Aus guter, jahrzehntelanger Tradition heraus eröffnet artacts den europäischen Festivalreigen zu Beginn des nahenden Frühlings – und das mittlerweile bereits zum 25. Mal! Vom 13. bis 16. März 2025 findet das Festival in St. Johann in Tirol statt. Der Tradition der Black Music und der Freien Improvisation durchaus verpflichtet, präsentiert sich das Programm auch in diesem Jahr spannend – stets mit dem Anspruch, auf starken Fundamenten neue Klangerlebnisse und Musizierformen zu erschließen.
Eröffnet wird das Festival bereits am Donnerstagabend mit einem kleinen Get-Together-Konzert in der Vinothek Weinkiste, bei dem die wunderbare Bassklarinettistin Susanna Gartmayer auftritt. Im regulären Line-up finden sich in diesem Jahr unter anderem die sagenumwobene Band The Fish – ein Hochamt des Free Jazz –, ein eigens in Auftrag gegebenes Werk der iranischstämmigen österreichischen Klarinettistin Mona Matbou Riahi sowie ein fulminantes Nachmittagskonzert zwischen Johann Sebastian Bach und Freier Improvisation mit der Cellistin Soizic Lebrat. Schulter an Schulter musizieren Held:innen wie Zoh Amba, Isabelle Duthoit, Steve Swell, Keefe Jackson und Jean-Luc Guionnet.
Donnerstag, 13. März, 19.00 Uhr
Vinothek Weinkiste, St. Johann in Tirol
Get Together: Susanna Gartmayer solo – Neue Stücke für lange Klarinetten
Susanna Gartmayer, Bassklarinettistin und Komponistin, ist seit den 2000er-Jahren in der Experimentalmusik aktiv. Sie gründete mehrere Ensembles und beschäftigt sich mit den Klangmöglichkeiten tiefer Klarinetten, offenen Kompositionsformen und Improvisation. Seit 2015 organisiert sie mit Thomas Berghammer und Didi Kern die Monday Improvisers Session in Wien. Mit der Uraufführung ihres Werks sugar 6ttt bei artacts ’23 begeisterte sie das Publikum. Beim diesjährigen Festival tritt sie zudem auch mit dem klingt.org.orchestra auf.
Freitag, 14. März, ab 19.00 Uhr
Alte Gerberei, St. Johann in Tirol
Der zweite Festivaltag beginnt mit dem Wild Chamber Trio, das nach 14 Jahren wieder vereint auftritt. Elisabeth Harnik (Piano), Clementine Gasser (5-saitiges Cello) und Gianni Mimmo (Sopransaxophon) beweisen, dass Kammermusik auch ohne Rhythmusgruppe energetisch und radikal neu klingen kann. Harnik ist eine international anerkannte Improvisatorin und Komponistin, Gasser erkundet die Improvisationsszene von Wien bis Luzern, während Mimmo sich mit experimenteller Musik und interdisziplinären Projekten beschäftigt.
Danach folgt das the.klingt.collective, ein Ensemble aus führenden Köpfen der Wiener Experimental- und Elektronikszene, das 2022 von dieb13 gegründet wurde. Neun Musiker:innen, darunter Martin Brandlmayr, Susanna Gartmayer und Billy Roisz, verbinden analoge und elektronische Instrumente zu einem organischen Klangbild.
Mit dem Erosão Percussion Trio entfaltet sich ein perkussives Feuerwerk: Die brasilianische Musikerin Mariá Portugal vereint mit Emilio Gordoa und Burkhard Beins brasilianische Percussion, Echtzeitmusik und experimentelle Klänge.
Zum Abschluss bringt das Quartett Swell/Sjöström/Kaufmann/Buck Free Jazz auf höchstem Niveau. Posaunist Steve Swell, Saxophonist Harri Sjöström, Pianist Achim Kaufmann und Schlagzeuger Tony Buck garantieren eine kraftvolle, improvisatorische Reise – ein Höhepunkt des Festivals.
Samstag, 15. März, ab 13.30 Uhr
Alte Gerberei, St. Johann in Tirol
Der dritte Tag des Festivals beginnt mit Soundcabs, einer interaktiven Klanginstallation, die den Besucher:innen ein einzigartiges Klangerlebnis bietet.
