Nun, wer das bisherige Schaffen von Ash My Love mitverfolgt hat, der weiß, dass man von dieser Band aus musikalischer Sicht jetzt nicht unbedingt die Neuerfindung des Rades erwarten sollte. Eine solche haben Andreas Dauböck und Ursula Winterauer, die beiden Köpfe hinter dem Wiener Duo, eh ohnehin nicht im Sinn. Auch auf „Honeymoon Blues“ (Noise Appeal), dem nun erscheinenden neuen Album von Ash My Love, heißt es, die Lautstärkenregler der Boxen ganz noch oben drehen und abrocken. Und das auf richtig schön unsaubere und aller Perfektion fernen Art. Erstmals live präsentiert wird das neue Album am 10. Mai im Kapu in Linz.
Das, was man an dieser Band wirklich zu lieben lernt, ist die Konsequenz, mit der sie, ohne wirklich nach links oder rechts zu blicken, das eigene Ding durchzieht. Andreas Dauböck (Gitarre, Schlagzeug) und Ursula Winterauer (Bass) verzichten ganz bewusst auf allen unnötigen ausschmückenden Firlefanz und verweigern sich fast schon in radikaler Weise aller Radiokonformität. Mainstream? Der Mainstream scheint genau immer dort zu sein, wo das Zweiergespann Ash My Love eben nicht ist. Es regiert eine vom Punk beseelte Direktheit, das erfrischend Ungehobelte, diese in einen wunderbar räudigen und entrümpelten Gesamtsound übersetzte schweißtreibende Schwüle, die in den amerikanischen Südstaaten oftmals vorherrscht.
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Das musikalische Prinzip des Wiener Zweiergespanns offenbart sich als ein recht einfaches. Gitarre, Bass, Schlagzeug, eine richtig schön dreckiger, wie übersteuerter Klang und ein Songwriting, das wohl in weitester Distanz zu dem läuft, was man so als musikalisch progressiv bezeichnen würde. Nach irgendwelchen Experimenten oder anderen waghalsigen avantgardistischen Versuchen sucht man auf „Honeymoon Blues“ vergeblich. „Drei Akkorde sind mehr als genug“ heißt es im Pressetext, eine Aussage, die den Nagel wohl am treffendsten auf den Kopf trifft.
Und dennoch, wiewohl alles auf das Simpelste reduziert ist und sich doch fast schon etwas zu vorhersehbar liest, verhält es sich letztlich überraschenderweise dann doch ganz anders. Denn das, was Andreas Dauböck und Ursula Winterauer wirklich ganz exzellent beherrschen, ist, eben mit diesen drei, manchmal etwas unrunden und in ihrem Stil von Blues bis Rock reichenden Akkorden richtig lässige Geschichten zu erzählen. Es kommt viel Stimmung und Atmosphäre auf, lauscht man sich durch die Nummern, es setzen sich von der ersten Sekunde an unweigerlich sofort Roadmovie-artige Bilder von endlosen sumpfigen Landschaften in Kopf fest. Eine Reaktion, die sich in so authentischer Weise überlicherweise nicht allzu oft einstellt.
„Honeymoon Blues“ ist ein Album geworden, dass wirklich Spaß macht und auch deutlich nachhaltiger wirkt, als vieles, was man sonst so im Sektor Rock präsentiert bekommt. Ein echt gelungenes Stück Musik. (mt)
Ash My Love live
10.05. Kapu, Linz
15.05. Wakuum, Graz
17.05. Rhiz, Wien
Foto Ash My Love: Gnidam