Kroatien liegt Österreich geographisch zwar nah, die Musikszenen beider Länder aber scheinen fern voneinander. Auf jeden Fall hält sich bislang der Austausch noch in Grenzen. Nachdem Kroatien in diesem Jahr eines der beiden Gastländer bei Waves Vienna war und das Festival dahingehend genutzt wurde, Bande zu knüpfen, sollte es im Rahmen des Besuchs des Austrian Music Export in Zagreb (knapp 35 VertreterInnen der heimischen Musikszene nahmen an der Reise teil) zu intensiverer Vernetzung der Szenen beider Länder kommen.
Es zeigte sich, dass der österreichischen Musikszene durchaus großes Interesse entgegengebracht wird. Zumindest lässt sich das nach der von kroatischen Musikschaffenden und Veranstaltern zahlreich besuchten Präsentation der Musiklandschaft Österreichs und der anschließenden Networking Session in der Galerija Nova durchaus sagen. Die Leute wollen wissen, wie es hierzulande abläuft, wie die Strukturen und Fördersysteme aussehen, was vielleicht hier ein wenig besser aufgestellt ist und was man eventuell auch auf die eigene Szene übertragen kann. Darüber hinaus fragen sich die Musikschaffenden der Nachbarländer (Gäste aus Slowenien und der Slowakei waren ebenso zugegen) klarerweise auch, wie sie Eingang beim österreichischen Markt finden könnten.
Näher zusammenrücken und… Partner in Österreich finden
Kroatien selbst zeigte sich als ein musikalisch sehr vielfältiges Land – anwesend waren ebenso MusikerInnen, VeranstalterInnen und BookerInnen aus den Bereichen des Jazz, der Weltmusik und verschiedener interdisziplinärer Kunstformen. Die Szene ist zugegeben eher klein und überschaubar, dafür aber umso lebendiger. Vieles, vor allem kleinere Veranstaltungen und Clubs, wird über Eigeninitiativen organisiert, große Festivals dagegen laufen oftmals in Kooperation mit dem Tourismus. Ein häufig geäußerter Wunsch war, Partner in Österreich zu finden, mit denen man gemeinsam Projekte initiieren und vorantreiben kann.
Seinen Ausklang fand der Besuch des Austrian Musicexport am Abend im Zagreber Club KSET mit Konzerten der vier österreichischen Acts Dust Covered Carpet, Farewell Dear Ghost, Hella Comet und Pola Riot. Rappelvoll war der Club zwar nicht, aber die Stimmung mehr als gut und ausgelassen. Alle vier Bands konnten ihre Live-Qualitäten unter Beweis stellen und dürften wohl auch den einen oder anderen Musikfan für sich begeistert haben.
Insgesamt kann man sagen, dass der kurze Ausflug in die kroatische Hauptstadt seinen Zweck erfüllt hat. Nicht nur, dass die bisher bestehenden Kontakte zwischen der österreichischen und kroatischen Musikszene vertieft werden konnten, es wurden auch zahlreiche neue geknüpft.
„Wenn sich ein gut gefüllter Reisebus mit Musikern und Musikerinnen, Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von Festivals, Agenturen und Konzertveranstaltern, Managements, Labels, Verlagen, Musikmedien und Blogs, bereits frühmorgens auf die Reise von Wien über Graz nach Zagreb macht, dann zeigt das einen großen Bedarf nach Kontakten, Austausch und Informationen. Es hat uns unglaublich gefreut, dass das beiderseitige Interesse derartig groß war, dass wir beim Networking über hundert Anmeldungen aus Kroatien, Slowenien und der Slowakei bekommen haben und dass die Teilnehmenden so engagiert, motiviert und neugierig auf einander zugegangen sind!“ zeigen sich Franz Hergovich und Tatjana Domany von Austrian Music Export begeistert.
Michael Ternai
Foto Hella Comet: Ivana Bobinac
Fotos 2,3: Tatjana Domany, Thomas Heher
Link:
http://www.musicexport.at/