BERNHARD EDER – “Remake”

Es braucht Selbstbewusstsein, die Musik eines anderen Künstlers herzunehmen und den eigenen Stempel draufzudrücken, ohne das Original zu verlieren. Genau dieses Selbstbewusstsein beweist BERNHARD EDER auf seinem neuen (Cover-)Album „Remake“ (Tron Records).

Die elf Lieder sind eine Art Fahrt mit der Hochschaubahn durch die Musikgeschichte. Hier ein bisschen gitarrenschwingende Oasis, da ein wenig hauchende Grace Jones und dort ein Fünkchen tieftrauriger Wolfgang Ambros, um die Mixtur perfekt zu machen. Die Songs mögen an sich gar nicht so viel miteinander zu tun haben, schließlich sind von den verschiedensten Künstlern zu sehr verschiedenen Zeiten veröffentlicht worden. Aber Eder scheint in allen dieselbe Essenz zu sehen: Melancholie.

Melancholie vereint Verschiedenes

Cover "Remake"
Cover “Remake”

Denn ganz ehrlich gesprochen: Dieses Album ist ein trauriges. Es versprüht keine Funken der Hoffnung, der guten Laune oder der Aufbruchsstimmung. Das Fröhlichste, an das es herankommt, ist milde Melancholie, als ob ein wenig Sonne durch ein Wolkenmassiv hervorbräche. Und das soll jetzt keine negative Bewertung sein. „Remake“ ist ein Album, auf das man sich einlassen muss, das schon, aber auch nur, weil es manchmal schwer ist, sich von der starken Emotionalität der Musik einnehmen zu lassen.

Wenn man aber offen dafür ist, in eine sehr melancholische Stimmung versetzt zu werden, dann ist diese Platte wirklich ein Juwel. Man hat wirklich das Gefühl, dass sich Bernhard Eder für jeden einzelnen Song viel Zeit genommen hat, um ihn bis auf die Knochen zu untersuchen und für seine Zwecke umzuformen. So wird aus dem leicht nervösen, leicht irritierendem „Never Let Me Down“ von David Bowie eine melodische, gitarrenlastige Ballade, die an Liebeslieder der 1960er erinnert. Oder aus dem astreinen Grunge-Song „Rock’n’Roll Star“ von Oasis ebenfalls eine Ballade, die zu den eher fröhlichen Songs des Albums zählt.

Ein Juwel voller Schatten

Und wirklich jeder einzelne Song hat seine Qualitäten, aber manche scheinen Bernhard Eder noch mehr zu liegen als andere. Besonders stechen „Heite drah i mi ham“ von Wolfgang Ambros, „I’m crying (Mother’s Tears)“ von Grace Jones und „Daydreaming“ von Radiohead. Letzteres ist dem Original einigermaßen ähnlich, aber das mag auch daran liegen, dass Bernhard Eders Stimme und Art zu singen sehr an die von Thom Yorke erinnert. Aber Eder bringt noch so viel Tiefe und Düsternis in den Song, dass er hier sein ganzes Potenzial entfalten kann.

Auf „I’m crying (Mother’s Tears)“ von Grace Jones wird er von der großartigen Vokalistin Mira Lu Kovacs begleitet. Das Lied wird auch wirklich von den beiden Stimmen getragen, die Instrumente scheinen ganz in den Hintergrund zu rücken. Es wird eine sanfte, behütete Atmosphäre vermittelt, hinter der – wie schon erwähnt – wieder eine tiefe Melancholie steckt. Und wenn jene noch nicht eindeutig genug hervorgetreten ist, dann tut sie es nicht zuletzt auf „Heite drah i mi ham“ von Wolfgang Ambros.

Wenn man nur ein bisschen auf den Text hört, dann merkt man, dass die Fröhlichkeit hier flöten geht. Oder auch nicht, wenn man die Perspektive des Erzählers einnimmt, für den der Selbstmord die große Erlösung zu sein scheint. Bernhard Eder meistert den Mundart-Text mit Bravour und lässt einen zumindest ein wenig verstehen, warum der Protagonist diesen Weg gehen will.

„Remake“ nimmt die Zuhörenden allgemein mit auf einen Trip, auf dem Bernhard Eder und seine gecoverten Vorbilder Hand in Hand an der Seite stehen und dabei sehr zufrieden aussehen. Wenn man also keine Angst vor Melancholie hat, dann sollte man ihn gleich buchen, den Trip.

Anne-Marie Darok

Bernhard Eder live:
22.11. Radiokulturhaus, Wien – Albumreleaseshow
25.11. Cafe Souterrain, Prague (CZ)
27.11. Prachtwerk, Berlin (D)
01.12. Polyester Klub, Oldenburg (D)
02.12. Prinz Willy, Kiel (D)
03.12. Wohnzimmerkonzert, Wattenbek (D)
04.12. Sängerknaben & Sirenen, Hamburg (D)
05.12. Pony Bar, Hamburg (D)

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