Christian Muthspiel – Seaven Teares

Mit der Musik der Renaissance hat sich Christian Muthspiel in anderen Projekten schon des Öfteren auseinandergesetzt. Im Quartett gemeinsam mit dem Trompeter Matthieu Michel, dem Vibrafonisten Franck Tortiller und dem Bassisten Steve Swallow nimmt sich der Posaunist auf seiner neuen CD „Seaven Teares“ (ACT) nun dem Schaffen des Renaissance-Komponisten John Dowland, des Meisters der melancholischen Töne, an. Ausgehend von dem Instrumentalzyklus „Lachrimae Or Seven Teares“ des vor mehr als 400 Jahren lebenden Komponisten versucht Christian Muthspiel eine musikalische Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart zu schlagen und die Kammermusik der alten Form in den zeitgenössischen Jazz zu übersetzen. Weich, sanft und erfrischend leichtfüßig im Sound offenbart sich die klangliche Zeitreise des Posaunisten und seiner Mitmusiker als eine sehr variantenreiche und vielschichtige Achterbahnfahrt durch die verschiedensten musikalischen Stimmungsbilder, in denen in jedem Moment diese unverkennbare kreative und von vielen geschätzte Christian Muthspiel-Note mitschwingt. Präsentiert wird „Seaven Teares“ im Rahmen einer ausgedehnten Sommer-Tour, die ihren Anfang am 3. Juni im Wiener Porgy & Bess nimmt.

Auf Christian Muthspiel, einen der kreativsten Köpfe der heimischen Musikszene mit internationaler Geltung, übte die Musik der Renaissance „mit ihren wie endlos wirkenden, von Taktstrichen unbehelligten, schwerelos schwebenden Linien und polyphonen Stimmengeflechten“ seit je her einen großen Reiz aus. Zu den großen Komponisten dieser Epoche zählt der britische Komponist  John Dowland, dessen Werk „Lachrimae, or Seaven Teares“ als bis heute in seiner Bedeutung nachwirkt. Gemeinsam mit Matthieu Michel, Franck Tortiller und Steve Swallow hat sich der gebürtige Steirer nun daran gemacht, den mehr als vierhundert Jahre alten Instrumentalzyklus einer sehr freien Neubearbeitung zu unterziehen.

Sich sehr nahe entlang der originalen spezifische Linienführung und sich der daraus ergebenden Harmonik bewegend, siedelt der experimentierfreudige Posaunist und Komponist diesen musikalisch im Kontext der Jetztzeit an. Was er dieser Art entstehen lässt, ist eine kunstvolle  und undogmatische Verwebung der Stile Jazz und Kammermusik zu einem überaus facettenreichen und stimmigen Ganzen, in welchem er sich und seinen drei Kollegen bewusst auch den Raum für improvisierte Interaktionen lässt. Dem Quartett gelingt es zudem vortrefflich, der Melancholie der Originale durch seinen verspielten Zugang doch auch etwas Humorvolles und nicht allzu Ernstes einzuimpfen, wodurch die Stücke in ihrer modernen Interpretation doch merklich leichtfüßiger erklingen. Sehr empfehlenswert. (mt)
Termine:
03.06. Porgy & Bess, Wien (A)
04.06. Kulturhammer , Amstetten (A)
05.06. Unterfahrt, München (D)
06.06. Treibhaus, Innsbruck (A)
07.06. Jazzit, Salzburg (A)
10.06. Jazzkongress, Freiburg (D)
11.06. Theaterhaus, Stuttgart (D)
12.06. Obere Mühle, Dübendorf (CH)
13.06. Jazzclub, Karlsruhe (D)
14.06. Jazzclub/Cafe Hahn, Koblenz (D)
15.06. Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal (D)

Foto Christian Muthspiel 4: Claudio Casanova

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