CHRA – „on a fateful morning“

Ein intensives Klangschauspiel der dunklen Farben, eigenwillig, avantgardistisch und fern alles Gewöhnlichen: CHRA zelebriert auf ihrem neuen Album „on a fateful morning“ (Editions Mego) einmal mehr auf faszinierende Art die Schönheit des verstörenden Sounds.

Wenn sich diese Künstlerin einmal an ihre Klanggeräte und -erzeuger setzt und beginnt, ihrer kreativen Ader freien Lauf zu lassen, kann man sich eines sicher sein: Das Resultat ihrer Arbeit wird eines sein, das definitiv weit außerhalb des musikalisch Gewohnten anzusiedeln ist. Wer das bisherige Schaffen von Christina Nemec alias chra kennt, weiß, dass hier eine Soundtüftlerin am Werken ist, die sich stets weit abseits der Norm bewegt, genüsslich mit dem herkömmlich Musikalischen bricht und ihren eigenen Ausdruck von Klang verwirklicht. Was sie auch auf „on a fateful morning“ auf eindrucksvolle Weise tut. Die experimentierfreudige Wienerin taucht einmal mehr in eine Dimension des Sounds ein, in der das bekannte musikalische Regelwerk seine Geltung verloren hat und sich Klang und Ton zu ihren ganz eigenen Geschichten formen. Und diese sind dunkel, bedrohlich und geheimnisvoll.

Ein düsteres Klangtheater

CHRA – Albumcover von „on a fateful morning“
Albumcover „on a fateful morning“

Mehr als die Künstlerin das Geschehen in den gewohnten Strukturen ablaufen lässt, formt sie ihre Nummern zu zäh fließenden Klangzuständen, die den Raum vollkommen ausfüllen und atmosphärisch ungemein aufladen. Christina Nemec öffnet auf „on a fateful morning“ das Tor zu einer klirrend kalten, dunklen und menschenverlassenen Welt, die von apokalyptischen Soundstürmen heimgesucht wird und Gravitationskräften unterworfen ist, die jeden einzelnen Ton ins Unendliche verdichten. Das Geschehen bestimmen Drone-Bässe in tiestfrequenten Bereichen, düster schwebende und futuristisch anmutende Ambient-Synthiesounds, technoide Samples und minimalistische elektronische Einwürfe. Nach irgendeiner Art Melodie sucht man vergebens, ebenso fehlt es an jedem Rhythmus. Lauscht man sich durch die vielschichtigen Nummern, wird man von deren klanglichen Schwere regelrecht erdrückt, sie entwickeln eine seltsame hypnotische Kraft, der man sich schwer entziehen kann und die einem unweigerlich Bilder in die Gedanken pflanzt.

Mit „on a fateful morning“ gelingt es chra auf jeden Fall einmal mehr, sich als eine Künstlerin mit einer wirklich eigenständigen musikalischen Idee und Vision zu positionieren. Zugegeben, man muss sich mit der Musik der Wienerin schon auseinandersetzen, um sie wirklich fassen zu können. Tut man dies aber und lauscht sich intensiv in die eigenwillige Klangwelt dieser Künstlerin hinein, eröffnet sich einem ein wirklich außergewöhnliches Hörerlebnis.

Michael Ternai

Links:
chra (Facebook)
chra (Soundcloud)
Editions Mego Records