Ein hoch interessantes und spannendes Konzerterlebnis ganz im Zeichen der avantgardistischen Klangkunst steht am 16. April im Klangraum Krems in der Minoritenkirche auf dem Programm. Empfangen werden die BesucherInnen an diesem, im Rahmen des Osterfestivals „Imago Dei“ laufenden Abend von einer Formation, deren Mitglieder allesamt zu den bedeutenden Köpfen internationalen Avantgarde-Musikszene zu zählen sind: Angélica Castello, Christian Fennesz, Lucia Pulido, Martin Siewert und Burkhard Stangl. Zur Aufführung bringt dieses außergewöhnliche MusikerInnen-Kollektiv das Auftragswerk „Canto“. Hierbei handelt es sich um künstlerische bearbeitete Klangedichte basierend auf dem canto general von Pablo Neruda.
Ausgangspunkt dieses Projektes ist das Werk Canto General („Der große Gesang“) des chilenischen Dichters und Schriftstellers Pablo Neruda (1904-1973), der sich zeitlebens gegen die faschistischen Regime in seinem Heimatland und in Spanien einsetzte. In diesem deutete der Literaturnobelpreisträger von 1971 das Wesen und die Geschichte des amerikanischen Kontinents von der Vorzeit bis zur Gegenwart. Viele Verse dieses bedeutenden „Opus Magnus“ fanden in Folge auch in einer Vielzahl von Liebes- und Klagelieder verschiedener lateinamerikanischer MusikerInnen, wie etwa Violeta Parra, Silvio Rodriguez und Victor Jara, ihren Ausdruck. Und genau diese wurden von den fünf MusikerInnen einer (Neu-)Bearbeitung unterzogen. Wie gut die Zusammenarbeit dieser fünf KünstlerInnen funktioniert, haben diese bereits in ihren musikalischen Beiträgen zu Gustav Deutschs jüngsten Streifen „FILM IST. a girl & a gun“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Wer bisherige Arbeiten von Angélica Castelló (Paetzold-Flöte, Stimme, Elektronik, Idee, Konzeption), Christian Fennesz (Gitarre, Elektronik), Lucia Pulido (Stimme, Cuatro), Martin Siewert (Lap- & Pedal Steel, Gitarre, Elektronik)und Burkhard Stangl (Gitarren, Elektronik, Konzeption) kennt, weiß um deren außergewöhnliches musikalisches Verständnis und um deren große Liebe, sich musikalische Herausforderungen zu stellen. Und genau eine solche stellte das für das Festival „Imago Dei“ erarbeitete Auftragswerk „Canto“ für die Beteiligten dar. Was die fünfköpfige Formation hier versucht, ist die Übersetzung der Lieder in eine transnationale, überall verständliche Musiksprache. In eine, die den politischen und poetischen Botschaften des Schriftstellers Neruda gerecht wird.
Was dürfen die BesucherInnen also erwarten, wenn sich fünf MusikerInnen solchen Formates für ein künstlerisch anspruchsvolles Projekt wie dieses zusammentun. Auf jeden Fall auf etwas nicht Alltägliches, auf ein vielschichtiges und atmosphärisches elektroakustisches Klangkunstspektakel zwischen intensiven, sich auftürmenden Soundwellen und intimen, zurückhaltenden Klangpassagen, auf ein herausforderndes und lohnendes Musikerlebnis für Kopf und Seele. (mt)
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