & the Kats, Please Madame, Rojin Sharafi und Takeshi’s Cashew. Mit dem Pilotprojekt „Focus Marketing” wurde erstmals die internationale Vermarktung und Kommunikation österreichischer Künstlerinnen und Künstler unterstützt. Im Rahmen der Ausschreibung, die im April 2021 über Austrian Music Export erfolgte, konnten elf Förderzusagen vergeben werden. Diese gingen quer durch alle Genres an Shake Stew, Cari Cari, Catalytic Artists, Dives, Pauls Jets, Elektro Guzzi, Mavi Phoenix, Yasmo, Katharina Klement, Ralph Mothwurf Orchestra und das Schallfeld Ensemble.

Im Jazzbereich wurde außerdem gemeinsam mit dem europäischen Projekt FOOTPRINTS ein Professionalisierungsprogramm für Manager und Agenten gestartet. Aus Österreich nahm der langjährige Künstlermanager Tom Tanzer (Manu Delago, 5K HD und Low Potion) an Meisterklassen und Workshops teil. Darüber hinaus wurde die junge österreichische Band Purple is the Color für das „Footprints Jazz Connective Project” und die Internationale Jazzplattform in Polen ausgewählt.

Festivals und Auszeichnungen

Im elften Jahr seines Bestehens hat sich Austrian Music Export eine Vielzahl an wiederkehrenden Fixpunkten und Festivals durch das Jahr erarbeitet. Alle zu nennen, würde hier den Rahmen sprengen, daher sei hier nur eine Auswahl genannt:

Das Eurosonic Noorderslag Festival bildet üblicherweise den Auftakt im Reigen der internationalen Branchenfestivals. Pandemiebedingt wurden rein virtuelle Shows präsentiert – die Beiträge aus Österreich kamen von My Ugly Clementine, OSKA, Lou Asril und Alicia Edelweiss. Ergänzend wurde die europaweite Kampagne „European Music Week” von den EBU-Radiosendern ins Leben gerufen.

Zum ersten Mal ging die prestigeträchtige Auszeichnung „European Independent Album of The Year” der paneuropäischen Organisation für unabhängige Musiklabels IMPALA an eine österreichische Gruppe: My Ugly Clementine gewannen im Februar 2021 den Preis für ihr von der Kritik hochgelobtes Debütalbum „Vitamin C”. Zwei Acts aus der österreichischen Jazzszene erhielten 2021 internationale Anerkennung: Sowohl das Septett Shake Stew als auch der Gitarrist und Komponist Wolfgang Muthspiel wurden mit dem DEUTSCHEN JAZZPREIS in zwei verschiedenen Kategorien ausgezeichnet.

Bild My Ugly Clementine
My Ugly Clementine (c) Hanna Fasching

Das Internationale Jazzfestival Saalfelden konnte im August 2021 rund 60 Live-Konzerte veranstalten, darunter Kry, GeoGeMa, chuffDRONE, Karl Ritter’s KOMBOjaner und Elektro Guzzi. Weitere Highlights waren der Artist-in-Residence Christian Reiner sowie die Präsentation neuer Alben von Katharina Ernst, Clemens Wenger, Rdeca Raketa und Edi Nulz.

Auch das Waves Vienna Festival konnte unter strengen Auflagen live vor Ort durchgeführt werden. Die Veranstaltung wurde unter diesen schwierigen Bedingungen durchgeführt, das Feedback der nationalen und internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmer war äußerst positiv. Das nationale und internationale Feedback der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war äußerst positiv. Das Rennen um den XA Export Award 2021 gewann Florence Arman mit einer beeindruckenden Live-Performance. Florence Arman war – neben OSKA – auch unter den sechs Nominierten für den ANCHOR – Reeperbahn Festival International Music Award 2021. Bei der 16. Ausgaben des renommierten Reeperbahn Festivals war Österreich mit insgesamt sechs Acts vertreten.

Florence Arman gewinnt den XA Music Award (c) Patrick Münnich

Alle zwei Jahre verwandelt das impuls Festival die Stadt Graz in ein international wahrgenommenes Zentrum zeitgenössischer Musik. Austrian Music Export lud heuer internationale Veranstalterinnen, Veranstalter, Journalistinnen und Journalisten ein, um den Musikschaffenden die Vernetzung zu erleichtern. Auf dem Programm standen Ensemble-Konzerte des Schallfeld Ensembles und des Black Page Orchestra sowie Auftritte der NASOM-Acts Nimikry, Alfredo Ovalles, Ressi/Benes, sowie Georg Vogel und Gerald Preinfalk. Eine gemeinsame Netzwerkveranstaltung ermöglichte allen den persönlichen Kontakt. Erste Konzerte sind bereits in Planung.

Alfredo Ovalles (c) Jürgen Knoth

Der Austrian Music Theater Day – eine Initiative von Austrian Music Export und den Musiktheatertagen Wien in Kooperation mit der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien und dem Carinthischen Sommer – musste hingegen online stattfinden (16.6.2021). Online-Beiträge von Margarethe Maierhofer-Lischka und Johannes Kalitzke eröffneten den Reigen, es folgten Netzwerkformate und Diskussionsrunden mit internationalen Veranstalterinnen und Veranstaltern.

Alexander Kranabetter, Kick Jazz 2021 (c) Severin Koller

Gegen Ende des Jahres versammelt das Kick Jazz Festival die aufstrebende heimische Jazz-Szene und internationale Veranstalter im Wiener Jazz-Club Porgy & Bess. Aufgrund des COVID-19-Lockdowns wurde die sechste Festivalausgabe ohne Publikum live aus dem Porgy & Bess gestreamt. Das zweitägige Programm wurde von den internationalen Veranstalterinnen und Veranstaltern aktiv verfolgt.

Auch wenn wir auf mehr Live-Events als auf digitale Veranstaltungen hoffen, werden wir weiterhin verstärkt Inhalte auf unseren YouTube- und Social-Media-Kanälen erstellen und teilen.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im Neuen Jahr!