Christof Kurzmann/Burkhard Stangl – Neuschnee

Mit dem Experimentalduo “Schnee” war am 28. Mai eines der vielleicht interessantesten und vielschichtigsten heimischen Elektronik-Projekte im Wiener Theater des Augenblicks zu Gast. Gitarrist Burkhard Stangl und Elektroniker Christof Kurzmann, die beiden Köpfe hinter diesem Projekt, nutzten die Gelegenheit, um dem Publikum ihr im April erschienenes Album  “Neuschnee” zu präsentieren.

 
Burkhard Stangl zählt ohne Zweifel zu den profiliertesten Künstlern, die Österreich im Moment zu bieten hat. Egal ob nun in der experimentellen Improvisation, der Elektronik oder in der Neuen Musik, Stangl wandelt unbeirrt an der ästhetischen Schnittstelle von Improvisation und Komposition entlang. Ein Festhalten an traditionellen Konzepten ist nicht seine Sache. Grenzen sind dazu da, um überschritten zu werden. Und genau nach diesem Grundsatz legt er auch seine Arbeit an, in der der Wiener Gitarrist keinerlei Berührungsängste zu anderen zeitgenössischen Musikformen zeigt. Stets auf der Suche nach neuen Ausdruckmöglichkeiten findet sich der Künstler heute nach Jahren des Experimentierens in seiner ureigenen und unverwechselbaren Klangsprache wieder. Überhaupt scheint Burkhard Stangl ein echter Workaholic zu sein. Nicht nur, dass er inzwischen über 50 CDs veröffentlicht und Musik für zahlreiche Filme geschrieben hat, er findet auch noch Zeit, Konzerte zu spielen, publizistisch tätig zu sein und einer Lehrtätigkeit an der Wiener Musikuniversität nachzugehen.

Wie Stangl zeichnet auch Christof Kurzmann ein stilistisch ungemein breites Spektrum aus. Die stilistische Bandbreite des in Wien geborenen und im Moment in Berlin lebenden Musikers und Labelbetreibers (Charhizma) reicht von improvisierter Musik über Pop bis hin zu elektronischer und Neuer Musik. Mit Burkhard Stangl verbindet Kurzmann eine bereits Jahre andauernde Freundschaft. 1999 beschlossen die beiden Musiker gemeinsame Sache zu machen. Schon nach einem Jahr veröffentlichte das Duo unter dem Namen “Schnee” sein erstes Album. Es sind vor allem Burkhard Stangls einzigartige Gitarrenarbeit und Christof Kurzmanns Gespür für reduzierte Sounds und ausgefallene Rhythmusgebilde, die in diesem Projekt eine überaus spannende und vielschichtige Liaison eingehen. Die Ende April erschienene CD “Neuschnee” stellt eine Art akustischen Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre der Zusammenarbeit dar. Wie der Zusatz “Neu” im Titel vermuten lässt, finden auch neue elektro-akustische Elemente Eingang in die Kompositionen, was die Musik insgesamt noch facettenreicher macht.  Mit seinem neuen Werk erbringt das Duo einmal mehr den Beweis, weswegen es zu den innovativsten Vertretern der heimischen Szene gehört. (mt)