Crazy Bitch in a Cave – Particles

Eine wirklich schön schräge, verdrehte und eigenwillige, gleichzeitig aber auch sehr glamouröse und kunstvolle Version  von Elektropop ist es geworden, das von vielen mit großer Spannung erwartete Erstlingswerk „Particles“ (comfortzone) von Crazy Bitch in a Cave. Irgendwo zwischen 80er Jahre Pop-Zitaten und  modernen experimentellen und avantgardistischen Kunstmusikentwürfen wandelnd, entwirft Patrick Weber, so der bürgerliche Name dieses ungewöhnlichen Künstlers, einen höchst eigenständigen, der in dieser Form hierzulande nur selten zu hören ist. Vielschichtig, facettenreich, unvorhersehbar, extravagant und variantenreich. Präsentiert wird „Particles“ am 13. September im Wiener Rhiz.

Schon nach dem ersten Mal Durchören der insgesamt neun Tracks des Debütalbums ist man in euphorisches Erstaunen versetzt. Das klingt ja wirklich anders. Hier erschafft tatsächlich jemand seine ganz eigene, hoch interessante und ungemein facettenreiche Interpretation von Popmusik, eine, die sowohl tanzbar ist und sofort ins Ohr geht, wie auch den Geist beansprucht. Die komplett in Eigenregie entstandenen und von Ollmann (Gustav, Cherry Sunkist) und Patrick Pulsinger (Hercules and Love Affair, Patrick Wolf) gemixten und gemasterten Stücke sind ein wunderbares Beispiel dafür, dass der Spagat zwischen einer gewissen Gefälligkeit und Anspruch durchaus zu meistern ist.

Crazy Bitch in a Cave – Amazing by mica

An irgendwelchen stilistischen Vorgaben und hippen Strömungen orientiert sich Crazy Bitch in a Cave nicht. Er zieht ohne wirklich nach links oder rechts zu blicken sein ganz eigenes Ding durch und bedient sich dabei aus dem breiten stilistischen Fundus der Popularmusikgeschichte. So finden in den zum Teil mit vertrackten und zugleich fragilen Beats unterlegten Gesamtsound genauso Anleihen aus dem Synthiepop der 70er und 80er Jahre Eingang, wie auch solche aus dem Soul, Funk, R`n`B, Glam-Rock, Disco, Cabaret und House. Hinzu kommt sein unverwechselbarer Falsettgesang, der nicht selten an jenen solcher Größen wie Jimmy Sommerville und Antony erinnert und dem Ganzen das besondere Etwas, das wirklich Andere und Unterscheidbare verleiht. Crazy Bitch in the Cave lässt in seinen Songs Grenzen verschwimmen, zwischen den Genres und geschlechterspezifischen Begrifflichkeiten.

Das Erstlingswerk von Crazy Bitch in a Cave ist ein Stück Musik geworden, das in seiner Form wohl vielschichtiger und abwechslungsreicher kaum sein kann. Es ist schön zu sehen, dass es im Pop immer noch etwas zu sagen gibt. Bleibt zu hoffen, dass man von diesem außergewöhnlichen Künstler auch in Zukunft noch einiges zu hören bekommt. (mt)