Ein neues Festival am Dachstein setzt Zeichen und Impulse für Toleranz und Begegnung im Zeichen von Philosophie und Kunst.
Das neue internationale Festival für Toleranz findet vom 27. bis zum 29. September 2024 unter dem Motto „Zerrissene Jahre“ in Filzmoos und Ramsau am Dachstein statt. Ausgehend von einer Initiative der Bürgermeister der beiden Gemeinden werden die Dachstein Dialoge ein Zeichen setzen, das weit über die Region hinaus wirken soll. Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat die Schirmherrschaft für die Dachstein Dialoge übernommen.
Ausgangspunkt
Die Geschichte der Bauernkriege und der Gegenreformation, als Protestanten und Katholiken einander erbittert bekämpften und Zehntausende umkamen oder fliehen mussten, war in der Dachstein-Region besonders brutal und hat tiefe Gräben gerissen, die noch immer nicht ganz verheilt sind. Deswegen und aufgrund der aktuellen Polarisierungstendenzen in der Gesellschaft war es den Bürgermeistern der protestantischen Ramsau und des katholischen Filzmoos ein besonderes persönliches Anliegen, Toleranz zu stärken, zu praktizieren und zu diskutieren.
Ansatz
Die Gemeinden wandten sich an den Autor, Philosophen und Ö1-Moderator Philipp Blom, der als künstlerischer Leiter und Intendant der Dachstein Dialoge für die Programmierung verantwortlich zeichnet. Nach Monaten intensiver Arbeit an Konzeption, Finanzierung und Kommunikation ist für die Saison 24 ein Programm der Weltklasse entstanden, mit führenden Denker:innen und Musiker:innen und sehr diversen Veranstaltungen, von klassischen Vorträgen bis hin zu einem brasilianischen Kammerorchester, von Diskussionen zu Jazz, Jodlern und Schrammelmusik auf der Bergstation Dachstein.
Programm
Soweit möglich finden alle Veranstaltungen an besonderen Orten statt, in Bauernstuben, Scheunen und alten Kirchen, deren persönliche Atmosphäre Begegnungen begünstigen und Gespräche ermöglichen soll. Unter den Künstler:innen und Sprecher:innen dieser ersten Dachstein Dialoge 2024 sind der Schriftsteller Michael Köhlmeier, die Aktivistin Megha Malhotra (Kalkutta), der Philosoph Michael Ignatieff, die spoken word-Künstlerin Katharina Wenty, das Ilumina Orchestra, die Bravour-Schrammeln und das Duo Haertel Wascher sowie das Musikerpaar Benjamin Schmid (Violine) und Arianne Haering (Klavier).
2025
Im nächsten Jahr wird in der Dachstein-Region der 500. Jahrestag der Bauernkriege begangen. Aus diesem Anlass werden Dachstein Dialoge 2025 als größeres Festival geplant. Neben Vorträgen, Diskussionen und Konzerten wird auch ein internationales Stipendiaten- Programm für junge Historiker:innen aus Konfliktgebieten ins Leben gerufen.
Unterstützt wird das Festival von den Gemeinden Filzmoos und Ramsau am Dachstein, der Leader Region Ennstal-Ausseerland und dem TVB Schladming Dachstein. Die Förder-Ansuchen bei den Ländern Steiermark und Salzburg, sowie beim Bund sind noch nicht entschieden, Gespräche mit Sponsoren und Kooperationspartnern laufen.
Die Dachstein Dialoge streben einen umfassenden nachhaltigen Umgang mit Ressourcen an, sozial, wirtschaftlich und ökologisch, und daher die Zusammenarbeit mit regionalen Dienstleistern, lokalen, möglichst biologisch zertifizierten Produzenten und der Fokus auf umweltfreundliche Mobilität.
Das Festival-Team hat für die Zukunft große Pläne: Die Dachstein Dialoge sollen sich als regelmäßiges intellektuelles und künstlerisches Ereignis nicht nur in Österreich, sondern in Europa etablieren.
Die Dachstein Dialoge sehen in die Zukunft, lernen aus der Vergangenheit und gestalten so die Gegenwart. Durch Begegnungen, intellektuelle Impulse und kulturelle Erlebnisse verwandeln sie schmerzliche historische Erfahrungen in ein zugewandtes Miteinander als Grundlage gelebter Toleranz und Demokratie. Vom Grenzberg wird der Dachstein so zum Mittelpunkt und zur Verbindung.
Regina Stocker, Obfrau Dachstein Dialoge
Es wird in dieser Zeit immer wichtiger von Angesicht zu Angesicht miteinander zu reden, und nicht einander über Kommentare auszurichten, was man voneinander hält. Mir geht es vor allem auch um Demokratie und Frieden. Wir brauchen Information und Emotion, Toleranz und Liebe in der Begegnung.
Ernst Fischbacher, Mitbegründer der Dachstein Dialoge
Es geht um Toleranz, nicht nur in Glaubenssachen, sondern auch in Bezug auf Menschenrechte und Zusammenleben – das Thema brennt und ist akut. Auch die größte Diskussion soll im Dialog enden.
Philipp Blom, Künstlerischer Leiter der Dachstein Dialoge
Braucht die Welt ein neues Festival? Nein, war meine erste Reaktion. Aber die Initiative kommt aus den Gemeinden, von den Menschen, die hier leben, ein Fest der Toleranz zu machen, und das hat mich angefixt. Toleranz wird immer härter angegriffen und ist gerade deswegen ein Thema, das leider immer wichtiger wird. Wir wollen, dass Menschen neuen Ideen begegnen und miteinander ins Gespräch kommen. Wir wollen informieren, provozieren, nachdenklich machen und Schönes schaffen. Wir haben sehr viel vor hier!
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Links:
Dachstein Dialoge