Braaz treffen auf Bodo Hell

Zu einem sehr interessanten und mit Sicherheit sehr unterhaltsamen Aufeinandertreffen von Musik und Literatur kommt es am 5. Mai im Odeïon Kulturforum Salzburg. Auf der einen Seite die Formation Braaz, eine der hoffungsvollsten jungen heimischen Jazzkapellen, die aktuell hierzulande Österreich am Werken ist, auf der anderen Bodo Hell, einer der renommiertesten Schriftsteller Österreichs. Zusammen versucht man sich als Brückenbauer zwischen den beiden Kunstformen. Eine spannende Sache. Eine Zugabe gibt es am 6. Mai im Gasthof Post in Ottensheim.

Braaz spielen Musik, die sich an keine Regeln hält. Zumindest nicht an solche, über welche sich die unterschiedlichen Genres üblicherweise definieren. Es handelt sich bei Werner Zangerle (Saxophon), Gigi Gratt (Gitarre, Trompete), Martin Flotzinger (Schlagzeug) und Marcus Huemer (Bass) um vier Instrumentalisten, die musikalisch zwar im Jazzumfeld sozialisiert wurden, sich inzwischen aber zu anderem hin Stilen geöffnet haben und traditionell festgelegte Trennlinien nicht wirklich als unüberwindbares Hindernis ansehen. Vielmehr geht es dem Quartett darum, scheinbar Gegensätzliches zusammenzuführen, und zwar mit dem Ziel, Neues entstehen zu lassen. Es sind vor allem der ausgeprägte Mut zum Ungewöhnlichen sowie eine kaum zu bändigender Hang zum Experiment, welche die Combo so sehr auszeichnet.

Angesiedelt ist die Musik von Braaz im breiten Spannungsfeld zwischen Kompositionen und reiner Improvisation, Jazz, Rock, Avantgarde und Neuer Musik. Die Stücke des Quartetts befinden sich in einem ständigen Fluss, verändern sich von Takt zu Takt und bewegen sich zwischen ruhigen, fast lieblichen Momenten und lauten, nicht selten sehr aggressiv wirkenden Lärmausbrüchen. Bei Werner Zangerle und seinen Kollegen ist mehr der Weg das Ziel, der Prozess der Entstehung, in dem die Musiker die Vorgaben der Kollegen aufgreifen und weiterverarbeiten. Und gerade diese Arbeitsmethode, dieses ständige Hin und Her ist es, aus dem die Musik des Quartetts ihre zahlreichen Spannungsmomente und überraschenden Wendungen bezieht und aus der die ganz spezielle Soundästhetik entsteht. Braaz ist schlicht der spannende Versuch einen Schritt weiter zu gehen, den zeitgenössischen Jazz um viele zusätzliche Facette zu erweitern, ihn in die Moderne zu transferieren.

In seinem Werken nicht minder experimentell und ungewöhnlich geht auch Bodo Hell zu Werke. Es sind vor allem die einfachen, den Menschen alltäglich umgebende Dinge, welche der in Salzburg geborene und bereits mehrfach ausgezeichnete Schriftsteller pointiert und mit viel Sprachwitz in seiner ureigenen Sprache zum Ausdruck bringt. Was ist also zu erwarten, wenn zwei so unterschiedliche Kunstwelten aufeinandertreffen. Vielleicht nur eines, dass man eine exakte Aussage darüber, in welche Richtung es gehen wird, wohl kaum treffen kann. (mt)

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Werner Zangerle