An allen Ecken und Enden korrespondiert Mario Rom’s Interzone mit dem Werk des Vaters der amerikanischen Beat-Poeten, William S. Burroughs. Trompeter Mario Rom, Kontrabassist Lukas Kranzelbinder und Drummer Herbert Pirker haben sich nach Ansehen der Cronenberg-Verfilmung von Burroughs’ Naked Lunch (mit der Musik u.a. von Ornette Coleman) zum Trio formiert. Der Bandname geht auf ein Textkonvolut des exzentrischen Dichters zurück, das dieser verfasst hatte, als er in der Interzone der damals geteilten marokkanischen Stadt Tanger lebte. Und am 5. Februar, Burroughs’ 100. Geburtstag, konzertiert Mario Rom’s Interzone extended (erweitert um Herwig Gradischnig, Clemens Salesny und Phil Yaeger) im Porgy & Bess.
Man muss mit der Lebensweise Burroughs’ nicht einverstanden sein, erzählen Rom und Kranzelbinder im mica-Gespräch, um von seiner Literatur und vor allem seinem Zugang zu ihr fasziniert zu sein. Insbesondere seine assoziative, ungefilterte, frei fließende Schreibweise habe viel mit der Musizierweise des Trios zu tun. Kranzelbinder: „Frei zu spielen, bedeutet für uns auch den Einschluss von Straight-ahead-Jazz, den wir völlig entspannt und angstfrei interpretieren können.“ Damit befinde man sich stilistisch in einer Zwischenwelt (engl.: interzone), die der Band alle Freiheiten gestatte. Gut nachzuhören ist dies auf ihrer Debütplatte, auf der nicht nur der Titel „Nothing is true“, sondern auch sämtliche Tracks direkt mit Burroughs’ Texten zu tun haben.
Nach dem erweiterten Festkonzert in Wien geht die Band auf eine ausgedehnte Tournee, die neben Schauplätzen in Österreich, Deutschland und Italien auch welche in Mexiko, Guatemala und in den USA umfasst. Wen wundert’s, dass auch hier wieder Burroughs’ Nachwehen wirken – sowohl in Mexiko City, wo er einst seine Frau erschoss, als auch in dessen Aufenthaltsorten Houston und New Orleans. Nach der Rückkehr widmet sich Mario Rom’s Interzone, in der übrigens viel Schach gespielt wird, wie Rom und Kranzelbinder erzählen, im Sommer den Aufnahmen für die zweite Trio-Platte. Noch ist unsicher, welche Rolle dabei Burroughs spielen wird. Sicher ist, dass sie mit Anstrengung und Herausforderung verbunden sein werden. Denn, so Lukas Kranzelbinder: „In dieser Band spielen alle wie um ihr Leben!“
Alois Sonnleitner
Live:
31.1., Jazz im Sägewerk, Bad Gastein
5.2., Porgy & Bess, Wien
6.2., Austrian Cultural Forum, Rom/I
8.2., Kulturverein Gallnsteine, Steinbach
9.2., Saxstall Pohrsdorf/D
10.2., Austrian Cultural Forum Berlin/D
22.2., Jazzforum Mödling
25.2.-2.3., Mexiko-Tour
3.-10.3., Guatemala-Tour
22.3., Jazz & More, Voitsberg
22.-24.5., Tschechien-Tour
Foto: Severin Koller
http://www.laubrecords.com/interzone/