Zwei Jahre nach dem Erscheinen von „Falling Into Place” meldet sich die österreichische Singer-Songwriterin Clara Luzia nun mit ihrem neuen, nunmehr fünften Album „We are fish“ (Asinella Records) auf der Bühne der heimischen Musikszene zurück. Im der CD beiliegenden Pressetext heißt es: „Jetzt ist sie endlich dort, wo sie lange hinwollte: bei lauten Gitarren, Verzerrern und wuchtigen Drums“. Nun, ganz so radikal wie beschrieben ist der Bruch mit dem bisher bekannten Sound nicht ausgefallen, dennoch lässt sich feststellen, dass Clara Luzia hörbar ihre Freude an deutlich rockigeren Klängen entdeckt hat. Präsentieren wird Clara Luzia „We are fish“ am 6. März im Wiener WUK.
Bildet der mit ruhigen Pianoklängen eingeleitete folklastige Opener „With headlights on“ noch auf gewisse Art eine Brücke hin zu den vergangenen Veröffentlichungen, wird schon bei Track Nummer zwei „We are Fish“ hörbar, dass Clara Luzia eine Neuausrichtung ihres Sounds vorgenommen hat. Mehr als je zuvor lässt die Wiener Songwriterin nämlich der Energie freien Lauf. Natürlich sind auf dem neuen Album immer auch noch die ruhigen, melancholisch angehauchten balladesken Nummern zu finden, mehr als noch in der Vergangenheit treten aber nun auch elektrische Gitarren, kraftvolles Schlagzeugspiel und bislang nicht gehörte wuchtige Bässe in den Vordergrund.
Songs wie der eben schon erwähnte „We are fish“, „Leave the lights on“ oder „Monster in you“ gehen im Grunde genommen als waschechte Indierock-Nummern durch, wiewohl natürlich mit der ganz eigenen und unverkennbaren Note von Clara Luzia. Diesen gegenüber stehen eher in ruhigeren Gefilden angesiedelte und mit leichten Klezmer-Ansätzen versehene Tracks wie „Light is faster than sound“, die für die notwendigen Kontrapunkte sorgen. Man muss überhaupt als eine der Stärken dieses Albums herausstreichen, dass sich die Wienerin gemeinsam mit ihren MitmusikerInnen PauT (Bass) und Max Hauer (Piano, Bass, Gitarre), Heidi Dokalik (Cello) und Ines Perschy (Schlagzeug) musikalisch so abwechslungsreich und vielfältig zeigt, wie noch auf keiner anderen Veröffentlichung davor.
Eine weitere Abkehr vom bisher praktizierten Musikentwurf findet sich auch in dem Umstand, dass Clara Luzia in ihren neuen Songs nicht nur mehr alleine die Melancholie regieren lässt. Sie versucht nun auch, ein Gefühl des Aufbruchs zu vermitteln. Es scheint so, als nütze sie „We are fish“ als eine Art Befreiungsschlag, als eine Art persönliche Katharsis. Diejenigen, die Mirjam Ungers Ende des vergangenen Jahres angelaufene Musik-Doku „Oh Yeah, She Performs“ gesehen haben, wissen, dass das letzte Album der Liedermacherin „Falling Into Place“ nicht unbedingt unter den günstigsten Bedingungen entstanden ist. Man sah im Film eine gesundheitlich angeschlagene Songwriterin, die von schlaflosen Nächten sprechend, weil sie nicht weiß, wie sie die nächsten Rechnungen bezahlen soll, eine echte Lebenskrise zu durchleben hatte. Ihr Tief, welches auch in manchen Texten aufgearbeitet wird, scheint sie nun überwunden zu haben. Die Wienerin hat sich hörbar von allem Ballast befreien können und zeigt als Songschreiberin nun deutlich gelassener und persönlich gereift.
Mit „We are fish“ positioniert sich Clara Luzia einmal mehr als eine sehr eigenständige musikalische Persönlichkeit, der es erneut gelungen ist, ihre ganz eigene und sehr spannende Version von Popmusik zu verwirklichen, eine die sich vor allem durch den Mut auszeichnet, die angestammten musikalischen Pfade auch einmal zu verlassen. (mt)
Foto Clara Luzia: Sarah Haas
Clara Luzia