Johnny Cash hätte ihn nie mehr losgelassen, so der Gitarrist und Countrysänger CHRISTIAN MASSER vor einigen Jahren im mica-Interview. Dass neben Cash und allem was unter Country- und Westernmusic subsumiert wird, noch viel Platz ist, belegt die neue CD Massers, die er hauptsächlich mit GERHARD STEINRÜCK am Kontrabass eingespielt hat. STEINRÜCK ist ein alter Weggefährte MASSERS, miteinander ist man unter anderem als The Mysterious Bluesmen unterwegs.
Auch wenn diese CD zwei Cash-Klassiker („Ghost riders in the sky“, „Sea of heartbreak“) und drei weitere Songs enthält, die Cash irgendwann gespielt hat, erkunden Masser & Steinrück mehr Cashs Umfeld als das Werk des man in black: so findet sich hier – passend – mit „(Marie’s the name) His Latest Flame“ auch ein Elvis-Stück und während Elvis das Lied in Richtung Rock’n’Roll auslegte, führen Masser und Steinrück es ins Country-Universum über. Das tun sie auch mit „Memories are made of this“, das man vor allem in der Barroom-Version von Dean Martin kennt – all das fügt sich gut, zu einem stimmig kompilierten Album zusammen, Dean Martin hat wie Elvis Presley schließlich auch country-artige Songs gesungen.
Insgesamt 16 Coverversionen enthält die CD und bewegt sich gekonnt in den Feldern Country, Blues und Rock’n’Roll. Dass die Grenzen zwischen den Genres fließend sind, ist musikhistorisch klar – und Johnny Cash wurde schließlich als erster Musiker in die Country- und in die Rock-Hall Of Fame aufgenommen.
Demnächst ist Christian Masser auf Tour, wenn er in Ihre Nähe kommt: besuchen Sie ein Konzert von ihm, der Mann hat viele Geschichten zu erzählen – zum einen durch die Feinspitz-Auswahl der gecoverten Songs. Zum anderen wegen seiner akribischen privaten Erforschung der oben genannten Genres, die ihn einst bis nach Nashville und Memphisund zu einem Konzert von B.B. King geführt hat.
Von Muddy Waters bis Townes van Zandt
Passenderweise biegt das Album auch in Richtung Blues ab und greift Robert Johnsons „If I had possession over judgement day“ und Muddy Waters „Rolling Stone“ (R.i.p. Charlie!) auf. Zwei Mal bedient man sich beim Nobelpreisträger Dylan und Hank Williams und Townes van Zandt („Loretta“) dürfen natürlich nicht fehlen – es sollte somit für jeden einschlägigen Fan etwas dabei sein.
Dass es keine große Besetzung braucht, um diese Lieder auf den Punkt zu bringen, beweisen Masser & Steinrück, die beiden Könner haben sich ab und an Unterstützung aus der eigenen Familie geholt: Christian Massers Bruder Robert, selbst Musiker und Elvis-Aficionado, ist ein Mal als Gast an der Gitarre dabei, Steinrücks Sohn Fabian sitzt bei drei Songs am Schlagzeug. An der Geige agiert bei drei Nummern Kurt Bauer, er ist übrigens mit an Bord, wenn diese Combo als Christian Masser & die Country-Zombies vor allem durch die Steiermark tingelt. Also auch irgendwie Familie – Masser- statt Carter-Family sozusagen. Womit wir wieder bei Johnny Cash angelangt wären.
Schöne, reduzierte Platte, mit ein paar feinen Überraschungen. Yippie!
Jürgen Plank
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Christian Masser & Gerhard Steinrück live
Do 9.9.2021: Café Mojo, Eisernes Tor 6, 8010 Graz, 19h
Fr 10.9.2021: Altes Kino, Leibniz, Bahnhofstr. 16, 20h
Sa 11.9.2021: Volkshausfest, Lagerg. 98A, 8020 Graz, 15h
Do 16.9.2021: Kulturkeller Gleisdorf, Weizerstr. 19, 20h
Fr 19.11.2021: 17ten, Haslingerg. 4, 1170 Wien, 20h
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