Es ist ein durchaus spannendes musikalisches Experiment, das der Wiener Schlagzeuger und Komponist Christoph Suttner mit seinem Jazz Orchestra auf dem Album „Metallurgy“ (ATS Records) unternimmt.
Womit man es auf diesem Album zu tun hat, ist er Versuch, zwei auf den ersten Blick vermeintlich weit auseinanderliegende musikalische Welten miteinander zu verbinden. Ist es möglich, modernen großformatigen orchestralen Jazz und Progressive Metal – im Stil von Meshuggah, Periphery und Tool –, der sich unter anderem durch extreme rhythmische Komplexität (Stichwort: Polyrhythmik) definiert, zu einem funktionierenden Ganzen zu verweben? Nun, lauscht man dem Album „Metallurgy“, lässt sich diese Frage auf jeden Fall mit Ja beantworten.
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Was das Christoph Suttner Jazz Orchestra präsentiert, ist ein Sound, in dem sich die rhythmische Besonderheit des Progressive Metal in den Klang einer Jazz-Big-Band kleidet und so eine bislang selten gehörte musikalische Sprache entwickelt. Ist ein weiteres Merkmal der Musik von Meshuggah und Periphery eine zum Teil extreme Härte, so geht Christoph Suttner in seiner Interpretation doch etwas andere, weniger extreme und klanglich deutlich vielfältigere Wege – wobei laute, kraftvolle, verzerrte Riffs natürlich zum musikalischen Inventar zählen. Allerdings übernehmen sie nicht die alleinige Hauptrolle, sondern teilen sich diese mit jazzig verspielten Passagen, die zwischen leisen, gefühlvollen Momenten und großen orchestralen Formen hin und her schwingen.
Die Stücke entfalten sich in weitgespannten Bögen auf vielfältige Weise – mal rhythmisch vertrackt, dann wieder geradlinig und melodiebetont. Beeindruckend ist, mit welcher Leichtigkeit sich das Orchester durch die anspruchsvollen Kompositionen bewegt, wie es Christoph Suttners musikalische Geschichten fließen lässt und der immensen stilistischen Vielfalt eine zugängliche und vor allem stimmige Form verleiht.
Mit „Metallurgy“ liefert das Christoph Suttner Jazz Orchestra ein beeindruckendes Lehrbeispiel dafür, welch aufregende Musik entstehen kann, wenn man sich von althergebrachten Konventionen löst und über den Tellerrand hinausblickt. Ein mitreißendes musikalisches Erlebnis!
Michael Ternai
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