Liebhaber der von allen Genrefragen losgelösten Musik sollten am 22. September auf jeden Fall einen Konzertbesuch auf dem Schloss Seisensegg im niederösterreichischen Viehdorf in Erwägung ziehen. Mit Birds of Vienna dort zu Gast ist nämlich eine Formation, die es ganz vortrefflich und auf unnachahmliche Art versteht, sich zwischen den verschiedensten Spielformen zu bewegen. “Schubert in der Dämmerung”, so der Titel des aktuellen Programms des Trios rund um den Gitarristen und Komponisten Helmut Jasbar, zeigt sich als der überaus gelungene Versuch einer stileübergreifenden Neuinterpretation der Musik von Franz Schubert, welche nicht bei nur den Anhängern des legendären Komponisten Anklang finden sollte.
„Ich mache Popmusik für Leute, die Popmusik langweilt“, heißt es im Pressetext des von Helmut Jasbar geleiteten Trios. Und schenkt man der Musik seines Ensembles Birds of Vienna Gehör, kommt man nicht umhin, dieser Aussage ohne Einschränkungen zuzustimmen. Was der in Wien geborenen Gitarrist, Komponist und Ö1 Moderator und seine beiden Mitmusikerinnen Heidelinde Gratzl (Akkordeon) und Melissa Coleman (Violoncello) zelebrieren, sind das kunstvolle Jonglieren mit den verschiedensten Stilen, das spielerische „in Einklang bringen“ des vermeintlich Entgegengesetzten, sowie das unnachahmliche Zusammenführen des Alten mit dem Modernen. Sich von allen traditionellen Begrifflichkeiten lösend, wandelt das Dreiergespann musikalisch auf einem Pfad entstehen, welcher aufgrund seiner immensen klanglichen Vielschichtigkeit nur schwer einer bestimmten Kategorie zuzuschreiben ist. Der gebürtige Wiener übt sich im konsequenten Überwinden vermeintlicher Grenzen, er führt, als ob es nichts Selbstverständlicheres gäbe, Elemente der Klassik mit solchen des Jazz und der Popmusik zusammen und lässt auf diesem Wege einen Gesamtsound entstehen, welcher sich als ein ungemein facettenreicher und fesselnder offenbart.
In seinem Programm “Schubert in der Dämmerung” widmet der Helmut Jasbar mit seinen beiden Kolleginnen Heidelinde Gratzl und Melissa Coleman dem musikalischen Schaffen von Franz Schubert. Der Gitarrist übt sich im Versuch, dessen Stücke einer Neudeutung zu unterziehen, sie von dem ihnen zugeschriebenen Etikett „Unterhaltungsmusik“ zu lösen und durch eine behutsame Bearbeitung in einem neuen Lichte erstrahlen zu lassen. Was ihm und seinem Ensemble auch ganz vortrefflich gelingt. Helmut Jasbar reduziert Schuberts Stücke auf ihre Essenz, er legt deren Wurzen frei und führt sie auf diesem Wege gefühlvoll einem modernen Kontext zu. Die Musik offenbart sich verspielt, in einer klanglich fast unvergleichlichen Vielfalt und mit neuer Tiefe, sie fesselt, berührt und wirkt lange nach.
Bei solchen Vorzeichen können die BesucherInnen einem in der Tat faszinierenden und unvergleichlichen Konzertabend entgegenblicken. Einem, an dem jeder, der das etwas andere Musikerlebnis zu schätzen weiß, seine Freude haben wird. (mt)
Birds of Vienna: “Schubert in der Dämmerung”
22.09. Schloss Seisensegg, Viehdorf
19.10. Gläserner Saal, Musikverein, Wien
23.10. Bruckner Haus, Linz