Höchste Kultur-Auszeichnung der Republik – Mit 30.000 Euro dotiert.
(Wien/OTS) – Der 1952 in Kärnten geborene Komponist und Dirigent Gerd Kühr erhält den Großen Österreichischen Staatspreis, wie Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer heute bekanntgab.
„Gerd Kühr ist eine konstante und immer spannende Stimme der österreichischen zeitgenössischen Musik. Sein Oeuvre ist geprägt von einer offenen, stets individuellen Klangsprache. Dabei setzt er sich immer wieder aufs Neue mit den Gestaltungsmöglichkeiten der Musik auseinander, er experimentiert und erforscht neue Klangwelten. Zahlreiche hochkarätige Auftragswerke und seine facettenreiche Zusammenarbeit mit renommierten Ensembles und Orchestern belegen Gerd Kührs überragende Bedeutung für die zeitgenössische Musik in Österreich“, so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer.
Der Kunstsenat begründete seine Wahl wie folgt: „Seine Werke offenbaren stets eine Persönlichkeit, die in ihrer großen Sensibilität und Offenheit eine Bindung an Tradition zum Ausdruck bringt, ohne je traditionalistisch zu werden, ist sein Blick doch auch immer auf neues Terrain, wenig begangene Pfade gerichtet. Mit seinem exzellenten kompositorischen Handwerk eines ausführenden Musikers sind seine Werke auch Ausdruck einer großen Unabhängigkeit und Freiheit.“
Der Große Österreichische Staatspreis ist die höchste Auszeichnung der Republik für ein künstlerisch herausragendes Lebenswerk und ist mit 30.000 Euro dotiert. Der Preis wird jährlich ohne festgelegtes Rotationsprinzip innerhalb der Sparten Literatur, Musik, Bildende Kunst und Architektur vergeben. Der aus 21 Mitgliedern bestehende Österreichische Kunstsenat nominiert jährlich eine Künstlerpersönlichkeit aus diesen Bereichen. In der Sparte Musik wurde der Preis zuletzt 2019 dem Komponisten und Pianist Thomas Larcher zuerkannt.
Gerd Kühr gelang der internationale Durchbruch 1988 mit der Uraufführung der Oper „Stallerhof“, nach einem Libretto von Franz Xaver Kroetz, bei der ersten Münchener Biennale. Weitere Inszenierungen fanden in Deutschland, Österreich und der Schweiz statt.
Bei den Salzburger Festspielen 2000 wurde Kühr mit zwei Porträtkonzerten in der Reihe „Next Generation“ gewürdigt. Er war 2001/2002 „composer in residence“ beim Wiener Concert-Verein (Kammerorchester der Wiener Symphoniker), 2003 gab es eine Personale beim Festival styriarte und 2005 das Gerd Kühr-Projekt im Rahmen des steirischen herbst (Eröffnungskonzert im Programmteil „musikprotokoll“/).
Als Dirigent und Komponist hatte Kühr zahlreiche Auftritte bei Konzerten und Opernaufführungen u.a. in Österreich, Italien, Deutschland, Russland und Guatemala sowie Rundfunkproduktionen u.a. in Wien, Köln, München, London, Paris, Rom, Moskau und Hongkong.
Auszeichnungen u.a.: Österreichischer Kunstpreis für Musik (2012), Andrzej-Dobrowolski-Kompositionspreis des Landes Steiermark (2014), Großes Goldenes Ehrenzeichens des Landes Kärnten (2022).
Werke (Auszug):
Opern: „Tod und Teufel“ (1997/99), Libretti: Peter Turrini, Auftragswerk der Vereinigten Bühnen Graz/Steiermark anlässlich der 100-Jahr-Feier des Opernhauses in Koproduktion mit dem Festival steirischer herbst; „Agleia Federweiß“ (2000/01), Libretto: Petra Ernst, Auftragswerk des Jugendmusikfests Deutschlandsberg); „Paradiese“ (2021), Libretto: Hans-Ulrich Treichel, Auftragswerk der Oper Leipzig.
Auftragswerke für Orchester, Ensembles, Kammermusik und Chor, u.a. aufgeführt bei Wien Modern, Almeida Festival, Huddersfield Festival, steirischer herbst, bei musica viva, Schleswig-Holstein Musik Festival und Bregenzer Festspielen.
Orchesterwerke: u.a. „Lamento e Conforto“ (1983), Elegie für großes Orchester (Auftragswerk des ORF); „Concertare“ (1990/91) für einen Klarinettisten und Orchester (Auftragswerk des ORF für die Salzburger Festspiele 1991) ; „Mundo Perdido“ (1992) für Kammerorchester (Auftragswerk der Erste Bank der österreichischen Sparkassen für das Festival Wien modern 1992) ; „Movimenti“ (2004/06) für Violine und Orchester (Auftragswerk des Wiener Mozartjahres 2006) ; „Linie Punkt Fläche Raum“ (2004/07) für Orchester (Auftragswerk des ORF) ; „Introductio – Meditatio – Magnificat – Epilogus“ (2007/08) für hohen Sopran, Bariton, Chor und Orchester, Texte aus dem Evangelium nach Lukas, von Rainer Maria Rilke und Georg Christoph Lichtenberg (Ein Kompositionsauftrag des Bayerischen Rundfunks) ; „Música Pura“ (2010/11), Fünf Sätze für Ensemble (Auftragswerk der Sammlung Essl für das SCHÖMER-HAUS Klosterneuburg) ; „Palimpsest“ (1989/90), Musik für Mezzosopran, Bariton, Chor und Orchester auf Gedichte von Erika Burkart und Georg Trakl (Auftragswerk der Stadt Zürich).
Vokalwerke: u.a. „Kein Herbstgedicht“ (2003), Lied für Bariton und Klavier auf das gleichnamige Gedicht von Hans-Ulrich Treichel (Auftragswerk des Festivals A·DEvantgarde München), „Jetzt wohin?“ (2011/12), Spurensuche für Sprecher, Chor und Orchester auf Texte von Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine und Georg Christoph Lichtenberg, (Auftragswerk der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien).
Filmmusik: Zusammen mit Hans Werner Henze, David Graham und Marcel Wengler, Musik zur Proust-Verfilmung „Eine Liebe von Swann“ von Volker Schlöndorff (1983). Im April 2020 sollte Gerd Kühr in Graz im Rahmen der „Styriarte“ Ligetis Violinkonzert dirigieren. Aufgrund der Corona Krise konnte diese Veranstaltung nicht stattfinden und Kühr schrieb ein besonderes Stück für diese spezielle Zeit: „Corona-Meditation“. Ein Stück für beliebig viele Klaviere und für Pianistinnen und Pianisten der verschiedensten künstlerischen Niveaus, aufzuführen in jenem Raum, der der Kunst in diesem Moment offenstand, im Internet. Die Aufführung fand am 30. April 2020 statt und kann online nachgehört werden.
Link:
Gerd Kühr
Gerd Kühr (music austria Datenbank)
„DAS DIRIGIEREN HALTE ICH FÜR EIN WUNDERBAR LEBENDIGES EREIGNIS.“ – GERD KÜHR IM MICA-INTERVIEW
„INS OFFENE“ (FÜR GERD KÜHR) – COL LEGNO