Dass Clubmusik, oder zumindest das was unter diesem Begriff zusammengefasst ist, nicht zwangsläufig den herkömmlichen und allseits bekannten Konventionen entsprechen muss, genau dafür liefert das Duo bonaNza eindrucksvoll den Beweis. Weiß man, wer sich die Köpfe hinter diesem Projekt verbirgt, wird das Bild schon etwas klarer. Alexander J. Eberhard und Jorge Sanchez-Chiong, beide ihres Zeichnens führende Vertreter der österreichischen Avantgarde-Elektroszene, wenden sich, wie auch auf ihrem im vergangenen Jahr erschienenen Album „we never die at home“ schön zu hören war, in ihrem Schaffen eigentlich immer den etwas anderen und ungewöhnlichen Soundentwürfen zu. Was sie im Duo betreiben, ist quasi die Neudefinition von Tanzmusik. Sie nähern sich dieser aus einer künstlerischen und experimentellen Richtung, lassen aber zu keiner Zeit irgendeine Kopflastigkeit zu. Die nächste Gelegenheit, bonaNza live zu erleben, gibt es am 18. März im Wiener TAG. Eröffnet wird der Abend von dem musikalisch nicht weniger ungewöhnlich agierenden Elektro-Duo Kilo.
Die in der experimentellen Wiener Musikszene seit langem sehr umtriebigen und höchst aktiven Alexander J. Eberhard (Viola, Elektronics) und Jorge Sanchez-Chiong (Turntables, Elektronics) sind immer schon bekannt dafür gewesen, dass sie es mit vorgefassten und traditionellen Musikentwürfen nicht allzu eng sehen. Was die beiden Soundtüftler gemeinsam im Duo bonaNza nämlich unternehmen, ist der Versuch, der Klangästhetik der bekannten Clubmusik eine Frischzellenkur zu verpassen. Frei nach dem Prinzip „alles ist möglich“ zerlegen sie diese in ihre Einzelteile, modeln sie um, mixen sie mit stilfremden Einflüssen und konstruieren aus dem Ergebnis dieses Prozesses eine Form elektronischer Musik vielschichtiger Natur, welche in keine der gängigen stilistischen Schubladen hineinpassen will.
In ihren Nummern vereinigen sich, als ob es nichts das Selbstverständlichste gäbe, kantige Techno-Beats, detailverliebte Samplingarbeit, trockener Minimalhouse im dezenten Klanggewand, Versatzstücke aus dem Noise und Industrial, elektroakustische Anleihen sowie atmosphärische Filmmusikversätze zu einem vielschichtigen, aber gleichzeitig doch aus sehr rundem Ganzen. Zudem schreckt das Zweiergespann nicht davor zurück, auch einmal fröhliche Reggae-Rhythmen oder laute E-Gitarrensounds miteinfließen zulassen. Am Ende steht als Resultat dieser Befreiung von allen traditionellen Arbeitsmethoden ein Klangkonstrukt, das trotz aller Komplexität dann doch in allen Momenten tanzbar bleibt.
Wie bonaNza definieren auch Kilo die elektronische Musik in einer Form, die nicht wirklich den üblichen Parametern entspricht. Auch bei Florian Bogner Markus Urban lassen sich die Fragen nach einer genauen stilistischen Zuschreibung ihrer Musik nicht exakt beantworten. Das Duo bastelt beseelt vom Geist des Experiments aus Elementen des Jazz, Rock, der Neuen Musik, Elektronik und improvisierten Musik vielschichtige und bunt schimmernde Soundcollagen, die vor allem eines entstehen lassen, Atmosphäre. (mt)
Foto bonaNza: bonanza.kingt.org