Anschließend folgt im JUZ St. Johann das Konzert Lauschen & Plauschen für die Kleinsten. Mariá Portugal (BRA) sorgt mit ihren Perkussionsinstrumenten für ein musikalisches Erlebnis für Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren. In einem entspannten Ambiente können die Kleinen sich frei bewegen, während die Erwachsenen bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch kommen können. Das Konzert dauert etwa 30 Minuten und schafft einen gemütlichen Rahmen für die ganze Familie.
In der Galerie der LLA Weitau präsentiert die französische Cellistin Soizic Lebrat ihre Solo Suite. Nach einer klassischen Ausbildung wandte sich Lebrat der Improvisation zu und bietet eine spontane Neuinterpretation von Johann Sebastian Bachs erster Suite in G-Dur für Violoncello solo. Ihre Improvisation ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Bachs Werk, die das Publikum auf eine musikalische Entdeckungsreise einlädt.
Am Abend geht es in der Alten Gerberei weiter, wo gleich mehrere beeindruckende Acts auftreten:
Milla & Trilla: Die katalanische Pianistin Jordina Millá und der spanische Schlagzeuger Vasco Trilla bilden ein dynamisches Duo, das mit innovativen Improvisationen und einem weiten Klangspektrum zu begeistern weiß. Ihre Zusammenarbeit entfaltet sich durch komplexe, aber dennoch fließende Improvisationen, die die Zuhörer:innen fesseln.
Crop Sequences: Ein einzigartiges Quintett mit Thomas Berghammer (Trompete), Jakob Gnigler (Tenorsaxophon), Isabella Forciniti (modularer Synthesizer), Vinicius Cajado (Kontrabass) und Martin Brandlmayr (Schlagzeug). Das Ensemble kombiniert akustische Jazzimprovisation mit elektronischen Klängen und bietet ein aufregendes und vielschichtiges Klangspektrum.
Jackson/Berman/Strøm/Østvang: Dieses Quartett verbindet die kraftvolle Zusammenarbeit von amerikanischen und skandinavischen Musikern. Keefe Jackson (Tenorsaxophon, Bassklarinette) und Josh Berman (Cornet) aus Chicago treten gemeinsam mit den Norwegern Jon Rune Strøm (Kontrabass) und Tollef Østvang (Schlagzeug) auf. Ihre Musik basiert auf melodischen Themen und offener Improvisation, die immer wieder neue, unerwartete Wege gehen.
Zoh Amba’s Bhakti: Der Abend wird mit der aufstrebenden Tenorsaxophonistin Zoh Amba und ihrem Trio abgerundet. Zusammen mit Nick Dunston (Kontrabass) und Chris Corsano (Schlagzeug) bringt sie mit ihrer Musik eine tiefgehende emotionale Intensität und spirituelle Kraft auf die Bühne. Ihr Album Bhakti zeigt die Bandbreite ihrer Ausdrucksmöglichkeiten, von leidenschaftlichen Ausbrüchen bis zu melancholischen Bluesklängen.
Sonntag, 16. März, ab 13.30 Uhr
Alte Gerberei, St. Johann in Tirol
Am letzten Tag des Festivals erwartet uns eine beeindruckende Mischung aus experimentellen Klängen und kreativen Improvisationen.
Diving into the Wreck (A): Das Projekt von Mona Matbou Riahi, der Klarinettistin und Komponistin, begibt sich auf eine Reise zwischen akustischer und elektronischer Musik. Gemeinsam mit Isabella Forciniti (modularer Synthesizer), Manu Mayr (Bass) und Amir Bahador Ashrafzadeh (Visual Arts) erschaffen sie eine Soundwelt, die von Adrienne Richs Gedicht Diving into the Wreck inspiriert ist. Mit Elementen aus Drone, Noise und Elektronik entsteht eine einzigartige, futuristische Klanglandschaft. Die Uraufführung des Werks findet in einer Autowerkstatt statt und verspricht ein intensives und innovatives Hörerlebnis.
