Ein „psychoakustisches Experiment“ erwartet die BesucherInnen am 11. Mai im Gefechtsturm Arenbergpark in Wien. Im Rahmen der Veranstaltung CAT – Contemporary Art Tower Open 2010 präsentieren die drei Künstlerinnen Lydia Lunch, Mia Zabelka und Christina Nemec ihr gemeinsames Projekt „Battle Scars“. Im Zentrum dieser multimedialen Live-Performance steht die künstlerische Aufarbeitung von traumatischen Erlebnissen in Klang und Bild.
Mit der New Yorker No Wave-Legende Lydia Lunch, der Elektro-Violinistin Mia Zabelka und der genderkritischen Soundtüftlerin Christina Nemec treffen an diesem Abend drei KünstlerInnen aufeinander, die in ihrem Schaffen stets versuchen, die Grenzen des Machbaren neu auszuloten. In ihren Arbeiten werden traditionelle Schemata der Kunstpraxis einfach aufgelöst, um so den Wege für die Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten freizumachen. Mit diesem Ziel im Auge kombinieren die drei Protagonistinnen alle nur denkbaren Spielarten und Ansätze der Kunst.
Ganz in diesem Sinne beschränkt sich das Trio in seinem Programm „Battle Scars“ auch nicht auf eine einzelne Kunstrichtung, sondern bewegt sich im multimedialen und disziplinübergreifenden Kontext. Die von der Elektronikerin Christina Nemec und der Violinistin Mia Zabelka erzeugten analogen und digitalen Soundkulissen zwischen Hoch- und Niederfrequenzen ergeben gemeinsam mit raumergreifenden Videoprojektionen den Rahmen für die kraftvollen Texte von Lydia Lunch. Diese, von der Künstlerin eindringlich vorgetragen, behandeln traumatische Erlebnisse, welche visuell und akustisch umgesetzt, ein irritierendes und aufwühlendes Gesamtwerk ergeben sollen. Das Publikum soll alleine durch die Anwesenheit, Teil dieses „psychoakustischen Experiments“ werden.
Lydia Lunch muss man eigentlich nicht wirklich groß vorstellen. Begonnen hat die Amerikanerin in der inzwischen legendären Punkband „Teenage Jesus and the Jerks”. Danach startete sie eine Solokarriere und arbeitete unter anderem mit J. G. Thirlwell, Kim Gordon, Rowland S. Howard, Michael Gira, The Birthday Party und den Einstürzenden Neubauten zusammen. Darüber hinaus hat sie sich auch als Videokünstlerin und Word-Performerin einen Namen gemacht.
Mia Zabelka ist mittlerweile seit über zwanzig Jahren in der heimischen Musikavantgarde-Szene unterwegs. In ihren Arbeiten widmet sich die Violinistin besonders der Entwicklung neuer Improvisationstechniken mit elektronischer Violine und Stimme und übernimmt damit eine Art Vorreiterrolle. Musikalisch bewegt sie sich im Bereich der Elektroakustik, wobei hier besonders die Auslotung des Verhältnisses von Körper, Gestik, Klang und Raum im Mittelpunkt steht.
Eine im Ansatz ähnlichen, aber dann doch ganz anderen Weg verfolgt Christina Nemec. In einer Vielzahl von Versuchsreihen, zerlegt die Soundtüftlerin, auch bekannt unter dem Namen chra, mit Hilfe ihrer Grätschaften aufgenommene Samples bis zur Unkenntlichkeit und fügt diese in Kleinstarbeit mit unzähligen Effekten versehen, im einem neuen, verfremdeten Kontext wieder zusammen. (mt)