Mit „Sad Moon Rising“ (Seayou Records) folgt die nächste Veröffentlichung des umtriebigen Christian Fuchs. Seines Zeichens nicht Kapitän der Fußballnationalmannschaft, sondern einer der Hauptakteure österreichischer Popularmusik der letzten Jahre – FETISH 69, BUNNY LAKE, DIE BUBEN IM PELZ und nun BLACK PALMS ORCHESTRA, das ausgerufene Herzensprojekt.
Dass der Protagonist mit dem Herzen bei der Sache ist, hört man dem Album auch durchgehend an. Mal schmachtend, mal hoffnungsvoll, mal lamentierend – jedenfalls immer voller Emotionen. Die Grenze zum Pathos wird stellenweise beinahe übertreten, gleichzeitig kratzt man in Sachen Produktion an der Soundperfektion und hat, was Gastbeiträge anderer Musikerinnen und Musiker betrifft, so einiges anzubieten: Elektronik-Guru Gerhard Potuznik, Wolfgang Frisch (Sofa Surfers), Oliver Welter (Naked Lunch), David Kleinl (Tanz Baby!), Ankathie Koi (Fijuka) und andere geben sich die Klinke beziehungsweise die Instrumente in die Hand. So es auch Live-Performances in diversen eklektischen Konstellationen geben soll, darf man beinahe von einer österreichischen Supergroup sprechen. Insbesondere Ankathie Koi drückt mit ihrer charakteristischen Stimme im Duett mit den sonoren Stimmbandvibrationen von Christian Fuchs manchen Songs ihren Stempel auf. Die Single „Home“ etwa besticht mit einprägsamen Akkordfolgen, wohlüberlegten Call-and-Response-Schemata des Duetts und einer Grundmelancholie, die nichtsdestotrotz positiven Esprit versprüht.
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Keine Wüsten und Palmen in Österreich, macht nichts
Gäbe es in Österreich Wüstenlandschaften mit ewigen Straßen, Hitzeflimmern und einsamen Palmen – „Sad Moon Rising“ wäre zweifelsfrei der Soundtrack dazu. Aber es ist ja nicht so, als könnte man einem knorrigen steirischen Wald nicht auch einen dunkel angehauchten Country-Soundtrack schreiben. „Styrian Woods“ sei jedenfalls als Kopfhörerprogramm für zukünftige Wanderungen in der Steiermark und weiteren Regionen empfohlen, durch Musik vermittelte Abgeschiedenheit und Einöde kennt schließlich keine Staatsgrenzen. Einsamkeit der etwas anderen Art wird in „The Loneliest DJ“ thematisiert, wobei auch hier durch akustische Westerngitarren unweigerlich transatlantische Stimmung aufkommt. „All The Kids We Never Had“ wird durch wehmütige Pianoklänge zu einem Höhepunkt des Albums, hier erschließt sich die Vielfalt des Albums. Die stilistische Bandbreite des Christian Fuchs dürfte hingegen weiterhin unerschlossen bleiben, nach Industrial, Elektro-Pop und Wienerlied folgt nun ein Hybrid aus Country, Folk und gemächlichem Rock – nur der Hang zu kulturellen Referenzen aller Art, der bleibt. Auf dem Debüt des Black Palms Orchestra finden sich jedenfalls durchgehend clevere Arrangements, denen man das Können des Kopfes dahinter zu jeder Sekunde anhört. Eine Ansammlung griffiger Melodien, Detailverliebtheit im Hintergrund des Soundgeschehens und insbesondere ein roter Stimmungsfaden à la Sehnsucht nach Wanderlust tragen dazu bei, die Bilder, die dieses Album der eigenen Vorstellungskraft entspringen lässt, nach und nach seiner Umwelt einzuverleiben.
Sebastian J. Götzendorfer
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