Vicente/Edwards/Trilla (POR, UK, ESP): Das Trio mit Luis Vicente (Trompete), John Edwards (Kontrabass) und Vasco Trilla (Schlagzeug, Perkussion) bietet ein wahres Meisterwerk der freien Improvisation. Mit einer intensiven Auseinandersetzung von Texturen, Klangverdichtungen und explosiven Passagen entfaltet sich eine energiegeladene Darbietung. Die drei Musiker, die international zu den führenden Akteuren im Bereich des freien Jazz zählen, ziehen das Publikum mit ihrer musikalischen Freiheit und Virtuosität in ihren Bann.
Rouge (FRA, JAP): Das Trio um Isabelle Duthoit (Stimme, Klarinette), Soizic Lebrat (Cello) und Yuko Oshima (Schlagzeug, Perkussion) steht für subtile, freie Improvisation. Ihre Musik bewegt sich zwischen Besonnenheit und leidenschaftlicher Energie und folgt einer geheimen Dramaturgie. Die Musikerinnen schenken den Klängen Raum und kreieren eine intime, ritualhafte Atmosphäre, die den Moment einfängt.
The Fish (FRA): Das französische Trio mit Jean Luc Guionnet (Altsaxophon), Benjamin Duboc (Kontrabass) und Edward Perraud (Schlagzeug) kehrt nach St. Johann zurück, um mit einer intensiven Auseinandersetzung des Free Jazz die Festivalbesucher zu begeistern. Mit einem unverwechselbaren Klang, der an die Spiritualität und Energie des New Thing erinnert, entfaltet sich eine Darbietung, die an die legendarischen Auftritte von Cecil Taylor und Albert Ayler erinnert. Dieses Trio, das bereits 2008 beim Festival zu erleben war, liefert einen kraftvollen und unvergesslichen Abschluss des Festivals.
Sound Cabs
Das Privatkonzert nur für einen allein – am Samstag, 15. und Sonntag, 16. März von 13.30 bis 15.15 Uhr können Festivalbesucher in der Sound Cab am St. Johanner Hauptplatz vor dem Postamt ein Privatkonzert bestellen. Musiker:innen des Festivals spielen dort solo in einer Kabine für ein bis zwei Gäste ein drei Minuten langes Improvisationsstück. Das detaillierte Programm mit den teilnehmenden Musiker:innen wird während des Festivals in der Alten Gerberei sowie direkt an der Sound Cab verfügbar sein.
artacts-Kids-Workshop mit dieb13
Das Orchester der Gegenwart
Workshop / Konzert
Das Orchester der Gegenwart für Menschen zwischen 8 und 14 Jahren aus und um St. Johann in Tirol
Wann & Wo:
Workshop: Alte Gerberei, St. Johann in Tirol
Freitag, 14. März 2024: 15.00 – 17.30 Uhr
Samstag, 15. März 2024: 14.00 – 17.30 Uhr
Sonntag, 16. März 2024: 11.00 – 14.00 Uhr
Aufführung: Sonntag, 16. März 2024 / 14.00 Uhr
Galerie der Marktgemeinde St. Johann in Tirol
In einem dreitägigen Workshop wird ein gemeinsames Musikstück auf der Basis von Improvisation erarbeitet und im Rahmen des artacts Festivals zur Aufführung gebracht. Dieb13 (Dieter Kovačič) strukturiert den Workshop in einem spielerischen Format. Die jungen Workshop-Teilnehmer:innen bringen ihre eigenen Klänge und ihr jeweiliges musikalisches Wissen ein und lernen voneinander. Die Erarbeitung des Konzertes geschieht quasi nebenbei. Spielerfahrung auf einem Instrument ist nicht unbedingt Voraussetzung zur Teilnahme, schadet aber auch nicht. Alle Instrumente, inklusive Stimme, sind willkommen.
Info, Anmeldung:
artacts, Tel. 05352/61824, info@artacts.at, http://www.artacts.at
Teilnahmegebühren:
Gebühr pro Teilnehmer:in: € 40,- /50 % Ermäßigung für Schüler:innen der der LMS St. Johann