CANNONBALL RIDE – Ein Ritt auf der Kanonenkugel

Die Hardcore-Band CANNONBALL RIDE aus Oberösterreich steht für brachiale Liveshows, Action, Moshpits und viel Schweiß. Ganz frisch ist nun ihr Album „Emerge&See“ auf dem Markt. Petra Ortner traf die Band im röda in Steyr, um mit ihnen über die Anfänge, Vorbilder, Songwriting und gute Manager zu sprechen.

Cannonball Ride wurde 2009 gegründet. Erzählt kurz, wie alles begann.
Schon vor Cannonball Ride hatten wir eine Band. Diese hat sich aber dann aufgelöst, da der Haupt-Sänger aufgehört hatte. Wir haben dann überlegt, ob wir die Band unter dem alten Namen weiterführen sollen oder noch einmal komplett von vorne beginnen. Und so haben wir entschieden, noch einmal von Null weg zu starten – mit den alten Bandmitgliedern. Minus dem alten Sänger. Jetzt machen wir zu fünft weiter, haben uns einen neuen Namen gegeben, haben die Musikrichtung geändert und so quasi noch einmal von vorne begonnen.

Wie seid ihr auf Cannonball Ride gekommen?
Darauf ist Dave, unser ehemaliger Bassist, gekommen. Als es Zeit war, sich einen Namen zu geben, hat sich jeder Vorschläge überlegt und Dave hatte diesen. Der Name hat uns gefallen, denn wir wussten, das kann man auch werbetechnisch gut verwenden. Baron Münchhausen, der auf der Kanonenkugel reitet. Das ist ein sehr dynamisches Bild und hat uns sehr gut gefallen. Bei Cannonball Ride weiß man sofort, da ist Energie, da ist Kraft drinnen. Das repräsentiert unsere Musik.

Wer sind eure musikalischen Vorbilder?
Es gibt einige, die sind aber sehr verstreut, denn wir haben eigentlich immer sehr unterschiedliche Sachen gehört. Von Ska über Ska-Punk, Punk, Rock, Metal, auch Death Metal. Die Bandbreite ist sehr groß. Unseren Stil kann man aber ganz klar im Metalcore und Hardcore ansiedeln. Wir haben sehr melodische Einflüsse, haben aber nie gesagt „Wir wollen wie die sein oder wie jene spielen.“ Wir wollten schon immer unsere eigene Musik finden, nehmen aber aus verschiedensten Richtungen, was uns gefällt. Einen eigenen Stil zu kreieren, ist etwas unglaublich Schwieriges und das haben bisher nur wenige Bands wirklich geschafft. Wir haben das vielleicht nicht geschafft, aber versuchen, unser eigenes Ding zu machen und so zu klingen, wie wir es wollen. Dabei ist es gut, dass wir alle aus verschiedenen Richtungen kommen.

Wie hat sich die Arbeit an den Songs in den Jahren entwickelt? Hat sich eure Herangehensweise im Laufe der Zeit sehr verändert?

Zu Beginn dachten wir immer, wir müssen die Songs möglichst kompliziert machen, möglichst viele Teile in ein Lied packen. Davon sind wir jetzt komplett weg. Wir versuchen nun unsere Musik ein wenig hörbarer zu machen, noch etwas melodiöser, ein wenig eingängiger. Unsere erste EP war schon im Vergleich schwer anzuhören. Auch wenn man live die Lieder zum ersten Mal hörte, waren sie schwere Kost. Man konnte sich nicht gleich etwas darunter vorstellen. Das Publikum war immer wieder auch überfordert mit diesen vielen unterschiedlichen Teilen, Taktwechseln etc.

Wie habt ihr am neuen Album gearbeitet?
Die Arbeit ist ganz klar aufgeteilt. Unser Gitarrist, Gertsch, ist der, der die größte Rolle im ganzen Prozess spielt. Es ist manchmal sehr schwierig, da wir uns gegenüber sehr kritisch sind. Wenn man will, kann das Songschreiben und Tüfteln ein ewig langer Prozess sein. Man kommt da nie zu einem Ende. Irgendwann muss man den Deckel drauf tun und sagen: „Es ist fertig.“ Auch wenn es eigentlich noch nicht fertig ist. Es dauerte fast ein Jahr bis jeder zufrieden war. Wir arbeiten einfach immer sehr intensiv. Für das Album haben wir unsere Freizeit – was ging – geopfert.

Also es gibt die totale, direkte Demokratie in der Band?
Ja, bei uns ist es so. Wir sind fünf Leute, jeder hat eine Stimme und wenn es hart auf hart kommt, wird auch mal abgestimmt. Bei fünf Leuten geht sich immer eine Entscheidung aus.

