Wohl keine andere heimische Band schafft die Grätsche zwischen Rock, Avantgarde und Kunstanspruch so spielend, wie es die dreiköpfige Formation tut. Schon seit Jahren führt die Truppe ihren Weg unbeirrt fort und erfindet sich von einem Album zum Nächsten neu. So geschehen auch beim neuesten Machwerk “Bulbul 6”, welches am 19. Juni im Wiener Fluc präsentiert wird.
Bulbul waren schon immer unbeirrbare Querdenker. Mit seiner Mischung aus Experimentierfreude, Raserei, Groove und Härte zählt das Trio ohne Zweifel zu den interessantesten Vertretern des österreichischen Popundergrounds. Bereits seit ihrer Gründung im Jahre 1997 war die Truppe für ihren nur schwer in eine Kategorie fassbaren Stil bekannt. Anfangs von Mastermind Manfred “Fredl” Engelmayr noch als Soloprojekt angedacht, entwickelte sich im Laufe der Zeit eine gewisse Eigendynamik, an deren Ende schließlich ein stabiles Bandgefüge stand. Was Bulbul von anderen heimischen Rockbands unterscheidet, ist diese ungemein ausgeprägte Offenheit allem gegenüber, was nur im Entferntesten interessant zu klingen scheint. Einzige Voraussetzung, laut muss es sein.
Das neue Album “Bulbul 6” vereint alle wichtigen Trademarks, für welche die Band schon bisher bekannt war. Man kann in der Bewertung sogar so weit gehen, zu sagen, dass der neue Qutput, wohl mit Abstand das Beste ist, was Bulbul seit ihrem Bestehen fabriziert haben. Die Einflüsse sind so breit gesät, dass sich das erstmalige Durchhören der fünfzehn Tracks als eine wahre Entdeckungsreise entpuppt. So kombinieren Bulbul rotzigste Melvins-Gitarrenläufe mit scheppernder Elektronik zu einem grandiosen Noise-Erlebnis, welches in dieser Form recht selten anzutreffen ist. Auf den Punkt gebracht, spielen Bulbul schlicht und einfach laute Rockmusik, die mit elektronischen Versatzstücken ganz ohne Scheuklappen so richtig schräg daherkommt. Unterstützt wurde Bulbul von Patrick Pulsinger, der dem Album eine ungemein dynamische Produktion verpasst hat. Zudem sorgen solch illustre Gäste wie Philipp Quehenberger, Carla Bozulich und Aaron Carl für zusätzliche Abwechslung. Wer also auf Rockmusik mit wirklich originellem Anstrich steht, sollte sich das Konzert im Fluc auf keinen Fall entgehen lassen.(mt)