Tosca auf dem See kommt mit neuem, noch weiter verbessertem High-Tech-Akustiksystem, auf das auch der Dirigent Einfluss nehmen kann. Ansonsten sind die Bregenzer Festspiele mit einem Britten-Schwerpunkt und viel aktueller Musik von den perfiden Inseln – auch teils von österreichischen Interpreten bestritten – heuer very, very british. Das Festival am Bodensee beginnt am 18. Juli.
Tod auf dem See und in VenedigAls musikalischen Thriller, als opulente und feine Filmmusik sieht David Pountney Puccinis olle Kamelle ohne erkennbares Ablaufdatum. Tosca wird vom Regisseur Philipp Himmelmann als Dreiecksgeschichte, konzentriert auf die Hauptpersonen in ihrer Einsamkeit, gezeigt und Pountney findet, das derlei auf der Seebühne mehr epische Kraft entwickeln könne, als 500 Statisten, die dort dann doch eher mickrig aussehen würden. Sieben Millionen Euro hat man für die Oper investiert, unter anderem in die Verbesserung des Soundsystems – “das Dolby der Zukunft” nennt es Pountney, und Hollywood interessiere sich bereits dafür (im Bild Ulf Schirmer beim Basteln der Tosca-Soundseqenzen auf der BOA-Anlage).
Kein Zweifel, das Spiel auf dem See ist das Kernprodukt in Bregenz – aber das eingesetzte Geld würde, so Pountney, mehr als eingespielt und koste den Steuerzahler keinen Cent. Und ohne die Cash-Cow Seebühne könnte man keine zeitgenössischen Opern, keine Operette am Kornmarkt und auch keine Kunst-aus-der-Zeit-Schiene machen.
Benjamin Britten ist mit zwei szenischen Werken vertreten, seinem ersten Bühnenwerk, der Operette “Paul Bunyan” und seinem letzten, “Death in Venice” nach Thomas Mann (als Koproduktion mit dem einst von Britten selbst gegründeten Aldeburgh-Festival). Britten spielt – gekoppelt mit Schostakowitsch – auch im Konzertprogramm der Gastorchester eine tragende Rolle.
Stand die Serie von Konzerten und szenischen Produktionen “Kunst aus der Zeit” mit den Spielorten Werkstattbühne und shed 8 im vergangenen Jahr ganz im Zeichen der zeitgenössischen Musik in Österreich, so steht heuer die britische Gegenwartsmusik im Fokus. David Pountney selbst inszeniert “Playing away”, eine Fußballoper von Benedict Mason, ein witziges Portrait der Welt und des Zirkus um den Fußball (Koproduktion mit dem Festspielhaus St. Pölten). In der Werkstattbühne wird es auch Konzerte geben, u. a. mit dem Salzburger OENM (Österreichisches Ensemble für Neue Musik), das dort am 21.7. Musik von Harrison Birtwistle, Sir Peter Maxwell Davies aber auch Rebecca Saunders und Richard Barrett aufführen wird. Der aus Mitgliedern der Wiener Symphoniker zusammengesetzte Wiener Concert Verein bestreitet einen weiteren Konzertabend “made in Britain”. Weiters gibt es Performances mit dem britisch-deutschen Medienkollektiv Gob Squad, Minimal Techno-Music aus London, die Oper The Shops von Edward Rushton mit The Opera Group und das Ensemble Intégrales bringt auch Musik aus Irland mit, also von Leuten, die sie sich nicht unbedingt gern als “very british” bezeichnen lassen würden.
Was es 2008 im Festspielhaus Bregenz geben wird, ist auch bereits bekannt. Gezeigt wird “Karl V.”, das Schlüsselwerk des österreichischen Komponisten Ernst Krenek und die erste abendfüllende Zwölftonoper der Musikgeschichte. (hr).
Foto Tosca: Bregenzer Festspiele
Foto Ulf Schirmer: Dietmar Mathis
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