Wie schwer ist es für eine österreichische Hardcore-Band, von einem Plattenlabel genommen zu werden?
Zu einem richtig großen Label kommt man eigentlich nicht. Man hat wahrscheinlich die Chance, sich einzukaufen. Es gibt Labels, die an Bands Interesse zeigen, sagen, die Musik sei toll, aber was zählt sind die Follower, also wenn du nicht mindestens – Hausnummer – 500 Follower hast, geht nichts. Wenn du jetzt zum Beispiel einen Auftritt hast, dann müssen mindestens 500 Leute nur wegen dir dort sein. Ansonsten interessieren sich die größeren Labels gar nicht für dich. Und das ist sehr schwierig. Viele Leute, die jetzt vielleicht in keinen Bands sind, glauben, dass ein Label das rettende Schiff ist. Da hat man es dann geschafft. Das stimmt aber überhaupt nicht. Eigentlich ist es genau umgekehrt, denn wir haben so manche Verträge gesehen und prüfen lassen: Du bist du oft einfach verkauft, nur noch Statist. Es gehört dir gar nichts mehr und du arbeitest für nichts. Das sind immer wieder jene Labels, die dich sofort nehmen würden. Am Anfang freut man sich recht und denkt sich: „Boah, jetzt geht alles auf.“ Aber das ist nicht so. Eigentlich zählt wirklich nur ein Major-Deal etwas. Ideal wäre, wenn ein Label 10.000 Euro mit der Vorgabe geben würde, innerhalb eines Jahres ein Album abzuliefern, um es dann zu vermarkten. Das wäre etwas, das sich jeder Musiker wünscht. Man braucht aber das Label, besser den Label-Code, damit du die Musik vertrieben werden kann. Es gibt aber auch andere Anlaufstellen, bei denen man sich einkaufen kann, und dir gehören die Lieder dann noch. Die Labels gehen alle auf null Risiko. Wenn man Geld verdient, haben sie was davon, wenn nichts reinkommt, haben sie auch nichts verloren.

Wie macht ihr das?
Wir versuchen, unser Album selbst zu vermarkten. So behalten wir alle Rechte und können mit der CD machen, was wir wollen. Nur wenn man in ganz großen Bahnen denkt, macht es Sinn, alles über ein Label zu machen. Aber in der Größenordnung, in der wir uns bewegen, macht es im Moment keinen Sinn.

Wenn ihr an euren Texten arbeitet, was ist euch da besonders wichtig?
Die Texte sind alle von mir, also dem Siegi. Ich versuche, sie sehr offen zu halten. Wir machen absolut nichts Politisches. Da halten wir uns ganz bewusst raus. Die Texte sind schon sozialkritisch, gesellschaftskritisch, aber unpolitisch. Und immer wieder auch verschlüsselt. Mir ist immer wichtig, dass sich ganz unterschiedliche Leute in den Texten irgendwo wiederfinden können und dass es mehrere Interpretationsmöglichkeiten gibt. Da bin ich zum Beispiel sehr wohl von anderen Bands beeinflusst.

In Linz konntet ihr als Support für Hatebreed und Napalm Death spielen. Wie seid ihr zu diesem Gig gekommen?
Es ist so, dass uns jetzt seit einiger Zeit der Mani managed. Darüber sind wir sehr dankbar. Ein riesengroßes, fettes Lob an den Burschen. Der Typ ist ein Wahnsinn. Er weiß, was er tut und für uns war er ein Lottosechser. Er hat Connections zu Skalar Entertainment und hat dort einfach seinen Charme spielen lassen. Wir hätten das alleine sicherlich nicht zusammengebracht. Dieses Konzert war unser Auftakt in diesem Jahr. Davor haben wir – ganz bewusst – längere Zeit nicht gespielt. Und dann gleich so ein Auftritt. Und wir haben noch jede Menge weitere exzellente Shows in diesem Jahr, bei denen wir uns präsentieren können. Darüber sind wir sehr froh. Auch was Endorsement-mäßig läuft, ist eine ganz starke Sache. Ich hätte mir am Anfang nie gedacht, dass wir 2014 so viele Shows spielen und wir einen tollen Manager wie den Mani haben würden.

Was ist euch bei Live-Auftritten ganz besonders wichtig?

Dass es laut ist! Scheppern muss es. Aber das ist bei jedem ein wenig anders. Besonders wichtig bei Live-Auftritten für uns als Band ist es, dass wir die neuen Nummern spielen.

Interview: Petra Ortner

Termine:
19.9.: Wien, Szene
17.10. & 8.11.: St.Pölten, Freiraum

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