LOVEBOAT ist das Duo der beiden Multiinstrumentalisten DOMINIC MUHRER und LEONHARD GOLSER. Auf dem Debüt lassen sie Yacht-Rock wieder aufleben, indem sie sich an den Legenden der späten Siebziger orientieren. Das Album „Spaceride“ ist auf TÖCHTERSÖHNE RECORDS am 21.04.2023 erschienen. In Zuge dessen traf Dominik Beyer den Thalgauer Musiker DOMINIC MUHRER, der Österreich 2015 mit THE MAKEMAKES am Songcontest repräsentierte, im Café Weidinger in Wien mit ihm über die Produktion zu sprechen.
Emerson, Lake and Palmer oder Daft Punk?
Dominic Muhrer: Emerson, Lake and Palmer!
Lässt das Thalgau überhaupt „seichtere“ Tanzmusik zu?
Der Autor hat die pathetische Liebeshymne von THE MAKEMAKES beim Songcontest 2015 im Ohr. Die Frage ist somit in Relation zu sehen, und nicht so provokant gemeint, wie sie klingt.
Dominic Muhrer: Meinst du, weil wir zwei Eigenbrötler sind, die in der Einöde, fernab jeglicher Zivilisation, im Studio sitzen?
Mit den Bergen im Hintergrund…
Dominic Muhrer: Es ist tatsächlich so, dass es dort nicht viel gibt, außer unsere beiden Studios. Mein Studio ist auf einem kleinen Berg am Wald in Thalgau. Das Studio von Leo Golser sogar noch weiter draußen, auf einem anderen Berg in Oberalm. Natürlich auch in der Nähe von einem Wald.
Das Projekt war für uns beide ein Ausbrechen aus unserem natürlichen Musikhabitat. Wir haben einfach drauf los gejammt. Die Songs sind schnell und intuitiv entstanden. Das ist ein wenig das Ziel unserer Herangehensweise für Loveboat. Jeden Monat machen wir einen Song fertig und bringen ihn einfach raus. Neben dem Album sind jetzt schon wieder fünf neue Songs fertig.
Ehrlich gesagt warst du mir bislang als Musiker und Songschreiber bekannt. Gar nicht so als Produzent. Die Produktion klingt, als hättest du nie was anderes gemacht. Produzierst du auch für andere?
Dominic Muhrer: In letzter Zeit mehr für Film und Werbung, weil ich Geld gebraucht hab. Aber wenn es sich ergibt, gern. So gut bin ich allerdings nicht vernetzt da draußen.
Weil du vorhin schnell und wenig kopflastig erwähnt hast. Wie arbeitet man heutzutage effizient?
Dominic Muhrer: Da orientieren wir uns vielleicht eher an früher. Vor der Digitalisierung hatte man auch nicht unendliche Takes zur Verfügung. Vielleicht wurden die Takes vorab mehr probt. Heute kann man dafür schnell editieren. Aber im Grunde versuchen wir, uns schon daran zu halten, vermehrt die ersten Takes zu nehmen.
Limitiert ihr euch sonst in irgendeiner Weise, um euch nicht in einer Unzahl an Möglichkeiten zu verlieren?
Dominic Muhrer: Früher habe ich immer versucht, all meinen Output in einer Band zu vereinen. Da gab es dann auf einem Album recht viele Genres. Mittlerweile habe ich verschiedene Bandprojekte, in denen ich mich austoben kann. Das dauert dann vielleicht länger, bis man die kultiviert. Loveboat ist jedenfalls das Projekt, in dem Leo und ich unsere Liebe für die späten 1970er und 1980er austoben.
Hat die Serie was damit zu tun?
Dominic Muhrer: Die Serie hat nur zufällig was mit dem Namen der Band zu tun. Wir haben uns eigentlich nur klanglich aus dieser Ära inspirieren lassen. The Doobie Brothers, Michael McDonald, Toto… Späte Siebziger also. Das Genre wird Yacht-Rock genannt. Passend dazu haben wir noch einen klingenden Namen gebraucht, den man mit dem Genre konnotiert. Also irgendwas mit Yacht, See oder Boot. Weil es bei unseren Texten viel um Liebe geht, kamen wir auf Loveboat. Erst danach sind wir darauf gekommen, dass es eine Serie aus der Zeit gibt, die genauso heißt. Egal. Wir wollen Yacht-Rock wieder aufleben lassen. Aus dieser Ära haben viele Hip Hopper auch später gesampelt.
Was ist der Ultimative Yacht-Rock Song?
Dominic Muhrer: „I Keep Forgettin’(every time you’re near)“ von Michael McDonald.
Ist das Songwriting für Elektro-Tracks ein anderes als für eine Rockband?
Dominic Muhrer: Gute Frage. Bei uns ist der Songwriting Prozess ohnehin ein wenig anders, weil Leo und ich beide Schlagzeuger sind. „Dynamite“, die Single zum Album, ist quasi auf zwei Drumsets entstanden. Dadurch ist dann dieser leicht stressige, aber schon auch groovige Beat rausgekommen. Bei uns ist die Rhythmik voll im Vordergrund. Es muss grooven und die Percussions müssen laut sein.
Also eher nicht der Ansatz, dass ein Song mit Stimme und Klavier funktionieren muss, um sich zu bewähren.
Dominic Muhrer: Im nächsten Schritt eigentlich schon. Das sag ich auch immer. Wenn ein Song mit Akustikgitarre funktioniert, ist es ein guter Song. Aber auch das haben wir bei diesem Projekt nicht als oberste Priorität gehabt. Hauptsache es groovt und geht nach vorne.
Wie kommt das Projekt auf die Bühne?
Dominic Muhrer:Für Lemo haben wir heuer schon drei Shows supportet. Auch für Mynth. Die ersten haben wir noch zu dritt mit Florian Meindl von the Makemakes am Schlagzeug gespielt. Im Duo hat dann Leo den Drum Part übernommen. Das haben wir uns erstmal ausmachen müssen, weil wir im Studio oft abwechselnd einspielen. Natürlich kommt zusätzlich noch was von unserem virtuellen dritten Mann aus der Dose. Live spiel ich Gitarre und sing. Das funktioniert sogar echt gut zu zweit. Manchmal wechsle ich auch an den Bass. Percussions habe ich auch einiges auf der Bühne dabei. Da sorgen wir schon für Abwechslung.
Einmal hatten wir einen Part, den ich zuerst mit einer Solo Gitarre aufgenommen habe. Irgendwie habe ich in meinem Kopf aber eine Trompete gehört. Nachdem wir beide Multiinstrumentalisten sind, habe ich Leo gefragt, ob er nicht zufällig Trompete spielen kann. Bei meinem Vater steht eine, kam als Antwort. Also hat er sie schnell geholt – die Eltern wohnen nicht weit weg – und prompt diesen Part eingespielt. Das kommt live auf der Bühne natürlich auch von Leo.
Was macht Daft Punk so zeitlos?
Dominic Muhrer: Ich glaube, dass das schon sehr viel an den Harmonien liegt. Die Akkorde lehnen sich sehr an die Klassiker der späten 1970er und frühen 1980er. Das findet man bei zeitgenössischeren Pop-Acts eher selten. Zumindest nicht mit einem so einzigartigen Produktionsstil. Die haben das wirklich perfekt geschafft, diesen Sound in die Gegenwart zu holen. Wie die ihre Beats machen, ist schon ihre Eigenmarke. Diese Kombination machts für mich irgendwie zeitlos.
Vielen Dank für das Gespräch
Dominik Beyer
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Links:
Loveboat (töchtersöhne)
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